DAS SCHLOSS
Schloss hinüber. Etwas war ihm aufgefallen und hatte ihn stutzig gemacht. Wenn er das Schloss nicht selbst inspiziert hätte und absolut davon überzeugt gewesen wäre, dass es vollkommen verlassen war, dann hätte er schwören können…
Verdammt, er hatte sich nicht getäuscht.
Es war eindeutig. Hinter den Büschen vor der Mauer des Schlosses, am gegenüberliegenden Ufer des Sees, leuchtete etwas.
Sein Herz begann zu klopfen. Waren sie doch nicht alleine? Hatte er Vanessa in der irrigen Annahme, dass sie alleine in dem alten Gemäuer unterwegs waren, völlig wehrlos zurückgelassen?
Für einen kurzen Augenblick überlegte er, sofort zu Vanessa zurückzukehren, entschied sich dann aber dagegen. Zu groß war die Neugier, was hinter seiner Entdeckung steckte. Er verfiel in einen leichten Trab und joggte um das Gewässer herum.
Nach wenigen Minuten hatte er die gegenüberliegende Seite erreicht und schlich zwischen dem Schilf der Uferzone und den vor der Schlossmauer wachsenden Büschen hindurch.
Und dann entdeckte er es.
Er hatte sich wahrhaftig nicht getäuscht.
Ein aus gelblichem Licht bestehender Kranz markierte die Umrisse einer Tür. Ungleichmäßig fiel das Licht durch das Laub der Büsche.
Mein Gott, es gibt tatsächlich einen weiteren Eingang.
Vorsichtig bog Jonas einige Äste beiseite und trat durch das Blattwerk hindurch. Mehrere abgebrochene Zweige bestätigten ihn in seiner Vermutung, nicht der Erste zu sein, der diesen Weg nutzte. Er trat aus dem Busch heraus und fand sich vor einer rostbraunen Metalltür wieder, auf der jemand einen makabren Spruch in gelber Neonfarbe hinterlassen hatte:
HAU AB, HIER LAUERT DER TOD!
Zögernd griff er nach der massiven Klinke und drückte die Tür langsam nach innen. Sein Herz setzte einen Schlag aus und begann danach, um so heftiger zu klopfen, als die Tür ein in seinen Ohren unendlich lautes Quietschen von sich gab. Sein Körper erstarrte und er lauschte in das Innere des Gebäudes hinein.
Stimmen.
Zwar konnte er keine Details verstehen, aber er war sich absolut sicher, dass sich dort drinnen Leute miteinander unterhielten.
Folglich waren es mindestens zwei.
Er wusste, dass es das Cleverste gewesen wäre, sich umgehend aus dem Staub zu machen, aber seine Neugierde war geweckt. Er wollte unbedingt wissen, was sich dort abspielte.
So leise wie möglich schlüpfte er durch den Türspalt. Zu seinen Füßen erstreckte sich eine steile Treppe. Stufen, die vermutlich in den Keller des Schlosses führten. Das trübe Licht, das er durch den Türspalt hatte sehen können, suchte sich einen Weg offensichtlich aus einem der Kellerräume, die sich unmittelbar an die Treppe anschließen mussten.
Sein Herz klopfte bis zum Hals, während er einen Schritt vor den nächsten setzte und die Treppe hinunter ging. Mit jedem Schritt, schienen die Stimmen lauter zu werden.
Seiner Einschätzung nach, handelte es sich tatsächlich um zwei Personen. Und sie schienen über irgendetwas zu streiten. Zumindest bildete er sich ein, in der einen Stimme Wut, vielleicht aber auch Verzweiflung, zu erkennen.
Gehörte sie einer Frau?
Er war sich nicht sicher, vermutete es aber.
Nach wenigen Metern endete der Gang vor drei Türen. Die Türen, die nach links und rechts abzweigten waren geschlossen. Keinerlei Licht schimmerte durch die Schlitze unter den massiv anmutenden Holztüren. Lediglich aus dem Raum direkt vor ihm, dessen Tür nur angelehnt war, drang trübes Licht.
Auf Zehenspitzen schlich er zu der angelehnten Tür und riskierte einen Blick in den dahinter liegenden Raum.
Die beiden Personen, es handelte sich in der Tat um einen Mann und eine Frau, wurden zur Hälfte von einem Sofa verdeckt. Sie standen mit dem Rücken zu ihm und der Mann schlug in diesem Augenblick mit etwas, das für Jonas wie eine Eisenstange aussah, auf etwas ein, das im Schutz den Sofas auf dem Boden zu liegen schien.
Gebannt starrte Jonas auf die Szene, die sich vor seinen Augen abspielte. Er wagte kaum zu atmen. Wieder rang er mit sich. Er musste von hier verschwinden.
Sofort.
Aber die Situation fesselte ihn. Was würden die beiden als nächstes tun? Was trieben sie dort überhaupt? Und wer oder was lag dort am Boden? Zu dumm, dass er von ihrem Gespräch fast nichts mitbekam. Zum einen sprachen sie ziemlich leise, zum anderen lag ein lautes Brummen in der Luft. Vermutlich von einem Generator, denn irgendwoher musste der Strom ja kommen, der die elektrische Beleuchtung ermöglichte.
Aber obwohl er
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