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Das Schlimmste kommt noch oder Fast eine Jugend

Das Schlimmste kommt noch oder Fast eine Jugend

Titel: Das Schlimmste kommt noch oder Fast eine Jugend Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Bukowski
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doch den Rasen mähen. Und auch noch den letzten Halm erwischen. Was mir natürlich nie gelang. Fast jeden Samstag wurde ich mit dem Riemen verdroschen, weil mein Vater schon wieder einen Halm entdeckt hatte. Er verdrosch mich auch unter der Woche ein- oder zweimal, weil ich entweder etwas vergessen oder nicht richtig gemacht hatte. Ich konnte meinem Vater unmöglich damit kommen, daß ich dringend zu Präsident Hoover mußte.
    Ich ging also nicht. Am Sonntag nahm ich mir ein Blatt Papier, setzte mich hin und schilderte, wie ich den Auftritt des Präsidenten erlebt hatte.
    Sein offener Wagen, umweht von flatternden Fähnchen, war in das Football-Stadion eingefahren. Ein Wagen voll Secret-Service-Agenten fuhr ihm voraus, und zwei Wagen folgten ihm. Die Agenten waren tapfere Männer und hatten Pistolen, um den Präsidenten zu schützen. Die Menge erhob sich, als der Wagen des Präsidenten in die Arena fuhr. Keiner hatte je so etwas erlebt. Der Präsident war hier. Er war es wirklich. Er winkte. Wir jubelten ihm zu. Eine Kapelle spielte. Möwen kreisten über dem weiten Rund, als wüßten auch sie, daß der Präsident gekommen war. Es gab auch Flugzeuge, die Sachen an den Himmel schrieben. Zum Beispiel: »Der Wohlstand für alle ist in Sicht!« Der Präsident stand in seinem Wagen auf, und in diesem Augenblick teilten sich die Wolken, und sein Gesicht leuchtete in den Strahlen der Sonne. Es war fast so, als wüßte auch Gott, wer er war. Dann hielten die Wagen, und unser großer Präsident, umringt von Secret-Service-Agenten, schritt zur Rednertribüne. Als er am Mikrophon stand, kam ein Vogel vom Himmel herabgeflogen und setzte sich ganz in seiner Nähe auf das Geländer der Tribüne. Der Präsident winkte dem Vogel zu und lachte, und wir alle lachten mit ihm. Dann begann er zu reden, und die Menschen hörten ihm zu. Ich konnte die Rede nicht genau hören, weil ich zu nahe an der Popcorn-Maschine saß. Die Maiskörner platzten und knallten, und das machte eine Menge Lärm. Aber ich glaube, ich hörte ihn sagen, daß die Probleme in der Mandschurei nichts Ernstes wären, und bei uns zuhause würde alles in Ordnung kommen, wir sollten uns keine Sorgen machen, und wir müßten nur an Amerika glauben. Es würde bald genug Jobs für alle geben. Es würde genug Zahnärzte geben. Und genug Zähne, die sie ziehen konnten. Genug Feuer, und genug Feuerwehrleute, die sie löschen konnten. Gießereien und Fabriken würden den Betrieb wieder aufnehmen. Unsere Freunde in Südamerika würden ihre Schulden bezahlen. Bald würden wir alle in Frieden schlafen, mit vollen Mägen und vollem Herzen. Gott und unser großes Land würden uns mit ihrer Liebe umgeben und uns schützen vor allem Übel und vor den Sozialisten und uns erwecken aus unserem nationalen Alptraum — für alle Zeiten. Der Präsident nahm den Beifall entgegen, winkte und ging dann zurück zu seinem Wagen. Er stieg ein, und der Wagen setzte sich in Bewegung, gefolgt von den Wagen mit den Secret-Service Agenten. Es ging auf den Abend zu, und die untergehende Sonne tauchte den Abendhimmel in ein wundervolles Licht, ganz rot und golden. Wir hatten Präsident Herbert Hoover gehört und gesehen.
    Am Montag gab ich meinen Aufsatz ab. Am Dienstag stellte sich Mrs. Fretag vor die Klasse und sagte: »Ich habe eure Aufsätze über den Besuch unseres verehrten Präsidenten in Los Angeles gelesen. Ich war dort. Einige von euch konnten, wie ich gesehen habe, aus diesem oder jenem Grund nicht kommen. Für diejenigen von euch, die nicht dabei sein konnten, möchte ich jetzt den Aufsatz von Henry Chinaski vorlesen.« In der Klasse wurde es unheimlich still. Ich war mit Abstand der unpopulärste Schüler. Sie mußten alle das Gefühl haben, als werde ihnen ein Messer ins Herz gebohrt.
    »Dies ist eine sehr kreative Leistung«, sagte Mrs. Fretag und begann zu lesen. Ich fand, daß sie recht hatte. Alle hörten zu. Meine Worte füllten den Raum, von Wand zu Wand, hallten von der Decke zurück, rieselten Mrs. Fretag auf die Schuhe herunter und sammelten sich vor ihr auf dem Boden. Einige der hübschesten Mädchen in der Klasse fingen an, mir verstohlene Blicke zuzuwerfen. Die harten Burschen ringsum waren alle stocksauer. Ihre Aufsätze waren keinen müden Furz wert gewesen. Ich trank meine Worte wie ein durstiger Wanderer. Allmählich glaubte ich sie sogar selbst. Ich sah Jüan dasitzen, als hätte ich ihn gerade mitten ins Gesicht geschlagen. Ich streckte die Beine aus und lehnte mich

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