Das Schloss am See: Mittsommerherzen (German Edition)
Geschäftsmann, der seine Sinne beieinanderhatte, würde Geld in ein Projekt stecken, solange diese Sache nicht geklärt war. Der potenzielle Käufer könnte das Schloss vielleicht nach seinen Wünschen umgestalten. Doch was brachte das, wenn er Lisbet und ihre verflixten Viecher nicht von Beringholm Slott vertreiben konnte!
Natürlich könnte ich trotzdem versuchen, das Schloss zu verkaufen, überlegte Hannes. Mit ein wenig Glück fand er vielleicht einen Investor, der bereit war, das Risiko einzugehen. Doch das würde zum einen deutlich länger dauern, als er einkalkuliert hatte, und zum anderen den Preis erheblich drücken.
Dabei hatte Hannes jede Krone, die ihm der Schlossverkauf bringen würde, bitter nötig. Und wer trug die Schuld daran? Eine Frau natürlich! Mindestens genauso intrigant und selbstsüchtig wie seine Stiefmutter, wenn auch nicht ganz so durchtrieben.
„Ich will diesen Vertrag sehen“, forderte er energisch. „Auf der Stelle!“
Lisbet verschränkte die Arme vor der Brust und erwiderte fest seinen Blick. „Das ist leider im Augenblick nicht möglich. Der Vertrag ist bei meinem Onkel Petter Rönquvist, einem Notar. Und der hält sich noch bis mindestens zum Ende des Monats im Ausland auf. Ich dachte nicht, dass ich das Dokument während seiner Abwesenheit brauchen würde. Sie werden sich also gedulden müssen.“
Hannes runzelte die Stirn. „Kommt gar nicht infrage! Rufen Sie ihn an! Der Mann wird ja wohl eine Vertretung haben!“
Doch sie schüttelte den Kopf. „Leider nein. Eigentlich praktiziert er schon seit Jahren nicht mehr. Er betreut mich nur deshalb noch, weil wir verwandt sind. Tut mir wirklich leid.“
Missbilligend schnalzte Hannes mit der Zunge. „Ich glaube Ihnen kein Wort, hören Sie? Und wenn Sie denken, mich so leicht loswerden zu können, dann täuschen Sie sich.“ Er atmete tief durch. „Nehmen Sie mit diesem Rönquvist Kontakt auf und teilen Sie ihm mit, dass ich so schnell wie möglich mit ihm sprechen will. So lange, bis diese Angelegenheit geklärt ist, bleibe ich hier.“
Lisbet nickte. „Natürlich, ganz wie Sie wünschen. Lars wird Sie sicher gern mit in die Stadt nehmen. Unten an der Kirche gibt es eine hübsche kleine Pension, die …“
„Nej!“
, fiel Hannes ihr lächelnd ins Wort. „Sie haben mich anscheinend missverstanden. Ich meinte selbstverständlich, ich bleibe hier auf Beringholm Slott!“
Lisbet erbleichte. „Sie wollen … hier auf dem Schloss?“ Hastig schüttelte sie den Kopf. „Nein, unmöglich! Selbst wenn ich es wollte, ich bin nicht auf Besucher eingerichtet.“
„Da seien Sie mal ganz unbesorgt. Ich erwarte von Ihnen keine Fünfsterneunterkunft, sondern nur ein Dach über dem Kopf, ein Bett und einen Platz, an dem ich arbeiten kann.“
„Aber …“ Sie schluckte, dann nickte sie. „Also schön, wenn Sie es denn unbedingt so haben wollen. Aber ich versichere Ihnen, dass Sie es in einem Zimmer in der Pension in Tålby bequemer hätten.“
„Meine Bequemlichkeit lassen Sie ruhig meine Sorge sein. Ich will in
meinem
Schloss bleiben.“ Mit diesen Worten nahm er den Schlüssel seines Mietwagens aus seiner Hosentasche und warf ihn Lars zu. „Hier, mein Wagen steht ein Stück den Feldweg dort rauf. Das Gepäck liegt im Kofferraum. Während Sie es hineinbringen, schaue ich mich ein wenig um.“
Er wusste, dass er es auf die Spitze trieb, indem er den jungen Mann wie einen Dienstboten behandelte, doch er konnte es sich einfach nicht verkneifen.
„Willst du dir das wirklich gefallen lassen?“, fragte Lars, als er und Lisbet am Abend miteinander telefonierten. Er hatte sich so über Hannes’ Verhalten aufgeregt, dass Lisbet ihn fortgeschickt hatte, damit die Situation nicht eskalierte. Doch auch jetzt, Stunden später, schien er sich noch nicht wirklich beruhigt zu haben. „Wie der Kerl mit dir umgeht ist wirklich mehr als dreist. Und jetzt nistet er sich auch noch unter deinem Dach ein …!“
Seufzend fuhr sie sich durchs Haar. Sie ärgerte sich ja selbst über Hannes, doch was sollte sie tun? „Genau das ist ja das Problem: Es ist
sein
Dach, nicht meines. Ich kann mir wirklich nicht erklären, warum Hilda sich nicht an unsere Vereinbarung gehalten hat. Aber ich habe die Kopie des Testaments selbst gesehen, und es trägt ganz eindeutig Hildas Unterschrift.“
„Er könnte es gefälscht oder sich auf irgendeine unlautere Art und Weise erschlichen haben“, entgegnete Lars.
Ach, wie sehr sich Lisbet wünschte, dass
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