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Das Schlangental - Neal Carey 3

Das Schlangental - Neal Carey 3

Titel: Das Schlangental - Neal Carey 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Don Winslow
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er dich möglicherweise nicht angreifen.
    Möglicherweise?
    Was, willst du Sicherheit? Dann geh zu ‘ner Versicherung.
    Neal krabbelte auf allen vieren auf den Hund zu und steckte ihm langsam die Zunge ins Ohr und machte eine große Sache daraus, zu lecken. Falls ein Dobermann lächeln kann, strahlte dieser Hund. Er wackelte mit seinem Stummelschwanz und lud Neal ein, sich umzusehen.
    Neal ging direkt auf das größte Gebäude zu, das aussah wie eine Baracke. Er ging die Stufen zu dem abgesenkten Eingang hinunter. Die dicke Holztür war unverschlossen.
    Natürlich, dachte Neal. Sie erwarten ja niemanden vor Beginn der Endzeit, die noch ein paar Jahre auf sich warten lassen wird.
    Er öffnete die Tür und ging hinein.
    Der Traum eines weißen Rassisten-Schwachkopfs tat sich vor ihm auf. Ein großes Rechteck war unterteilt in zwei Räume, die jeweils mit einer dicken Metalltür verschlossen werden konnten, falls ein Teil des Bunkers besetzt würde. Der erste Teil bestand aus einem Barackenlager mit Etagenbetten an den Wänden unterhalb von Schießscharten, die gewinkelt angebracht waren, um soweit wie möglich gegen Schrapnellfragmente gesichert zu sein.
    Neal hoffte, einen schlafenden Jungen unter den Militärdecken zu finden, und schaute in jedes Bett. Aber Cody McCall war nicht hier.
    Er ging in den nächsten Bereich, der aussah wie ein Stabszimmer. Ein Holztisch stand in der Mitte. Eine offizielle topographische US-Karte der Umgebung war auf dem Tisch ausgebreitet worden. Auf einem Ständer stand eine kleine Tafel, ein Dutzend metallener Klappstühle davor. An den Wänden hingen Poster – ein Bild von Leichen vor einem Krematorium mit der Überschrift »Ein guter Anfang«; ein Bild von Gott, der im Himmel mit Jakob redete und hinunter auf Amerika zeigte; ein gerahmtes Foto von Adolf Hitler. Auf einem Regalbrett aus Kiefernholz standen einige rassistische Veröffentlichungen, inklusive einiger älterer Newsletter namens The White Beacon von Reverend C. Wesley Carter.
    Neal verdrängte das Flattern in seiner Magengrube und sah auf die Uhr. Hatte er wirklich nur eine halbe Stunde gebraucht? Er ging davon aus, daß er noch eine weitere Stunde Zeit hatte, bevor die Jungs die Übung in den Bergen einstellten und zurückkamen. Er überprüfte die Wachtürme an den Ecken des Gebäudes. Kein Cody.
    Er ging hinaus. Der Dobermann hatte einen Stock zum Spielen mitgebracht, und Neal warf ihn gehorsam weg. Er mußte nun die kleineren, kreisförmigen Betonbunker überprüfen. Im ersten befand sich die Überlebensration – dosenweise Essen, Wasser, Benzin. Im zweiten ein überraschend dürftiges Waffenarsenal. Es gab ein paar zivile Gewehre und Pistolen, eine M-16 und einige möglicherweise koreanische Landminen. Neal rannte hinüber zu dem letzten Bunker.
    Ein Gefängnis. Eisenringe an den Wänden. Ketten waren durch die Ringe gezogen worden. Neal bekam eine Gänsehaut. Er konnte die Angst hier drin förmlich riechen. Der Duft von altem Schweiß hing in der Luft. Blutspuren auf dem Betonboden. Irgend etwas Schreckliches war an diesem Ort geschehen.
    Neal spürte die Anwesenheit des durchdringend Bösen und ging zur Tür hinaus. Da hörte er den Hund fröhlich bellen. Eine Begrüßung.
    Sein Herr war heimgekommen. 
     
    »Sie finden das spät?« beklagte sich Ed durchs Telefon. »Was glauben Sie, wie ich mich fühle?«
    Ed trommelte mit den Fingern auf seinen Schreibtisch. Er hatte Hunger. Er wollte ein Pastrami-Sandwich mit Senf und ein Bier – kein Light-Bier, sondern ein richtiges dunkles Bier mit Wucht dahinter. Und ‘ne Tüte Kartoffelchips.
    »Also«, sagte Ed, und dann hörte er zu, während Carter ihm sagte, was er brauchte.
    »Reverend, das ist ein Großauftrag«, sagte Ed, als der Mann fertig war. »Ich meine, Sie wollen, daß ich ein großes Risiko eingehe. Wir reden über jede Menge Geld.«
    »Wieviel?«
    »Sie können schon mal die Geldlaster kommen lassen; ich sag’ dann, wenn’s genug ist.«
    Der Mann jammerte und klagte, Ed ebenso, und schließlich einigten sie sich auf eine Summe.
    »Haben wir einen Deal?« fragte Carter.
    »Wir haben einen Deal«, sagte Ed.
    Toller Deal.
    Er legte auf, zündete sich eine Zigarette an und wählte eine andere Nummer. 
     
    Neal hörte Stimmen und Schritte auf sich zukommen. Sie lachten, fragten sich, wieso Neal verschwunden war, wo er steckte, wie lange er noch durch den Beifuß streichen würde, bevor er zurückkam.
    Die Tür ging auf und Cal Strekker kam herein, gefolgt

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