Das Schlitzohr
auch eine der schönsten Phönixpalmen, der Phönix
Röbelini, benannt ist. Er war ein Weltenbummler par excellence und trieb sich
überall da in den Urwäldern herum, wo die Welt noch unbekannt, aber nicht
ungefährlich war. Er fand in einer Schlucht des Himalaya eine Orchidee mit
einer herrlichen porzellanblauen Blüte. Es ist eine prachtvolle Abart der Vanda
coerulea mit einer ungewöhnlich großen Blüte und einem schachbrettartigen
Muster auf den Blütenblättern. Er brachte eine größere Menge Pflanzen nach
Europa und nannte sie nach einem Freund, dem Orchideenzüchter Hennis in
Hildesheim, Vanda Hennisiana.
Als diese Pflanze in Europa das
erstemal blühte, waren die Kenner begeistert, und es wurden Röbelin stattliche
Summen geboten, wenn er noch mehr dieser Orchideen aus dem Himalaya hole.
Leider kehrte er von dieser Sammelreise nicht mehr zurück, und man hat auch nie
etwas über sein Schicksal erfahren.
Diese Geschichte ließ mich nicht mehr
ruhen, und ich setzte Himmel und Hölle in Bewegung, bis ich eine Vanda
Hennisiana erwerben konnte. Als sie das erstemal in der Wilhelma blühte, lud
ich die Vertreter von Presse und Rundfunk in den Wintergarten ein. Auf dem
Tisch prangte die Vanda Hennisiana in ihrer ganzen Schönheit, daneben stand ein
Phönix Röbelini.
Ein weiteres Beispiel für meine
werbewirksamen Einkäufe ist der Palmenroller. In Java lebt eine
Schleichkatzenart mit diesem Namen. Wenn die Früchte des Kaffeestrauches reif
sind, kommen die Tiere in die Plantagen und verzehren die wie Kirschen
aussehenden Früchte. Nun sind die in den Früchten vorhandenen Kaffeebohnen
unverdaulich und gehen mit dem Kot ab. Dieser Kot wird von ihnen als grauweiße
Häufchen zusammengeklebter Kaffeebohnen auf den Trampelpfaden in den Plantagen
abgesetzt. Da die Palmenroller nur die besten und reifsten Früchte fressen,
sind in diesen Häufchen auch die schönsten und wohlschmeckendsten Kaffeebohnen.
Deshalb sammeln die Eingeborenen die Häufchen sorgfältig, waschen die Bohnen
aus und handeln sie unter dem Namen »Kaizerkaffee«.
Wer die vorhergehenden Zeilen gelesen
hat, braucht nicht lange zu überlegen, weshalb ich einen Tierhändler, der gute
Verbindungen nach Indonesien hatte, nicht mehr in Ruhe ließ, bis er mir einen
Palmenroller beschafft hatte. Als die Katze eingetroffen war, warteten wir nur
noch ab, bis die Früchte unseres Kaffeebaumes so reif waren, daß sie vom
Palmenroller gefressen wurden. Alles klappte großartig, die Häufchen ließen wir
im Zwinger, aber als wir bei der Pressekonferenz Kaffee anboten, blieben alle
Journalisten beim Wein.
Nicht zuletzt
durch unsere Phantasie bei den Pressekonferenzen gewannen wir Kampfgenossen für
den Ausbau der Wilhelma als Zoo. Durch die gute Publicity schwoll aber auch der
Besucherstrom derart an, daß wir uns bald genötigt sahen, auf unserem Gelände
Zonen zu schaffen, wo ein paar tausend Menschen für längere Zeit unterhalten
werden konnten. Deshalb erweiterte ich den Raum um die Elefantenanlage.
Gleichzeitig arrangierten wir hier kleine Dressurvorführungen. Im folgenden
Jahr bauten wir den Robbenteich und eine Affenspielanlage. An Sonn- und
Feiertagen und während der Ferien beobachteten Tausende die Vorführungen der
gelehrigen Tiere. Sie amüsierten sich großartig und ließen während dieser Zeit
den anderen Besuchern den Platz an kleineren Gehegen und in den Gewächshäusern
oder Aquarien.
Bei den ersten drei Sonderschauen
tangierten die Tiere die Gartenanlagen der Wilhelma nicht, weil sich die
Ausstellungen in den Gewächshäusern abspielten. Das änderte sich aber bei der
Ausstellung »Tiere des deutschen Märchens«. Da alle Tiere, die hier zu sehen
waren, ausgenommen die Löwen, bei uns im Freien vorkommen, mußten wir uns von
diesem Zeitpunkt an genau überlegen, wo wir Tiergehege anlegen konnten, ohne
das Gesamtbild zu stören. Das bedeutete, daß der maurische Garten ebenso
unberührt bleiben mußte, wie die Flächen zu beiden Seiten des Festsaals und die
große Freifläche entlang der Gewächshäuser. Hier konnte ich nur die zierlichen
Flamingo um einen kleinen Teich herum unterbringen, weil sie den üppigen
Blumenpflanzungen zu einer letzten Steigerung verhalten. So blieben für die
Planung des Zoos nur fünf, von hohen Alleen umgebene Rasenflächen, das Gelände
längs der Pragstraße und der Garten der ehemaligen
Wilhelmatheater-Gastwirtschaft übrig.
Wir ordneten alle neuen Tierunterkünfte
so an, daß sie von Bäumen und
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