Das Schlangental - Neal Carey 3
Richtung locken wollte.
Oder es zumindest versuchte.
»Eleanor wird mit den Jahren durchschaubar«, sagte Steve. »Wenn sie nach Osten geht, kann man ziemlich sicher sein, daß ihr Junior irgendwo im Westen unter einem Busch liegt.«
Und so war es auch. Ein niedliches, großäugiges Kälbchen sah sie beinahe dankbar an, daß das Versteckspiel so schnell zu Ende gegangen war. Es stemmte sich auf zittrige Beine, während Eleanor beschützend herübergetrottet kam. Steve stieß sie mit dem Gewehrkolben in die Seite.
»In die Scheune, dumme alte Eleanor.«
Sie brauchten ungefähr vierzig Minuten, um Kuh und Kälbchen zurückzutreiben, und nochmal zwanzig, um Eleanors Kopf zwischen die Pfosten zu locken, indem sie eine große Handvoll aromatischen Alfalfas in den Trog packten. Eleanor schluckte den Köder und Steve knallte die Türe hinter ihr zu, wobei er gerade noch seine Hand wegziehen konnte, bevor Eleanor versuchte, mit einer schnellen Kopfzuckung seine Finger zu zerquetschen.
»Wir werden beide langsamer, altes Mädchen«, sagte Steve ohne Bitterkeit. Dann schlich er sich um sie herum, wich ihrem Tritt aus, schlang ihr ein Seil um die Hüften, packte es hinter ihrem Euter und zog es zu. Er band es an einem Pfosten fest und trat zurück. Sie wollte wieder austreten, überlegte es sich aber plötzlich anders und muhte statt dessen laut und wütend. Dann beruhigte sie sich und begann, ihr Heu zu kauen. Ihr Kalb kam sofort angeschlichen und begann zu saugen.
»Holen Sie das neue, ja?« bat Steve. Er sah sich schnell um, langte hinter einen anderen Pfosten und holte ein Päckchen Lucky hervor.
Neal ging hinaus in den Pferch, fand das Kalb an den Zaun gekuschelt und scheuchte es in die Scheune. Es mußte nur einen Blick auf Eleanors geschwollenes Euter werfen und dockte sofort an. Sie versuchte noch einmal, auszutreten, gab auf und entschied sich offensichtlich, als die Kälbchen sich glücklich an sie schmiegten, daß sie nun die Mutter von Zwillingen war.
Steve zog zufrieden an seiner Zigarette, während er das alles beobachtete.
»Ich liebe dieses Land«, sagte er.
Er hatte es vom ersten Augenblick an geliebt, in dem er es gesehen hatte, erzählte er Neal beim Essen, vor über zwanzig Jahren, als Peggy und er die Idee aufgegeben hatten, in Kalifornien Salat zu züchten. Sie hatten ihre paar Besitztümer in ihren schrottreifen Wagen gepackt und waren nach Reno gefahren, gen Osten, wo Steve Glück im Spiel – und in der Liebe – hatte. Das war der Anfang einer Glücksträhne, die Peggy mit heißer Hand und drei gewürfelten Siebenen nacheinander krönte.
Sie beschlossen, sich ein bißchen Urlaub zu gönnen und verließen Reno gen Osten, bis sie schließlich hier im Reese River Valley landeten. Ihr gefiel es auch, also beendeten sie ihren Urlaub, kauften dieses Stück Land, bekamen einen guten Deal auf einen alten Wohnwagen und ließen sich nieder.
Steve ergatterte einen Job als Fahrer des Minen-Lasters drüben am Round Mountain, und Peggy kellnerte im einzigen Restaurant der Stadt. In ihrer Freizeit rodeten sie genug Land für einen Pferch und eine Scheune.
Peggy begann, sich um den Garten zu kümmern, verlor den Ertrag davon jedoch an Käfer und Kaninchen. Dann fing sie noch mal hinter einem Maschendrahtzaun an, der ungefähr einen Monat Trinkgeld gekostet hatte. Steve begleitete ein paar seiner neuen Freunde auf einigen nicht ganz legalen Jagdausflügen und packte eine Winterladung Wildbret in eine Kühltruhe, die er aus vierter Hand von Brogan gekauft hatte.
Sie wohnten zwei Jahre im Wohnwagen, bevor sie genug Geld für ein Haus gespart hatten. Das hieß zwei Jahre lang Laster um enge Haarnadelkurven steuern. Zwei Jahre Kaffee eingießen, Burger wenden und geflüsterte Kommentare über ihr »hübsches Hinterteil« mit einem bösen Blick ignorieren, und einmal einem Trucker fast den Arm abzureißen, der ihrem hübschen Hinterteil zu nahe gekommen war. Zwei Jahre jeden Penny sparen, abgesehen von ihren vierzehntäglichen Ausflügen in die Stadt – zwanzig Meilen entfernt –, um ein paar Flaschen Bier zu trinken und in Phil and Margie’s Country Cabaret im Takt der Country-Stücke von New Red and the Mountain Men das Tanzbein zu schwingen. Wobei Old Red mit einem halben Hektar Marihuana hinter seinem Haus eingefahren war und die Mountain Men aus zwei Männern und zwei Frauen bestanden.
Steve und Peggy hatten das Haus selbst gebaut, nachdem Kermit Wolff das Fundament gelegt hatte. Sie hatten im
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