Das Schlimmste kommt noch oder Fast eine Jugend
Wunsch und das Verlangen zu leben, aber nicht die Fähigkeit dazu.
Ich grub ihm eine harte Rechte in den Magen, und als ich ihn nach Luft schnappen hörte, packte ich ihn mit der linken Hand im Nacken und verstaute noch eine Rechte in seinem Magen. Dann schob ich ihn von mir weg und knallte ihm eine Links-Rechts-Kombination mitten in sein edles Gesicht. Der Ausdruck in seinen Augen tat mir unendlich gut. Ich verhalf ihm zu einem Gefühl, das er nie gekannt hatte. Er war entsetzt. Entsetzt, weil er nicht wusste, wie man mit einer Niederlage fertig wird. Ich beschloss, ihn ganz langsam zu erledigen. Da drosch mir jemand auf den Hinterkopf. Ein kräftiger, gut gezielter Schlag. Ich drehte mich um. Es war sein rothaariger Freund, Cal Evans.
Ich zeigte auf ihn und schrie: »Bleib mir ja weg, du Scheißer! Ich werd’ euch alle nacheinander verarzten! Sobald ich mit dem hier fertig bin, kommst du dran!«
Es brauchte nicht viel, um Jimmy den Rest zu geben. Ich versuchte sogar ein bißchen elegante Beinarbeit. Ich stocherte ein wenig, spielte mit ihm herum, dann begann ich ihn mit Schlägen einzudecken. Er steckte sie ziemlich gut weg, und eine Weile dachte ich, ich würde es nicht zu Ende bringen, doch auf einmal warf er mir einen ganz eigenartigen Blick zu, als wollte er sagen: »Hey, hör mal, vielleicht sollten wir uns lieber vertragen und ein paar Biere trinken gehn …« Dann fiel er um.
Seine Freunde drängten sich dazwischen, hoben ihn auf, stützten ihn, redeten auf ihn ein. »Hey, Jim, alles in Ordnung?«
»Was hat der Scheißkerl mit dir gemacht, Jim? Wir reißen ihm den Kopf ab. Brauchst es nur
zu sagen.«
»Bringt mich nach Hause«, sagte Jim.
Ich sah ihnen nach, wie sie die Treppe hinuntergingen. Alle versuchten gleichzeitig, ihn zu stützen. Einer trug ihm Hemd und Unterhemd nach.
Ich ging wieder hinein zu meiner Karre. Justin Phillips stand immer noch da.
»Ich habe nicht geglaubt, dass Sie wiederkommen«, sagte er und lächelte herablassend. »Keine Vertraulichkeiten mit den ungelernten Arbeitskräften«, erinnerte ich ihn.
Ich schob ab. Mein Gesicht, meine Kleider- ich war ziemlich übel zugerichtet. Ich ging zum Lift und drückte auf den Knopf. Der Albino ließ nicht lange auf sich warten. Die Tür ging auf. »Es hat sich schon rumgesprochen«, sagte er. »Ich höre, du bist der neue Meister aller Klassen.«
Neuigkeiten sprechen sich schnell herum an einem Ort, wo sich kaum etwas tut.
Ferris mit seinem halben Ohr erwartete mich bereits.
»Man läuft hier nicht herum und verprügelt die Kunden!«
»Es war nur einer.«
»Wir können ja nicht wissen, wann Sie auch noch auf die anderen losgehen.« »Der Kerl hat sich mit mir angelegt.«
»So etwas kommt vor, aber das interessiert uns kein bißchen. Uns reicht es, dass Sie sich
danebenbenommen haben.«
»Was ist mit meinem Lohn?«
»Bekommen Sie mit der Post.«
»Schön. Dann bis später mal …«
»Warten Sie. Ich brauche noch Ihren Spindschlüssel. «
Ich holte meinen Schlüsselbund heraus. Es hingen nur zwei Schlüssel daran. Ich machte den vom Spind ab und gab ihn Ferris.
Dann ging ich zum Personalausgang und zog an der Tür. Es war eine wuchtige Stahltür, die sich schwer öffnen ließ. Als sie aufging und das Tageslicht in den Korridor fiel, drehte ich mich um und winkte Ferris flüchtig zum Abschied. Er reagierte nicht. Er sah mich nur ungerührt an. Dann fiel die Tür ins Schloss. Ich mochte ihn irgendwie.
48
»Du hast den Job also nicht mal eine Woche halten können, wie?«
Wir aßen Fleischklöße und Spaghetti. Meine Probleme wurden regelmäßig beim Abendessen erörtert.
Abendessen bedeutete fast immer, dass es für mich ungemütlich wurde. Ich gab meinem Vater keine Antwort.
»Was war denn los? Warum haben sie dir den Arsch auf die Straße gesetzt?« Ich sagte nichts.
»Henry, antworte deinem Vater, wenn er mit dir spricht!« sagte meine Mutter. »Er hat es nicht gebracht, das ist alles!«
»Schau dir sein Gesicht an«, sagte meine Mutter. »Ganz geschwollen und aufgeschürft. Hat
dich dein Boss geschlagen, Henry?«
»Nein, Mutter …«
»Warum isst du nichts, Henry? Du hast anscheinend nie Hunger.«
»Er kann nicht essen«, sagte mein Vater, »er kann nicht arbeiten, er kann gar nichts! Er ist keinen Furz wert!«
»Du solltest bei Tisch nicht so reden, Daddy«, sagte meine Mutter.
»Na, ist doch wahr!« Mein Vater hatte sich eine Riesenportion Spaghetti auf die Gabel gerollt. Er stopfte es sich in den Mund und fing an zu
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