Das Schlangenschwert
Sie her!«
Aber es passierte nichts. Stille.
Ich lief im Zimmer hin und her, machte das Licht an, schaute ins Wohnzimmer, machte auch dort das Licht an und stürmte dann, da ich es nicht länger aushielt, ins Erwachsenenschlafzimmer. Ich öffnete die Türflügel, obwohl mir klar war, dass ich mich ungezogen benahm.
Lions Eltern lagen auf einem breiten Doppelbett. Ihre Augen waren halb geöffnet, das Weiße war zu sehen.
Ihnen allen war irgendetwas zugestoßen!
»Ich komme gleich wieder, ich beeile mich...«, flüsterte ich im Gehen. »Ehrenwort, euch wird geholfen...«
Vielleicht hatten sie sich irgendwie vergiftet?
Mir war jedoch klar, dass diese einfachen Erklärungen nicht stimmten. Das ähnelte der Überzeugung Lions, dass ich mir den Banditen, den Agenten des Inej, nur eingebildet hatte... Könnte wahr sein, ist es aber nicht.
Ich schloss die Tür auf, sprang aus dem Cottage und rannte zu Kapitän Stasj. Rannte dorthin in der vollen Überzeugung, dass der falsche Ritter vom Avalon ebenfalls auf dem Boden liegen, Speichel aus seinem Mund laufen und er stumpfsinnig ins Nichts starren würde. Kapitän Stasj verbrannte seine Sachen. Aus seiner ausgestreckten Hand entsprang eine dampfende Schnur, tanzte im Zimmer umher wie eine Feuerschlange und hüllte die Computerblöcke, Taschen und Köfferchen ein. Die Flamme schaffte es nicht aufzulodern – alles zerfiel augenblicklich in Asche. Die Rauchmelder hatte er abgeschaltet, denn eine Sirene war nicht zu hören.
»Kapitän Stasj!«, rief ich. Der Ritter wandte sich um, das Feuer erstarb. Ich konnte gerade noch sehen, dass etwas Wendiges, von silbrigen Schuppen Bedecktes im Ärmel seiner Jacke verschwand. Aber das interessierte mich jetzt nicht.
»Dort, dort ist was passiert! Lion schläft und seine ganze Familie schläft und sie wachen nicht auf...«
»Ich weiß.« Stasj nahm die einzige Tasche, die er nicht verbrannt hatte, vom Boden. »Der Taxidienst reagiert nicht. Die Invasion des Inej hat begonnen, Tikkirej.«
»Stasj...«
»Gehen wir, Tikkirej. Wir werden versuchen, uns zum Kosmodrom durchzuschlagen.«
Ich schüttelte den Kopf. Der tote Spion des Inej hing unverändert an der Wand, aber er erschreckte mich nicht mehr.
»Kapitän Stasj, dort sind doch Lion und seine Eltern! Helfen Sie ihnen!«
»Tikkirej!«, erwiderte Stasj betont. »Ich werde dir heraushelfen, da du schon so tief in alles hereingeschlittert bist. Aber ich habe nicht vor, jemand anderen zu retten. Weder Kinder noch Frauen noch alte Leute. Auf diesem Planeten gibt es 700 Millionen Menschen, sie alle benötigen Hilfe. Allen muss geholfen werden, nicht nur deinem Freund.«
»Aber, Kapitän...«
»Keine Diskussionen! Kommst du mit?«
Ich trat zur Tür zurück. Ich hatte Angst, fürchterliche Angst. Und Kapitän Stasj, der Phag vom Avalon, war mein einziger Schutz auf dem wunderbaren Planeten Neu-Kuweit, der innerhalb eines Augenblicks in einen Alptraum gesunken war.
»Sie haben so überzeugend gesprochen, Kapitän Stasj«, flüsterte ich, »davon, dass wir alle logisch handeln würden... und das wäre schlecht. Ich habe Ihnen geglaubt. Wirklich.«
Kapitän Stasj schwieg.
»Verzeihen Sie«, sagte ich.
»Wo wohnt dein Freund?«, fragte Stasj.
»Es ist gleich hier, nicht weit weg!«, rief ich aus. »Kommen Sie, es dauert nur eine Minute!«
Im Wirklichkeit hatte man rund fünf Minuten zu gehen. Mir kam es aber vor, als ob wir eine Viertelstunde bräuchten. Stasj schritt weit aus, ich lief nebenher und hielt mit Müh und Not Schritt. Stasj hielt die ganze Zeit die rechte Hand etwas entfernt vom Körper, und ich war davon überzeugt, dass jederzeit ein Feuerball explodieren könnte.
»Und das ist trotzdem ein Schlangenschwert...«, meinte ich schnell atmend.
»Wie oft soll ich dir noch sagen, dass es kein Schwert ist«, wies mich Stasj zurecht, »eine Plasmapeitsche ist entschieden universeller.«
Die Cottagetür stand noch offen. Stasj schaute schnell ins Schlafzimmer von Lions Eltern, fühlte ihnen den Puls, führte die Handfläche über das Gesicht und schaute dann traurig. Ohne etwas zu sagen, ging er ins Kinderschlafzimmer.
»Ist das dein Freund?«
»Ja!«
»Wir haben noch niemanden in der Phase der Wiedergeburt beobachtet«, meinte Stasj. »Ich hätte den kleineren Jungen bevorzugt, er ist leichter zu tragen. Aber wenn du willst, nehmen wir deinen Freund. Und... und versuchen ihm zu helfen. Es gibt keine Erfolgsgarantien, das verstehst du hoffentlich.«
Ich verstand,
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