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Das Schlangental - Neal Carey 3

Das Schlangental - Neal Carey 3

Titel: Das Schlangental - Neal Carey 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Don Winslow
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Nigger es riecht, grinst er. Aber schießt erst, wenn ihr seine weißen Zähne sehen könnt.«
    Das kleine Grüppchen am Fuße des Berghanges kicherte. Neal lachte mit, aber sein Magen zitterte.
    Genug gescherzt, dachte er. Legen wir los.
    »Aber im Ernst«, fuhr Hansen fort und klang wie ein Komiker in einem faschistischen Nachtclub, »wir werden in der Endphase höchstwahrscheinlich oft bei Nacht kämpfen müssen. Und auch vorher, wenn wir mit unseren Angriffen gegen ZOG beginnen, was wir bald tun werden, werden wir nächtliche Attacken bevorzugen, um unsere zahlenmäßige Unterlegenheit auszugleichen. Wir müssen lernen, schnell, leise und tödlich zuzuschlagen. Also heute nacht keine Feuerwaffen, Gentlemen. Nur Nahkämpfe.«
    Für die nächtliche grausame Version eines Versteckspiels teilten sie sich in zwei Mannschaften. Neal hoffte, dabei zu denen zu gehören, die sich verstecken mußten, was sein Vorhaben viel einfacher machen würde.
    Das Szenario bestand darin, daß eine Gang plündernder »Schlamm-Menschen« vorhatte, die Festung zu stürmen, um Lebensmittel zu rauben. Die Verteidiger würden einen überraschenden Ausfall vornehmen, um die Angreifer zu zerstreuen, und sich dann einen nach dem anderen vornehmen.
    Strekker sagte, er würde die Verteidigung leiten.
    »Ich bin Nigger«, erklärte Neal sich bereit.
    »Paßt«, befand Strekker.
    »Wir sehen uns da oben«, sagte Neal und zeigte den Berghang hinauf.
    »Verlaß dich drauf«, sagte Strekker.
    Du hast ja gar keine Ahnung, dachte Neal, wie sehr ich mich darauf verlasse, Cal.
    Hansen teilte die übrigen zu. Neal, Jory, Dave und Craig bildeten die marodierende Bande Schwarzer. Hansen, Strekker, Finley, Carlisle sowie Big und Little Johnson würden ihnen nachspüren und sie »töten«.
    »Ihr habt zehn Minuten Vorsprung«, sagte Hansen. »Verteilt euch gut.«
    Ja, ja, geht klar, dachte Neal, als er davonrannte. In diesen zehn Minuten muß ich soviel Abstand zwischen mich und alle anderen bringen wie möglich. Abstand ist gleich Zeit, und ich brauche Zeit.
    Er rannte über den Beifuß den Berg hinauf, bis er glaubte, daß niemand mehr seinen Umriß ausmachen konnte. Dann wandte er sich nach rechts, lief quer zum Berghang. Er stoppte erst, als er einen kleinen Einschnitt fand, in dem er sich verstecken konnte. Er hoffte, daß er weit genug südlich war, um nicht beim ersten Durchgang gefunden zu werden. Er zog seine Jeansjacke und die weite Leinenhose aus. Darunter trug er einen schwarzen Rolli und schwarze Jeans. Er holte eine Dose mit schwarzem, wasserhaltigem Make-up aus seiner Tasche und verstrich es auf Gesicht und Händen. Er zog sich einen schwarzen Strumpf über das Gesicht, dann eine schwarze Mütze über den Kopf. Er nahm zwei dünne Stahlkabel, jedes etwa sechzig Zentimeter lang, und knotete sie sich um die Hüfte. Dann legte er sich flach auf den Boden und wartete.
    Er dachte daran, aufzugeben, zurückzukrabbeln zu seiner Hütte, und die ganze Sache zu vergessen. Dann fielen ihm aber Anne Kelley und Cody ein, und er entschied sich, es zu Ende zu führen.
    Er ließ zehn Minuten vergehen, bevor er sich wieder aufrichtete und gen Westen zur Festung kroch. Er hoffte, daß niemand ihn soweit im Süden vermutete, und sicherlich nicht auf seine Verfolger zu, anstatt vor ihnen zu fliehen. Er wußte, daß Strekker wie ein Windhund den Berg hinaufrannte, um ihn zu finden und ihn so brutal wie gerade noch vertretbar »hinzurichten«.
    Er brauchte zwanzig Minuten, bis er die Umzäunung der Festung erreicht hatte.
    Graham, ich wünschte, du wärst hier, dachte er. Ich bin mehr als ein bißchen eingerostet und könnte einen Trainer gebrauchen. Ach, Teufel, es ist nichts anderes, als auf einen Parkplatz oder in ein Lagerhaus einzusteigen. Bloß: Wenn hier jemand ist, krieg’ ich wahrscheinlich eine Kugel in die Brust, während ich gerade auf dem Zaun reite.
    Er wickelte sich die Jeansjacke um die Hüfte und knotete die Ärmel zusammen. Dann sprang er den Zaun an, bohrte die Zehen in die Freiräume zwischen den Drähten, kletterte langsam aufwärts. Er schwitzte, nicht so sehr vor Anstrengung, sondern bei der Vorstellung, daß ihn in jedem Augenblick ein Suchscheinwerfer treffen könnte, dicht gefolgt von einem tödlichen Hochgeschwindigkeitsgeschoß großen Kalibers.
    Er kletterte bis nach oben und hielt inne, um Atem zu schöpfen, kontrollierte seinen Halt, dachte über den nächsten Schritt nach. Dann knotete er seine Jacke auf, legte sie über die oberste

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