Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Schlangenschwert

Das Schlangenschwert

Titel: Das Schlangenschwert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Lukianenko
Vom Netzwerk:
Alle besaßen gewöhnliche Shunts der Mittelklasse.«
    Ich schwieg und fand keine Erwiderung. Lion atmete regelmäßig. Die Decke, in die er eingewickelt war, rutschte herunter. Da bemerkte ich, dass auch er eingenässt hatte.
    »Kapitän Stasj, hören Sie, Lion... also, er...«
    »Ich weiß. Ich konnte es spüren, als ich ihn trug«, äußerte Stasj ironisch.
    »Nein, das meine ich nicht! Das ist doch wie bei der Arbeit in Dauerbetrieb! Verstehen Sie? Als ich das erste Mal angeschlossen wurde, als Test, ging es mir genauso. Und wenn man in der Flasche liegt, wo man sich nicht unter Kontrolle hat, ist sogar alles speziell dafür hergerichtet, damit...«
    Stasj warf mir schnell einen Blick zu und konzentrierte sich dann wieder aufs Fahren. Dann meinte er: »Könnte sein. Aber wo hast du hier einen Onlineanschluss, Tikkirej?«
    »Keine Ahnung. Aber das ist Arbeit in Dauerbetrieb!«, bekräftigte ich. »Ich habe das mitgemacht, ich bin mir sicher!«
    »Weißt du, mir gefällt deine Hartnäckigkeit«, sagte Stasj gedankenverloren, »aber was kann man auch von einem Jungen, der vor der Zwangsarbeit flüchtete und die herzlosen Kommerzkosmonauten erweichte, anderes erwarten?«
    Das Kompliment war zweischneidig, aber ich fühlte mich geehrt.
    »Wir sind da«, sagte Stasj und stoppte den Bus vor einem ganz kleinen Raumschiff mit einem Durchmesser von vielleicht zehn Metern.
    »Ich dachte, Sie hätten ein großes Raumschiff«, konnte ich mich nicht zurückhalten.
    »Die superkleinen Raumschiffe ermöglichen die Navigation durch einen Einzelnen«, erklärte Stasj, »ohne Module, verstehst du?«
    Ich zuckte zusammen. Ich hatte gar nicht daran gedacht, dass – wenn Stasj sein eigenes Raumschiff hatte – dort auch »Gehirne in der Flasche« sein müssten!
    »Ich habe keine Module«, meinte Stasj rücksichtsvoll, »entspann dich. Im Notfall können einige Menschen in Dauerbetrieb gehen, aber normalerweise ist das nicht notwendig. Je kleiner das Schiff ist, desto einfacher ist der mathematische Navigationsapparat im Zeittunnel.«
    Am Raumschiff öffnete sich eine Luke. Wir betraten die winzige Schleusenkammer, Stasj schloss sofort die Luke, bewegte seinen Kopf – und an den Wänden lebten die verschiedensten Geräte auf. Er hatte wirklich einen Funkadapter.
    »Ich verspreche keinen Komfort, aber dafür verschwinden wir«, sagte Stasj. »Aber was machen wir mit deinem Freund...?«
    »Verfügen Sie über Geräte zur Kontrolle seines Gehirns?«, fragte ich.
    »Zur Feststellung einer Arbeit im Dauerbetrieb?«, konkretisierte Stasj.
    Ich nickte.
    »Tikkirej, unsere Zeit ist wahrscheinlich äußerst begrenzt...«, begann Stasj. Dann winkte er ab und trug Lion zu einer der Türen.
    Dort befand sich der Navigationsraum – ebenfalls klein, mit drei Sitzen vor dem Pult. Hinter den Sesseln sah man eine kleine Nische, die nicht einmal mit einer Wand abgeteilt war. Und in ihr befanden sich zwei halbdurchsichtige Zylinder aus dunklem Glas mit den bekannten Betten.
    Ich begann sofort zu zittern.
    »Entschuldige, aber das ist die einfachste Diagnosemöglichkeit«, stieß Stasj heraus. Er öffnete einen Zylinder, legte Lion hinein, holte ein Kabel und schloss es an Lions Neuroshunt an.
    Ich wartete schweigend, schaute auf den Freund und biss die Zähne zusammen. Er hatte mich noch darum beneidet, dass ich auf Dauerbetrieb war, dieser Dummkopf!
    »Komm her, Tikkirej«, rief mich Stasj, »schau dir das an...«
    Am Kopfende des Bettes leuchtete ein kleiner Bildschirm. Ich verstand keines der Symbole und Stasj erläuterte:
    »Sein Gehirn arbeitet. Ich würde nicht riskieren, das als Dauerbetrieb zu bezeichnen, da er ja isoliert arbeitet, aber die Struktur ist der von Onlineoperationen sehr ähnlich.«
    »Und was verarbeitet er?«
    Stasj zuckte mit den Schultern.
    »Wenn man das wüsste... Wir werden jetzt die Belastung messen.«
    Seine Finger glitten über die Sensoren.
    »Er ist intensiv tätig«, meinte Stasj einigermaßen erstaunt, »oho, wie die Glukose abgefallen ist... dein Freund ist jetzt sehr beschäftigt. Verstehst du, Tikkirej, das menschliche Gehirn arbeitet gern. Denkt gern. Bei der Arbeit im Dauerbetrieb öffnet es alle seine Ressourcen für die Datenverarbeitung. Der Nachteil besteht darin, dass es dabei keinerlei Entscheidungen trifft, und die Gebiete, die für den Prozess der Zielbestimmung verantwortlich sind, erweisen sich als überflüssig. Und beginnen abzusterben als etwas Unnötiges, wandeln sich um... Teufel!«
    Er

Weitere Kostenlose Bücher