Das Schlimmste kommt noch oder Fast eine Jugend
zeigen, wie ihr was für die
Matratze kriegt.«
»Was weißt denn du schon.«
»Ich kenn mich aus. Erst letzte Woche hatte ich eine Chinesin. Und weißt du, was? Es ist
genau so, wie alle sagen.«
»Was denn?«
»Bei denen ist der Schlitz nicht senkrecht, sondern quer.«
Ferris erwartete mich.
»Wo sind Sie so lange gewesen, verdammt nochmal!«
»In der Pflanzenabteilung.«
»Was haben Sie denn gemacht? Die Fuchsien gedüngt?«
»Yeah. Ich hab in jeden Topf ‘ne Handvoll Scheiße reingetan.«
»Hören Sie mal, Chinaski …«
»Ja?«
»Die Witze hier mache ich. Kapiert?«
»Kapiert.«
»Also. Hier, da ist eine Bestellung von der Herrenabteilung. «
Er gab mir einen Bestellzettel.
»Suchen Sie die Sachen heraus, liefern Sie sie ab, lassen Sie den Zettel gegenzeichnen, und kommen Sie wieder.«
Die Herrenabteilung hatte Mr. Justin Phillips jr. unter sich. Er war wohlerzogen, höflich und ungefähr zweiundzwanzig. Er hielt sich sehr gerade, hatte dunkles Haar, dunkle Augen und einen grüblerischen Zug um den Mund. Dass man bei ihm keine Backenknochen sah, war bedauerlich, aber es fiel kaum auf. Er war blas und trug immer dunkle Anzüge mit wunderschön gestärkten Hemden. Die Verkäuferinnen verehrten ihn. Er war sensibel, intelligent, clever. Er war auch ein klein wenig fies. Vielleicht hatte er das von einem Vorfahren geerbt. Er hatte nur einmal die Tradition durchbrochen und etwas zu mir gesagt: »Das sind aber ziemlich hässliche Narben in Ihrem Gesicht. Wirklich ein Jammer, nicht?« Als ich mit meiner Karre in die Herrenabteilung kam, stand Justin Phillips in sehr gerader Haltung da, hielt den Kopf ein wenig schräg, wie er es die meiste Zeit tat, und schaute in die Ferne, als sehe er etwas, was wir anderen nicht sahen. Er sah etwas da draußen. Vielleicht war es einfach so, dass ich keinen Blick für gute Erziehung hatte. Er machte eindeutig den Eindruck, als sei er über seine Umgebung erhaben. Möglicherweise war es das, was der Geschäftsleitung und den Verkäuferinnen an ihm gefiel. Der Mann war wahrhaftig zu gut für das, was er hier tat, aber er tat es trotzdem.
Ich hielt vor ihm mit meiner Karre. »Hier sind Ihre Bestellungen, Mr. Phillips.«
Er sah einfach über mich hinweg. Das kränkte mich irgendwie, doch andererseits war es mir ganz recht. Ich stapelte ihm die Sachen auf den Tisch, während er ins Leere starrte. Auf eine Stelle direkt über der Fahrstuhltür.
Dann vernahm ich ein gepflegtes Lachen und sah mich um. Es waren einige Kerle aus meinem Jahrgang an der Chelsey High. Sie probierten Pullover an, Wanderhosen und verschiedene andere Sachen. Ich kannte sie nur vom Sehen, da wir in unseren vier Jahren Highschool nie miteinander geredet hatten. Ihr Anführer war Jimmy Newhall. Er hatte Halfback gespielt in unserem Football-Team, das drei Jahre unbesiegt geblieben war. Sein Haar war strahlend blond, und die Sonne schien immer diese oder jene Stelle besonders hervorzuhaben. Entweder die Sonne oder die Lichter im Klassenzimmer. Er hatte einen kräftigen, dicken Hals, und darauf saß das Gesicht eines vollkommenen Jünglings, modelliert von einem meisterlichen Bildhauer. Alles war genau, wie es zu sein hatte. Nase, Stirn, Kinn, alles. Und der restliche Körper ebenso perfekt. Die Jungs in seiner Begleitung waren nicht so vollkommen wie er, aber sie kamen ihm nahe. Sie standen da, probierten Pullover an, lachten und sahen ihrem Studium an der University of Southern California oder an der Stanford-Uni entgegen.
Justin Phillips unterschrieb meinen Zettel. Ich war gerade auf dem Weg zum Lift, als ich eine Stimme hörte:
»HEY, SKI! DEIN KLEINES KITTELCHEN STEHT DIR ABER PRÄCHTIG!«
Ich blieb stehen, drehte mich um und winkte ihnen mit der linken Hand lässig zu.
»Seht euch den an! Der härteste Kerl in der Stadt seit Tommy Dorsey!« »Dagegen ist Clark Gable der reinste Klostampfer.«
Ich ließ meine Karre stehen und ging auf sie zu. Ich wusste nicht, was ich tun würde. Ich stand da und sah sie an. Ich mochte sie nicht. Hatte sie nie gemocht. Auf andere machten sie vielleicht einen tollen Eindruck, aber nicht auf mich. Es lag an ihrem Körperbau. Sie wirkten irgendwie verweichlicht. Sie waren schlappe Figuren, sie hatten nie im Feuer gestanden. Sie waren wunderschöne Nullen. Mir wurde schlecht von ihrem Anblick. Ich hasste sie. Sie waren ein Teil des Alptraums, der mich in der einen oder anderen Gestalt dauernd verfolgte. Jimmy Newhall lächelte mich an. »Hey, Ladenschwengel, wieso hast du
Weitere Kostenlose Bücher