Das Schlimmste kommt noch oder Fast eine Jugend
Und da war Baldy, der Sohn, und an dem glänzte gar nichts. »Los«, sagte Baldy, »komm mal mit.«
Wir stiegen hinunter in den Keller des Hauses. Es war dunkel und feucht, und wir mußten eine Weile stehen bleiben, bis sich unsere Augen an die Dunkelheit gewöhnt hatten. Dann konnte ich eine Reihe von Fässern erkennen.
»In jedem von den Fässern ist ‘ne andere Sorte Wein drin«, sagte Baldy. »Und jedes hat vorne einen Zapfhahn. Willst du mal probieren?«
»Nein.«
»Na komm, so’n gottverdammtes Schlückchen kann doch nicht schaden.«
»Wozu?«
»Du hältst dich doch für ‘n verdammt starken Macker?«
»Hart genug bin ich.«
»Also. Dann probier das Scheißzeug doch mal.«
Der kleine Baldy. Wollte meinen Schneid auf die Probe stellen. Na, kein Problem. Ich ging vor einem der Fässer in die Hocke.
»Dreh den verfluchten Hahn auf! Mach dein verdammtes Maul auf!«
»Gibt es hier irgendwo Spinnen?«
»Mach schon! Mach doch, verdammt!«
Ich verrenkte den Kopf, hielt den Mund unter den Hahn und drehte ein wenig auf. Eine penetrante Flüssigkeit tröpfelte mir in den Mund. Ich spuckte das Zeug aus. »Jetzt kneif doch nicht! Scheiße! Schluck es runter!«
Ich hielt noch einmal den Mund dran und drehte auf. Die penetrante Flüssigkeit lief mir in den Hals, und ich schluckte sie herunter. Ich drehte den Hahn zu und stand auf. Ich hatte das Gefühl, mich gleich übergeben zu müssen.
»So, jetzt trink du mal«, sagte ich zu Baldy. »Aber gern«, sagte er. »Ich hab keinen Schiß!« Er kroch unter das Faß und schluckte eine ordentliche Portion. Nun, so ein kleiner Strolch sollte mich nicht ausstechen. Ich kroch unter das Faß daneben, drehte den Hahn auf und schluckte ebenfalls eine tüchtige Ladung. Als ich wieder aufstand, fühlte ich mich schon ganz gut. »Hey, Baldy«, sagte ich, »das Zeug schmeckt mir.« »Na Scheiße, dann bedien’ dich doch.« Ich trank noch etwas. Es schmeckte immer besser. Ich fühlte mich immer besser.
»Das Zeug gehört deinem Vater, Baldy. Ich sollte vielleicht noch was übrig lassen.« »Dem ist es egal. Der trinkt nicht mehr.« So wohl war mir noch nie gewesen. Es war besser als Onanieren.
Ich machte ein Faß nach dem anderen durch. Es war traumhaft. Warum hatte mir davon noch keiner erzählt? Das hier machte das Leben zu einer reinen Freude. Es machte einen Mann unerschütterlich und unangreifbar.
Ich stand auf und sah Baldy an. »Wo ist deine Mutter? Ich werd’ deine Mutter pimpern!« »Du Bastard! Bleib ja von meiner Mutter weg, oder ich bring dich um!«
»Du weißt, daß du gegen mich keine Chance hast, Baldy.« »Ja.«
»Na gut, ich laß deine Mutter in Ruhe.« »Komm, wir gehn wieder, Henry.« »Augenblick. Nur
noch einen Schluck …« Ich duckte mich unter ein Faß und machte einen tiefen Zug. Dann
gingen wir zusammen die Kellertreppe hoch. Als wir hinauskamen, saß Baldys Vater noch
immer in seinem Lehnstuhl.
»Ihr seid im Weinkeller gewesen, wie?«
»Ja«, sagte Baldy.
»Ihr fangt ein bißchen früh damit an, meint ihr nicht?«
Wir gaben keine Antwort. Wir gingen hinüber zum Boulevard und betraten einen Laden, in dem es Kaugummi gab. Wir erstanden mehrere Packungen und stopften uns alles auf einmal in den Mund. Baldy machte sich Gedanken, ob seine Mutter das mit der Weinprobe merken würde. Ich machte mir um gar nichts Gedanken. Tja, dachte ich, während wir auf einer Parkbank saßen und kauten, da habe ich etwas gefunden, das wird mir noch sehr helfen. Für sehr lange Zeit… Das Gras im Park wirkte grüner, die Parkbänke wirkten einladender, und sogar die Blumen gaben sich mehr Mühe. Das Zeug war vielleicht nicht gerade das Ideale für einen Chirurgen, aber wenn einer unbedingt Chirurg werden wollte, stimmte sowieso etwas nicht mit ihm.
23
Biologie machte uns an der Mt. Justin am meisten Spaß. Wir hatten Mr. Stanhope als Lehrer, einen alten Kerl von etwa 55, dem wir ziemlich auf der Nase herumtanzten. Und wir hatten Lilly Fischman in der Klasse. Die war schon richtig entwickelt, hatte einen enormen Busen und einen prachtvollen Hintern, den sie schlenkerte, wenn sie auf ihren Stöckelschuhen daherging. Sie war einsame Klasse, quatschte mit sämtlichen Jungs und rieb sich dabei an ihnen. In jeder Biologiestunde war es dasselbe. Wir kamen nie dazu, etwas zu lernen. Mr. Stanhope redete ungefähr zehn Minuten, und dann sagte Lilly regelmäßig: »Oh, Mr. Stanhope, lassen Sie uns doch eine Show machen!« »Nein!« »Oooch, Mr. Stanhope!«
Sie ging nach vorn
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