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Das Schlimmste kommt noch oder Fast eine Jugend

Das Schlimmste kommt noch oder Fast eine Jugend

Titel: Das Schlimmste kommt noch oder Fast eine Jugend Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Bukowski
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sollte einen Preis bekommen. Wer die Stangen nicht richtig umflog, wurde automatisch disqualifiziert.
    Die Piloten ließen die Motoren warmlaufen. Es gab die unterschiedlichsten Konstruktionen zu sehen. Ein Flugzeug hatte einen langgestreckten Rumpf und Stummelflügel. Ein anderes war plump und eiförmig wie ein Football. Wieder ein anderes schien fast nur aus Flügeln zu bestehen. Alle waren bunt bemalt und sahen sehr schneidig aus. Für den Sieger sollte es 100 Dollar geben.
    Das Dröhnen der Motoren war erregend. Man spürte, daß es hier um eine aufregende Sache ging. Die Motoren röhrten, als wollten sie sich vom Rumpf losreißen. Dann senkte der Starter die Flagge, und sie preschten los. Es waren sechs Flugzeuge, und beim Umrunden der Stangen kamen sie jedesmal ziemlich ins Gedränge. Manche flogen die Stangen ganz tief an, andere höher, und manche so zwischendrin. Einige flogen sie schnell an und verloren Zeit, weil sie zu weit nach außen drifteten; andere flogen langsamer an und konnten dadurch engere Kurven machen. Es war ein herrlicher Anblick, doch zugleich wurde einem auch mulmig.
    Dann riß einem der Flügel ab. Rauch und Flammen schlugen aus dem Motor, die Maschine schlitterte über den Boden und überschlug sich. Feuerwehr und Ambulanz kamen angesaust. Die anderen flogen weiter. Dann flog einem der Motor auseinander. Der Rest der Maschine plumpste einfach herunter und ging in Stücke. Doch dem Piloten passierte merkwürdigerweise gar nichts. Griesgrämig schob er die Haube des Cockpits zurück, kletterte heraus und wartete auf den Ambulanzwagen. Er winkte der Menge zu, und sie applaudierte wie verrückt. Es war ein Wunder.
    Aber das Schlimmste kam noch. Zwei Flugzeuge verhedderten sich beim Umrunden einer Stange. Sie machten Bruch und standen im Nu in Flammen. Wieder sausten Feuerwehr und Ambulanz heran. Wir sahen, wie sie die beiden Piloten herauszogen und auf Bahren legten. Es war traurig, diese beiden tapferen Jungs zu sehen. Sie waren entweder tot, oder sie würden für den Rest ihres Lebens Krüppel sein.
    Damit waren nur noch zwei Maschinen im Rennen, die Nummer 5 und die Nummer 2. Nummer 5 war das langgestreckte Flugzeug mit den Stummelflügeln, und es war das schnellere von den beiden. Nummer 2 war der Football. Er hatte nicht viel Schub, und daß er in jeder Kehre etwas aufholte, nützte ihm nicht besonders. Die Nummer 5 vergrößerte ihren Vorsprung immer mehr.
    »Nummer fünf«, verkündete der Ansager, »hat jetzt zwei Runden Vorsprung. Noch zwei Runden zu fliegen.«
    Es sah danach aus, als würde die Nummer 5 den großen Preis gewinnen. Doch dann machte der Pilot bei einer Umrundung einen Fehler: Statt die Stange zu umfliegen, raste er direkt in sie rein und riß sie um. Er flog mit Vollgas weiter, dicht am Boden entlang, aber er kam nicht mehr hoch. Die Räder stießen gegen eine Bodenwelle, die Maschine wurde hochgeschleudert und überschlug sich und schlitterte auf dem Rücken über die Grasnarbe. Diesmal hatten das Löschfahrzeug und die Ambulanz recht weit zu fahren.
    Der Pilot von Nummer zwei umkurvte die umgerissene Stange und die drei, die noch standen. Dann landete er und kletterte heraus. Er hatte gesiegt. Er war ein plumper dicklicher Bursche, genau wie sein Flugzeug. Ich hatte einen schneidigen, gutaussehenden Kerl erwartet. Nun, er hatte eben Glück gehabt. Kaum jemand klatschte Beifall.
    Als Abschluß der Show hatten sie Fallschirmspringer, die ein Zielspringen machten. Auf dem Boden gab es einen großen weißen Kreis, und wer ihm am nächsten kam, hatte gewonnen. Das sah ziemlich langweilig aus. Es gab nicht viel Lärm und nichts Aufregendes zu sehen. Die Jungs sprangen eben da oben raus und strampelten sich in die Nähe des Kreises. »Das ist nicht besonders gut«, sagte ich zu Frank. »Nee«, sagte er.
    Sie kamen herunter und landeten in der Nähe des Kreises. Oben sprangen die nächsten heraus. Plötzlich gab es ein vielstimmiges »Oh!« und »Ah!« — ein Fallschirm hatte sich nur teilweise geöffnet. Es war nicht viel Luft drin, und der Springer fiel schneller als die anderen. Man konnte sehen, wie er an den Leinen zerrte, um die verhedderte Seide zu entwirren. Er kickte heftig mit den Beinen. »Meine Güte«, sagte Frank.
    Der Mann fiel immer schneller, und man konnte ihn immer deutlicher sehen. Er zerrte an den Leinen, aber es half nichts. Er knallte auf den Boden, wurde ein wenig hochgeschleudert, fiel zurück und lag still. Der halb geöffnete Fallschirm senkte

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