Das Schlangental - Neal Carey 3
wirklich beachtlich«, sagte Neal. Und er meinte es so – jeder konnte die harte Arbeit und das Engagement sehen, die in Hansens Ranch steckten.
»Vielen Dank. Wollen Sie den Rest auch sehen?«
»Ja, gerne.«
Hansen führte ihn herum. Er zeigte Neal die ordentlich gebauten Scheunen, die Werkstatt, das Gerätelager. Er führte ihn an den verschiedenen Weiden vorbei, auf denen unterschiedliche Rassen grasten, und er erklärte, wie er die Beweidung wechselte, damit das Land sich erholen konnte. Er deutete auf die Waldhänge oberhalb der Weiden, in denen er Hirsche für die Tiefkühltruhe erlegte und Feuerholz schlug.
Er führte ihn in den großen Garten – beinahe ein Bauernhof für sich allein – hinter dem Haus, wo er jegliches Gemüse anbaute, das die Familie brauchte.
»Wieviel Leute arbeiten hier?« fragte Neal.
»Oh … kommt auf die Saison und die Finanzlage an. Im Augenblick ungefähr zwölf. Nicht gezählt Jory, meinen Jungen, und den Koch. Meine Frau hat früher gekocht, aber seit sie an Krebs gestorben ist…« Seine Stimme schwand. »Wir sollten zurück zu Steve gehen.«
»Danke fürs Herumführen.«
»War mir ein Vergnügen, junger Mann«, entgegnete Hansen. Dann fügte er scheu hinzu: »Danke für Ihr Interesse.«
Steve lehnte am Truck. Das Kalb stand zitternd hinten drauf.
»Tut mir leid, daß du es allein aufladen mußtest«, sagte Hansen. »Meine Leute holen gerade eine Herde zum Impfen her, und ich glaube, Jory ist mit deiner Shelly unterwegs.«
Er kicherte ein wenig, und Steve stimmte ein; der gemeinsame Scherz von zwei Teenager-Vätern.
Steve sagte: »So ist das nun mal, wenn man jung ist.«
»Ich schätze schon.«
»Oh, Bob, es ist doch nur eine dieser ›Homecoming-King-und-Queen-Geschichten‹. Sie laufen nicht weg und heiraten.«
»Nein, wohl nicht.«
»Also, paß auf dich auf, Bob.«
»Yup. War nett, Sie kennenzulernen, Neal.«
»Ganz meinerseits, Sir.«
Bobs Kopf zuckte bei dem »Sir« ein wenig nach oben, und er betrachtete Neal forschend, bevor er sich abwandte und wieder zurück in die Scheune ging.
»Klettern Sie rauf und halten das Kalb fest, Neal?« bat Steve.
»Haben Sie ein Seil?«
»Ja. Zuhause, hab’s vergessen. Nehmen Sie es einfach in den Schwitzkasten, damit es nicht rausspringt oder sich den Kopf anschlägt.«
Neal fand heraus, daß die einzige Möglichkeit, das Kalb in den Schwitzkasten zu nehmen, darin bestand, auf den Metallboden der Ladefläche des Trucks zu knien. Das war nicht allzu schlimm, bis der Truck begann, über die Holperstraße zu rumpeln. Dabei knallten Neals Knie bei jedem Loch, jedem Stein und jeder Wurzel, wovon es ungefähr zweitausend gab, auf das Metall. Neal zuckte, stöhnte, wimmerte und fluchte schließlich jedesmal, wenn seine Kniescheiben auf den Stahl schlugen, aber er hielt das Kalb fest.
Das Kalb selbst war auch nicht gerade begeistert. Muhend und zitternd ließ es einen heißen Strahl Urin auf Neals Hosenbeine niedergehen. Neal spürte, wie die Nässe durchsickerte und der Stoff an seinen Beinen klebte, aber er hielt das Kalb trotzdem fest. Bis der Truck durch ein besonders böses Loch holperte und es sich aus Neals Schwitzkasten wand und versuchte, hinten rauszuspringen. Neal ließ sich vornüber auf den Bauch fallen und schaffte es gerade noch, das linke Hinterbein zu packen.
Das war ein taktischer Fehler, weil jetzt das rechte Hinterbein frei war. Das Kalb war nicht dumm, holte aus und verpaßte ihm einen Tritt ins Zwerchfell. Neal packte den Huf, der in seinem Bauch gelandet war. Es gelang ihm, sich das Kalb in den Schoß zu kippen, wobei er herausfand, daß eine Baby-Kuh viel mehr wog, als der Baby-Mensch, den er möglicherweise nie würde zeugen können, wenn er mal von den Schmerzen zwischen seinen beiden Beinen ausging. Aber er hielt das Kalb fest.
Er konnte Steve fröhlich irgendeinen Song im Radio mitsingen hören, über eine Mutter, die ihre Kinder nicht Cowboys werden lassen wollte, was Neal nun gar nicht lustig fand. Aber dem Kalb schien es zu gefallen, weil es laut seufzte und sich in seinem Schoß entspannte. Es entspannte sich so sehr, daß es seinen Darminhalt auf jene Bereiche von Neals Hose verteilte, die es noch nicht in Urin eingeweicht hatte. Neal wünschte sich zwar, Steve hätte an das Seil gedacht, aber er hielt weiter das Kalb fest, streichelte seinen Hals, murmelte beruhigend vor sich hin. Ihm tat alles weh von seinem Einsatz, aber er hielt das Kalb fest.
Steve stoppte den Truck hinter seinem
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