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Das Schlimmste kommt noch oder Fast eine Jugend

Das Schlimmste kommt noch oder Fast eine Jugend

Titel: Das Schlimmste kommt noch oder Fast eine Jugend Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Bukowski
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Arsch!«
    Er verpasste ihr eine kräftige Ohrfeige. Sie kreischte. Wir gingen weiter.
    »Das Zimmer liegt hinten auf dem Hof«, sagte der Alte. »Aber Sie können das Bad hier im Haus benutzen. «
    Hinten gab es einen Schuppen mit vier Eingängen. Er ging zur Tür Nr. 3 und machte sie auf.
Wir gingen hinein. Ich sah eine Pritsche mit einer Wolldecke, eine kleine Kommode und einen
Hocker mit einem Elektrokocher.
»Sie haben hier eine elektrische Kochplatte«, sagte er.
»Sehr schön.«
»Zweifünfzig. Im voraus.«
Ich gab ihm das Geld.
»Die Quittung gebe ich Ihnen morgen früh.«
»Is gut.«
»Wie heißen Sie?«
»Chinaski.«
»Ich bin Connors.«
    Er machte einen Schlüssel von seinem Bund ab und gab ihn mir.
    »Wir halten hier auf Ruhe und Ordnung. Ich möchte, dass es auch so bleibt.« »Klar.«
    Ich machte die Tür hinter mir zu. Von der Decke hing eine nackte Glühbirne. Eigentlich war das Zimmer ganz ordentlich. Nicht übel. Ich ging hinaus, schloss hinter mir ab, verließ den Hinterhof und ging durch eine Gasse.
    Ich hätte dem Kerl nicht meinen richtigen Namen sagen sollen, dachte ich. Es könnte sein, dass ich meinen kleinen dunkelhäutigen Freund drüben in der Temple Street erledigt habe … Ich erreichte einen steilen Abhang, an dem eine Holztreppe hinunter zur Straße führte. Ziemlich romantisch. Ich ging unten lang, bis ich einen Spirituosenladen entdeckte. Ich würde also doch noch zu meinem Drink kommen. Ich ließ mir zwei Flaschen Wein geben, und da ich mich hungrig fühlte, erstand ich auch noch einen großen Beutel Kartoffelchips.
    Wieder zurück in meiner Bude, zog ich mich aus, setzte mich auf die Pritsche, lehnte mich an die Wand, zündete eine Zigarette an und goss mir ein Glas Wein ein. Ich fühlte mich wohl. Es war still hier auf dem Hof. Aus den Zimmern in meinem Schuppen hörte ich keinen Laut. Ich musste pissen, also zog ich meine Unterhose an, ging hinter den Schuppen und ließ es plätschern. Von hier oben konnte man die ganzen Lichter der Stadt sehen. Los Angeles war eine gute Gegend. Es gab hier eine Menge armer Leute, unter denen man sich leicht verlieren konnte. Ich ging zurück ins Zimmer und setzte mich wieder auf die Pritsche. Solange man Wein und Zigaretten hatte, konnte man immer durchhalten. Ich trank mein Glas aus und schenkte mir nach.
    Vielleicht konnte ich mich durchmogeln. Ein Acht-Stunden-Tag war unmöglich, auch wenn sich fast alle anderen damit abfanden. Und der Krieg, alle redeten vom Krieg in Europa. Ich interessierte mich nicht für die Geschicke der Welt, nur für mein eigenes. Was für ein Mist: Die Eltern pissten auf einen und hatten einen unter der Fuchtel, bis man erwachsen war, und kaum schickte man sich an, auf eigenen Beinen zu stehen, da wollten einen andere in eine Uniform stecken, damit man sich totschießen lassen konnte. Der Wein schmeckte hervorragend. Ich trank noch ein Glas.
    Der Krieg. Hier saß ich und hatte noch nicht einmal meine Unschuld verloren. Konnte man sich vorstellen, in einem Krieg das Leben zu verlieren, ehe man überhaupt wusste, was eine Frau war? Ehe man sein erstes Auto besaß? Was würde ich denn verteidigen? Andere. Andere, die sich einen Dreck um mich scherten. In einem Krieg zu sterben hatte noch nie den nächsten verhindert.
    Ich konnte es schaffen. Ich konnte Trinkwettbewerbe gewinnen, ich konnte im Glücksspiel etwas anschaffen. Vielleicht konnte ich auch ein paar Raubüberfälle machen. Ich verlangte nicht viel. Nur, dass man mich in Ruhe ließ.
    Ich leerte die erste Flasche und machte mich an die zweite. Als ich sie halb leer hatte, hörte ich auf und legte mich lang. Meine erste Nacht in der neuen Wohnung. Alles war in Ordnung. Ich schlief ein.
    Ich wurde wach, als sich ein Schlüssel in der Tür drehte. Dann ging die Tür auf. Ich fuhr hoch.
Ein Mann machte Anstalten hereinzukommen.
»Hau bloß ab hier!« schrie ich.
Im Nu war er weg. Ich hörte ihn davonrennen.
Ich stand auf und knallte die Tür zu.
    Es gab solche Leute. Sie mieteten sich ein Zimmer, zahlten keine Miete mehr, und wenn sie rausgeworfen wurden, nahmen sie den Schlüssel mit. Sie schlichen sich zum Übernachten zurück, wenn das Zimmer leer stand, oder sie räumten die Bude aus, wenn der neue Mieter gerade nicht da war. Nun, der da würde nicht wiederkommen. Er wusste, was ihm blühte, falls er es versuchte.
    Ich setzte mich wieder auf meine Pritsche und trank noch ein Glas. Ich war ein bißchen nervös. Ich würde mir hier ein Messer zulegen müssen.
    Ich

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