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Das Schlimmste kommt noch oder Fast eine Jugend

Das Schlimmste kommt noch oder Fast eine Jugend

Titel: Das Schlimmste kommt noch oder Fast eine Jugend Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Bukowski
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»Ah,
die Flugschau! Ich hab eine Schwäche für Kunstflieger! Ich
sag euch was, Jungs: Wie wär’s, wenn wir alle zusammen
hingehn? Dann fahr ich euch direkt hin.«
    Wir gaben keine Antwort. »Na, wie wär’s?« »Von mir aus«, sagte Frank.
    Franks Vater hatte uns nicht nur das Geld
für den Eintritt gegeben, sondern auch für die Hin- und
Rückfahrt, aber wir hatten uns vorgenommen, das Fahrgeld zu sparen
und lieber zu trampen.
    »Oder vielleicht würdet ihr lieber
schwimmen gehn?« regte Daniel an. »Nee«, sagte
Frank,»wir wollen die Flugschau sehn.«
    »Schwimmen macht doch mehr Spaß. Wir könnten um die Wette schwimmen. Ich kenne eine
Stelle, wo überhaupt keine Leute sind. Ich geh nie am Pier schwimmen.«
»Wir wollen zu der Flugschau«, sagte Frank.
»Also gut«, sagte Daniel, »gehn wir zur Flugschau.«
    Wir erreichten den Parkplatz der Flugschau und
stiegen aus. Während Daniel die Fahrertür abschloß,
sagte Frank zu mir: »LOS!« Wir rannten in Richtung Eingang.
Daniel sah uns weglaufen. »He, ihr kleinen Perversen! Kommt her!
Kommt zurück!« Wir rannten weiter.
    »Mensch«, sagte Frank, »der Drecksack hat sie nicht mehr alle!«
Wir waren fast am Eingang.
»Ich krieg euch schon!«
    Wir lösten unsere Eintrittskarten und liefen
rein. Die Show hatte noch nicht angefangen, aber es war bereits eine
große Menschenmenge da.

»Komm, wir verstecken uns unter der Tribüne, da kann er uns nicht finden«, sagte Frank. Die Tribüne bestand aus rohen Planken und war voll besetzt. Als wir unten durchgingen, sahen wir ungefähr in der Mitte zwei Burschen stehen, die nach oben starrten. Sie waren zwei oder drei Jahre älter als wir, also 13 oder 14. »Was starren die so?« sagte ich.
    »Gehn wir mal nachsehen«, sagte Frank.
    Wir gingen hin. Der eine sah uns kommen und schrie uns entgegen: »Hey, ihr Strolche,
verschwindet hier!«
»Nach was schaut ihr da?« fragte Frank.
»Ich hab gesagt, ihr sollt verschwinden!«
»Ach Scheiße, Marty, laß sie doch gucken!«
Wir stellten uns neben sie und sahen hoch.
»Was ist da?« fragte ich.
»Mensch, kannst du nicht sehen?« fragte der eine.
»Was denn?«
»Na, die Möse da!«
»Eine Möse? Wo denn?«
»Mach doch die Augen auf! Direkt da! Siehst du sie nicht?«
Er zeigte nach oben.
Da saß eine Frau mit einem weiten Rock. Sie hatte nichts darunter an, und wenn man
zwischen den Planken hindurchspähte, konnte man ihre Möse sehen.
»Siehst du’s?«
»Yeah, ich seh es. Es ist eine Möse«, sagte Frank.
»So, jetzt verschwindet hier. Und haltet den Mund!«
»Wir wollen es uns noch ein bißchen länger ansehn«, sagte Frank. »Laßt uns noch ‘ne Weile
gucken.«
»Na gut, aber nicht zu lang!«
Wir standen da und starrten hinauf.
»Ich kann sie sehen«, sagte ich.
»Es ist eine Möse«, sagte Frank.
»Ja, ‘ne richtige Möse.«
»Yeah«, sagte der eine Bursche, »das isses.«
»Das werd ich nie vergessen«, sagte ich.
»All right, ihr Typen. Schluß jetzt.«
    »Wieso?« fragte Frank. »Warum können wir nicht noch gucken?«
    »Weil ich jetzt was machen will, und da kann ich euch nicht brauchen. Also ab mit euch!«
Wir gingen weg.
»Ich frag mich, was er vorhat«, sagte ich.
»Vielleicht will er ihr ‘n Stein rauf schmeißen«, meinte Frank.
    Wir kamen unter der Tribüne hervor und sahen uns nach Daniel um. Er war nirgends zu sehen. »Vielleicht ist er weggefahren«, sagte ich. »Ein Typ wie der hat für Flugzeuge nichts übrig«, sagte Frank.
    Wir setzten uns auf die Tribüne und warteten auf den Beginn der Show. Ich sah mir die Frauen
an.
»Was meinst du, welche es war?« fragte ich.
»Ich glaub, das kann man von hier oben nicht sagen.«
    Dann ging es endlich los. Zuerst zeigte einer Kunststücke mit einer Fokker. Er war gut, er flog Schleifen und Loopings, er trudelte und fing die Maschine wieder ab, flog dicht über den Boden und machte einen Immelmann. Die Fokker hatte außen an jedem Flügel einen Haken. Damit zeigte er seinen besten Trick. An zwei Stangen wurden rote Taschentücher befestigt, etwa sechs Fuß über dem Boden. Der Pilot kam tief angeflogen, senkte kurz den einen Flügel und nahm das Taschentuch mit. Dann kam er aus der anderen Richtung zurück und erwischte auch das zweite Taschentuch.
    Danach gab es ein paar Himmelsschreiber, die uns langweilten, und eine Ballon-Wettfahrt, die recht blöde war. Aber dann kam wieder etwas Gutes — ein Wettfliegen um vier Stangen, in Bodennähe. Die Flugzeuge mußten die Stangen zwölfmal umrunden, und der Sieger

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