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Das Schlimmste kommt noch oder Fast eine Jugend

Das Schlimmste kommt noch oder Fast eine Jugend

Titel: Das Schlimmste kommt noch oder Fast eine Jugend Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Bukowski
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Kirk-patrick nahm einen Schraubenzieher, kratzte oben auf seinem Motor entlang und machte eine zwei Fuß lange Rille in die schwarze Schmiere.
    »Kommen Sie schon, Pop - wie wär’s mit einem Film? Wir haben grade Sport gehabt. Uns hängt der Arsch bis in die Kniekehlen. Wagner hat uns rumhüpfen lassen wie ‘n Haufen Frösche.« »Sie beginnen mit Ihrer Arbeit, wie ich es Ihnen gesagt habe!«
    Wir fingen an. Es war sinnlos. Es war schlimmer als Musikunterricht. Man hörte das Scheppern von Schraubenschlüsseln und schwere Atemgeräusche.
    »VERFLUCHT!« brüllte Harry Henderson. »Ich hab mir den ganzen gottverdammten Knöchel aufgeschürft! Das ist ja die reinste Sklavenarbeit!«
    Er wickelte sich vorsichtig ein Taschentuch um die rechte Hand und sah zu, wie das Blut durchkam. »Scheiße«, fluchte er vor sich hin.
    Wir anderen mühten uns weiter ab. »Lieber würd’ ich meinen Schädel einem Elefanten ins Loch stecken«, sagte Red Kirkpatrick.
    Jack Dempsey warf seinen Schraubenschlüssel auf den Boden. »Ich hör auf«, sagte er. »Ihr könnt mit mir machen, was ihr wollt, aber ich hör auf. Ihr könnt mich totschlagen, oder ihr könnt mir den Sack abschneiden - aber ich mach hier keinen Handgriff mehr.«
    Er ging rüber, lehnte sich an die Wand, verschränkte die Arme und starrte auf seine Schuhe herunter.
    Unsere Lage war wirklich grauenhaft. Es waren keine Mädchen da. Durch die offene Tür konnte man hinaus auf den Schulhof sehen. Alles so frei und sonnig und unbeschwert da draußen. Und wir beugten uns hier über idiotische Motoren, die nicht einmal in Autos eingebaut waren. Lauter nutzloser Krempel. Nichts als ein Haufen blödes Eisen. Eine blödsinnige Knochenarbeit. Wir brauchten etwas, das uns von diesem Schicksal erlöste. Unser Leben war eh schon bescheuert genug. Wir hatten gehört, daß sich Pop leicht herumkriegen ließ, aber das schien nicht zu stimmen. Er war ein gigantischer Schweinepriester mit einem Schmerbauch, steckte in einer verschmierten Kluft, hatte Schmiere am Kinn, und die Haare hingen ihm über die Augen.
    Arnie Whitechapel warf seinen Schraubenschlüssel hin und ging mit einem breiten Grinsen
nach vorn zu Mr. Farnsworth. »Hey, Pop, was soll dieser Quatsch?«
»Gehn Sie zurück zu Ihrem Motor, Whitechapel!«
»Ach, kommen Sie, Pop. Das ist doch Scheiße!«
Arnie war zwei Jahre älter als wir. Er hatte einige Jahre in einer Besserungsanstalt verbracht.
Doch trotz des Altersunterschieds war er kleiner als wir anderen. Er hatte rabenschwarzes
Haar, das er mit Hilfe von reichlich Brillantine straff nach hinten striegelte. Im Klo stand er
immer vor dem Spiegel und drückte sich die Pickel aus. Er sagte Sauereien zu den Mädchen
und hatte immer Pariser der Marke »Sheik« bei sich.
»Ich weiß ‘n guten Witz für Sie, Pop.«
»So? Zurück an Ihren Motor, Whitechapel.«
»Er ist wirklich Spitze, Pop.«
    Wir standen da und beobachteten, wie er Pop einen dreckigen Witz erzählte. Die beiden steckten die Köpfe zusammen. Pop fing an zu lachen. Sein gewaltiger Leib krümmte sich vor Lachen. Er mußte sich den Bauch halten. »Ach Gott, ach Gott! Meine Güte! Ach herrje!« Dann brach er ab. »Okay, Arnie. Zurück an Ihre Maschine!« »Nein, warten Sie, Pop - ich weiß noch einen!« »Ja?« »Ja. Passen Sie auf …«
    Wir alle verließen nun unsere Werkbänke, gingen nach vorn, bildeten einen Kreis um die beiden und hörten zu, wie Arnie den nächsten Witz erzählte. Als er zu Ende war, bog sich Pop wieder vor Lachen. »Heiliger Bimbam! Ach Gott, ach Gott…!«
    »Ich weiß nochmal einen, Pop. Da fährt dieser Mann in seinem Auto durch die Wüste. Er sieht einen Typ, der hüpft da neben der Straße lang, splitternackt, an Händen und Füßen gefesselt. Der Mann hält und fragt den Typ: >Hey, Sportsfreund, was’n passiert?< Und der Typ sagt: >Na, ich bin hier langgefahren und hab diesen Bastard gesehn, der den Daumen raushielt. Ich halt an, und da hat er plötzlich ‘ne Knarre in der Hand. Er nimmt mir die Kleider weg und fesselt mich. Und dann hat mich der dreckige Bastard in den Arsch gepimpert!< >Ach ja?< sagt der Mann. >Ja, das hat er getan, dieser dreckige Bastard !< sagt der Typ. >Tja<, sagt der Mann und zieht sich vorne den Reißverschluß auf, >ich schätze, das ist heute einfach nicht dein Glückstag!<«
    Pop krümmte sich wieder vor Lachen. »Oh nein! OH! NEIN!! OH … HEILIGER …
BIMBAM! Ach Gott, ach Gott…!«
Endlich kriegte er sich wieder ein.
»Gottverdammich«, sagte er

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