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Das Schlangenschwert

Das Schlangenschwert

Titel: Das Schlangenschwert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Lukianenko
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Toiletten.
    Es wäre besser, wenn Tarassow selbst das Schlangenschwert vernichten würde! Es war trotz allem ein wenig lebendig... Andererseits musste ich alles selber machen, wenn ich hier arbeiten wollte. Sogar wenn es äußerst unangenehm war.
    Im Utilisatorraum war niemand. Das große Metallaggregat knurrte zufrieden beim Zermahlen von irgendwelchem Müll. Ich drückte einen Knopf und aus der Aufnahmeluke glitt ein gewaltiges Keramiktablett heraus.
    »Niemand kann etwas dafür, dass es so viel wie zehn Panzer kosten würde, dich zu reparieren!«, sagte ich zur Peitsche und legte sie in die Luke. Auf der Anzeige leuchteten sofort Ziffern auf – Gewicht und prozentualer Metallanteil im Objekt. Ich wählte den Modus »völlige Zerstörung«, was bedeutete, dass die Peitsche zuerst von den Cuttern zerkleinert, dann eingeschmolzen und letztendlich zu Feinstaub zermahlen würde. Ich bemühte mich, nicht auf die sich schwach bewegende Schlange zu schauen, bestätigte das Programm und drehte mich weg, um so schnell wie möglich gehen zu können und nichts hören zu müssen.
    Etwas klammerte sich an mein Handgelenk!
    Ich schrie auf und drehte mich um. Die Luke war schon dabei, sich zu schließen, aber die Peitsche schlängelte sich plötzlich heraus und wickelte sich fest um meinen Arm. Für eine Sekunde vor Schreck unfähig, einen Gedanken zu fassen, befürchtete ich, dass ich jetzt gemeinsam mit ihr in den Utilisator gezogen oder mir die Hand abgerissen würde!
    Aber der Utilisator war nicht von Dummen geschaffen worden. Als der Verschluss auf den Körper der Schlange stieß, stoppte er sofort und ging wieder auf. Auf der Anzeige erschien der Hinweis: »Überprüfen Sie die Lage des Objektes in der Luke, ein hermetischer Verschluss ist nicht möglich!«
    Die Schlange jedoch schlängelte sich eiligst aus der Luke und kroch unter meinen Pullover!
    Mein erster Gedanke war: Schreien! Entweder war die Schlange verrückt geworden oder sie hatte verstanden, und zwar wirklich verstanden, dass sie vernichtet werden sollte. Aber sie war doch nicht dermaßen intelligent!
    Ich schrie nicht. Und das war auch gut so, denn die Schlange drückte sich schon an mich und umwand in weichen, fast unbemerkbaren Ringen meinen Arm. Für einen Augenblick schaute der Kopf aus dem Ärmel. Das Loch der Plasmakanone öffnete und schloss sich, als ob ein Ungeheuer das Maul aufriss und den Utilisator anzischte...
    Das Schlangenschwert hatte sich an mich gebunden!
    In ihr hatte ein Imprinting auf mich stattgefunden!
    Ich stand versteinert da und versuchte herauszufinden, was nun zu tun war. Sich an Tarassow wenden? Für die Peitsche gab es nur einen Weg – in den Utilisator. Sie war ja kein Lebewesen, sondern eine Maschine... und wenn sie sich erst einmal jemandem angeschlossen hatte, würde sie sowieso niemand anderem mehr dienen... Aber ich war kein Phag und würde nie einer sein... und nur die Phagen dürfen Peitschen besitzen...
    Meine Knie wurden weich.
    Ich schwenkte den Arm in der Hoffnung, dass die Schlange abgehen und herunterfallen würde. Von wegen! Es wäre einfacher gewesen, die Finger zu verlieren!
    »Hau ab! Geh weg!«, schrie ich.
    Und die weichen Ringe fielen plötzlich von meinem Arm ab. Die Schlange begann langsam herauszukriechen und sich in die Luke zurückzulegen. Folgsam und hörig. Nicht wie eine Maschine, sondern wie ein gehorsamer Hund.
    »Bleib...«, flüsterte ich, »bleib!«
    Die Schlange zog sich augenblicklich zurück. Sie fing schon an, meine Befehle zu verstehen!
    Die Ziffern, die das Gewicht des Schlangenschwerts anzeigten, leuchteten noch auf dem Bildschirm. Eilig holte ich meine Kreditkarte heraus, stellte den Taschenrechner an und speicherte:
    »607 g, 9 %«. Das Gewicht in Gramm und den prozentualen Metallanteil.
    Neben dem Utilisator stand ein Müllkübel, in den allerlei nicht geheimer Müll geworfen wurde, um abends alles mit einem Mal zu entsorgen und das Aggregat nicht wegen jeder Kleinigkeit anschalten zu müssen. Daraus begann ich zerrissenes Papier, Kaffeebecher, Schokoladenverpackungen und irgendwelche Schräubchen mit zerkratzter Windung sowie kaputte Platinen zu holen. Was machte ich da? Ich würde vor Gericht kommen! Sie würden mich vom Planeten jagen!
    Aber ich konnte doch jetzt nicht das Schlangenschwert in den Utilisator werfen!
    Ich hatte nie ein Haustier besessen. Für einen Hund oder eine Katze musste man einen großen Sozialanteil bezahlen. Meine Eltern konnten sich das nicht leisten. Sie

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