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Das Schlimmste kommt noch oder Fast eine Jugend

Das Schlimmste kommt noch oder Fast eine Jugend

Titel: Das Schlimmste kommt noch oder Fast eine Jugend Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Bukowski
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zurück. Viel zu rasch war es vorüber.
    »Mit diesem erhebenden Eindruck«, sagte Mrs. Fretag, »wollen wir die heutige Stunde
ausklingen lassen. Ihr könnt gehen.«
Sie packten ihre Sachen zusammen und standen auf.
»Du nicht, Henry«, sagte Mrs. Fretag.
    Ich blieb sitzen. Mrs. Fretag stand vorne und sah zu mir her. Als alle draußen waren, sagte sie: »Henry, warst du dort?«
    Ich überlegte krampfhaft, wie ich mich herausreden sollte, aber ich kam auf nichts. »Nein«,
sagte ich, »ich war nicht dort.«
Sie lächelte. »Das macht es um so bemerkenswerter. «
»Ja, Ma’am…«
»Du kannst jetzt gehn, Henry.«
    Ich stand auf, ging hinaus und machte mich auf den Weg nach Hause. Das war es also, was sie wollten: Lügen. Wunderschöne Lügen. Das hatten sie alle so dringend nötig. Die Leute waren dumm. Es würde leicht für mich werden. Ich sah mich um. Jüan und sein Kumpel folgten mir nicht. Die Aussichten wurden allmählich besser.

    20

    Es gab Zeiten, da kamen Frank und ich ganz freundschaftlich zurecht mit Chuck, Eddie und Gene. Doch es passierte immer wieder etwas (gewöhnlich ging es von mir aus), und dann war ich mal wieder draußen, und Frank war auch so gut wie draußen, weil er mein Freund war. Ich war gern mit Frank zusammen. Wir trampten überall hin. Eines unserer bevorzugten Ziele war das Gelände einer Filmgesellschaft. An einer Stelle des Zauns gab es hohes Unkraut. Da krochen wir immer unten durch. Wir sahen die riesige Mauer mit den Stufen, die sie in >King Kong< benutzt hatten. Wir sahen uns die nachgemachten Straßen und Gebäude an. Die Gebäude bestanden nur aus Fassade mit nichts dahinter. Wir gingen sehr oft hin und durchstreiften die Kulissen, bis uns der Wächter wegjagte.
    Wir trampten auch hinunter zum Vergnügungspavillon am Strand, hielten uns jedesmal drei oder vier Stunden dort auf und kannten das »Fun House« bald in- und auswendig. Dabei war es kein angenehmer Ort, denn es wurde von Landstreichern als Quartier für die Nacht benutzt. Sie kackten und pinkelten in die Ecken, überall lagen leere Flaschen herum, und in den Toiletten trat man auf runzelige verklebte Präservative. An diesem Vergnügungspavillon war eigentlich gar nichts vergnüglich. Das Spiegelkabinett war anfangs ganz gut, doch als wir es so weit erforscht hatten, daß wir wußten, wie man durch das Labyrinth zum Ausgang kam, war es nicht mehr interessant.
    Frank und ich hatten nie Streit. Wir waren neugierig, und es gab so viel zu entdecken. Im Kino unten am Pier gab es einen Film, in dem ein Kaiserschnitt vorkam. Wir gingen rein und sahen es uns an. Es war eine blutige Angelegenheit. Jedesmal, wenn sie bei der Frau einen Einschnitt machten, spritzte das Blut heraus. Ein Schwall nach dem anderen. Schließlich zogen sie das Baby heraus.
    Oft gingen wir angeln, vorne auf dem Pier, und wenn wir etwas fingen, verkauften wir es den alten jüdischen Damen, die auf den Bänken saßen. Von meinem Vater wurde ich so manches Mal verdroschen, weil ich mit Frank losgezogen war, ohne um Erlaubnis zu fragen. Aber ich sagte mir, daß ich die Dresche ohnehin kriegen würde, also wollte ich wenigstens auch ein paar Sachen tun, die mir Spaß machten.
    Mit den Jungs aus der Nachbarschaft hatte ich weiter meine Schwierigkeiten. Mein Vater machte alles noch schlimmer, indem er mir ein Indianerkostüm kaufte, samt Pfeil und Bogen. Die anderen liefen alle in Cowboy-Kluft herum. Es war also wieder das gleiche wie auf dem Schulhof — sie fielen über mich her. Die Cowboys kreisten mich ein und fuchtelten mit ihren Revolvern. Doch wenn es kritisch wurde, legte ich einfach mit Pfeil und Bogen auf sie an. Das schreckte sie immer ab. Ich zog dieses Indianerkostüm nie freiwillig an. Immer nur, wenn mein Vater darauf bestand.
    Ich verdarb es mit Chuck, Eddie und Gene, und dann vertrugen wir uns wieder eine Weile, und dann kam das nächste Zerwürfnis.
    Eines Nachmittags stand ich wieder einmal herum. Ich wurde von der Bande nicht unbedingt geschnitten, aber ich hatte sie mit etwas verärgert und mußte abwarten, bis die Sache wieder vergessen war. Etwas anderes blieb mir nicht übrig. Also schon wieder weiße Luft ringsum. Und warten. Nach einer Weile wurde ich es leid und beschloß, hinauf zum Washington Boulevard zu gehen, Richtung Osten zum Kino und wieder herunter zum West Adams Boulevard. Vielleicht würde ich auch bei der Kirche vorbeischauen. Ich machte mich auf den Weg. Da hörte ich Eddie rufen: »Hey! Henry! Komm mal her!«
    Die

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