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Das Schlimmste kommt noch oder Fast eine Jugend

Das Schlimmste kommt noch oder Fast eine Jugend

Titel: Das Schlimmste kommt noch oder Fast eine Jugend Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Bukowski
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Jungs standen in einer Garageneinfahrt zwischen zwei Häusern. Eddie, Frank, Chuck und
Gene. Sie beugten sich über einen großen Strauch und beobachteten etwas.
»Komm her, Henry!«
»Was ist denn?«
    Ich ging zu ihnen hin.
    »Eine Spinne«, sagte Eddie. »Sie hat ‘ne Fliege gefangen und wird sie gleich fressen!« Ich sah nach. Die Spinne hatte zwischen den Zweigen des Strauchs ein Netz gesponnen, in dem sich eine Fliege verfangen hatte. Die Spinne war sehr erregt. Die Fliege versuchte loszukommen, und das ganze Netz zitterte. Sie surrte wie wild, aber sie war wehrlos, denn die Spinne umwickelte ihr die Flügel und den ganzen Leib mit immer neuen Fäden. Die Spinne war sehr groß und häßlich. »Jetzt macht sie’s gleich!« schrie Chuck. »Gleich beißt sie zu!«
    Ich drängelte mich zwischen den Jungs durch und zerstörte das Spinnennetz mit einem
Fußtritt.
»Verdammt! Was fällt dir ein!« schrie Chuck.
    »Du elender Hund!« schrie Eddie. »Du hast uns alles verdorben!«
    Ich machte ein paar Schritte zurück. Sogar Frank starrte mich merkwürdig an. »Das soll er uns büßen!« schrie Gene.
    Sie waren zwischen mir und der Straße. Ich rannte die Einfahrt hoch und in den Hof hinter dem Haus. Sie kamen mir nach. Ich lief hinter die Garage. Dort gab es einen knapp zwei Meter hohen Zaun mit Kletterpflanzen. Ich stieg hinüber in den angrenzenden Hof und rannte die Einfahrt nach vorn zur Straße. Als ich nach hinten sah, kletterte Chuck gerade über den Zaun. Er rutschte ab, fiel herunter in den Hof und landete auf dem Rücken. »Scheiße!« rief er. Ich bog nach rechts in die Straße ein, rannte sieben oder acht Blocks, setzte mich auf einen Vorgartenrasen und verschnaufte. Es war niemand zu sehen. Ich fragte mich, ob Frank mir vergeben würde. Ich fragte mich, ob mir die anderen vergeben würden. Ich beschloß, mich eine Woche nicht mehr blicken zu lassen …
    Sie vergaßen die Geschichte. Eine Weile passierte nicht viel. Es gab viele Tage, an denen sich überhaupt nichts tat. Dann nahm sich Franks Vater das Leben. Niemand wußte, warum. Frank sagte mir, er und seine Mutter müßten in eine kleinere Wohnung ziehen, in einer anderen Gegend. Er sagte, er würde mir schreiben. Das tat er auch. Nur schrieben wir uns keine Briefe - wir zeichneten Comics. Über Kannibalen. Er zeichnete etwas, das von Ärger mit Kannibalen handelte, und ich machte dort weiter, wo er aufgehört hatte, ebenfalls über Ärger mit Kannibalen. Meine Mutter entdeckte einen von Franks Comics und zeigte ihn meinem Vater. Das war das Ende dieses Briefwechsels.
    Ich kam in die sechste Klasse und überlegte langsam, ob ich nicht von zuhause weglaufen sollte. Aber dann entschied ich mich dagegen. Wenn die meisten unserer Väter keinen Job kriegen konnten, wie zum Teufel sollte es dann einer schaffen, der gerade einsfünfzig groß war?
    John Dillinger war der große Held, für die Erwachsenen wie für die Jungen. Er holte sich das Geld einfach aus den Banken. Und dann gab es noch Pretty Boy Floyd und Ma Barker und Machine Gun Kelly.
    Die Leute gingen jetzt auf leere Grundstücke, wo Unkraut wuchs. Sie hatten herausbekommen, daß man einiges davon kochen und essen konnte. Männer prügelten sich auf diesen Grundstücken und an Straßenecken. Alle waren gereizt. Die Männer rauchten Bull Durham und ließen sich von keinem in die Suppe spucken. Sie ließen die Schnüre mit dem kleinen runden Bull-Durham-Emblem aus ihren Hemdtaschen hängen, und jeder konnte Zigaretten mit einer Hand drehen. Wenn man einen mit Bull-Durham-Schnüren sah, war man gewarnt.
    Die Leute redeten von einer zweiten und dritten Hypothek auf ihr Haus. Mein Vater kam eines Abends nach Hause und hatte einen gebrochenen Arm und zwei blaue Augen. Meine Mutter hatte irgendwo einen schlechtbezahlten Job gefunden. Jeder Junge in der Nachbarschaft hatte eine Hose für den Sonntag und eine für werktags. Wenn Schuhe kaputt gingen, gab es keine neuen. In den Kaufhäusern gab es Schusterleim, Sohlen und Absätze für 15 oder 20 Cents. Damit reparierte man sich die Schuhe selbst. Die Eltern von Gene hatten in ihrem Hof einen Hahn und ein paar Hennen, und wenn eine Henne nicht mehr genug Eier legte, kam sie in den Topf.
    Für mich blieb alles beim alten, in der Schule ebenso wie mit Chuck, Gene und Eddie. Nicht nur die Erwachsenen, auch die Kinder wurden fies. Und selbst die Tiere. Es war, als schauten sie es den Menschen ab.
    Eines Tages stand ich wieder einmal herum, war mit der Bande über

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