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Das Schloss am See: Mittsommerherzen (German Edition)

Das Schloss am See: Mittsommerherzen (German Edition)

Titel: Das Schloss am See: Mittsommerherzen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pia Engström
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mir beim besten Willen nicht erklären, warum sie mir Beringholm Slott vermacht hat. Aber so ist es nun mal – ob es Ihnen gefällt oder nicht!“
    Lisbet atmete tief durch. Auf diese Weise würde sie nicht weiterkommen. Sie musste versuchen, ihre Emotionen unter Kontrolle zu halten.
    „M
idnattssol
– Mitternachtssonne“, sagte sie, und als er irritiert blinzelte, fuhr sie ein wenig versöhnlicher fort: „Je weiter man nach Norden kommt, umso länger bleibt es im Sommer hell. Die Mittsommernacht ist der Höhepunkt, die Sonne geht dann nur ein paar Stunden unter, aber schon jetzt wird es vor Mitternacht kaum richtig dunkel.“
    Hannes zog sich einen Stuhl heran und setzte sich zu Lisbet. Mit einem Nicken deutete er auf die Gitarre, die am Tisch lehnte. „Was machen Sie da?“
    Verlegen zuckte sie mit den Schultern. „Ach, nichts Besonderes. Nur eine Freizeitbeschäftigung von mir, die ich … Nein, bitte nicht!“ Ehe sie ihn daran hindern konnte, hatte er sich die bereits fertigen Seiten der Komposition geschnappt und fing an, leise die Melodie des Songs zu summen.
    Ihre Wangen brannten vor Scham. „Ich mache das nur für mich, Hannes. Es war nicht geplant, dass irgendjemand je das fertige Werk zu sehen bekommt.“
    „Und warum nicht, wenn ich fragen darf?“ Überrascht blickte er sie an. „Ich mag kein Experte sein, aber …“
    „Ja?“
    „Nun, die Melodie ist sehr eingängig. Soweit ich es beurteilen kann, hat dieser Song das Potenzial zu einem echten Ohrwurm.“ Er vertiefte sich wieder in das Notenblatt und runzelte nachdenklich die Stirn. „Sie scheinen ein hervorragendes musikalisches Gespür zu haben, hat Ihnen das schon einmal jemand gesagt?“ Er nickte beifällig, als er ihr das Blatt zurückgab. „Sie sollten das wirklich von einem Profi begutachten lassen, Lisbet.“
    „Ich … Sie meinen …“ Vollkommen sprachlos starrte sie ihn an. Dieser Mann überraschte sie immer wieder aufs Neue. In einem Moment hochmütig und arrogant, konnte er im nächsten schon wieder die Freundlichkeit in Person sein.
    Sofort fing ihr Herz wieder an, heftiger zu klopfen, und in ihrem Bauch flatterte es wild. Doch rasch rief sie sich zur Ordnung. Auf keinen Fall durfte sie sich von seinem Charme einwickeln lassen. Dank Ruben wusste sie nur allzu gut, dass Männer in den meisten Fällen nur so lange freundlich und zuvorkommend waren, wie es ihrem eigenen Vorteil diente. Aber wehe, die Situation veränderte sich zu ihren Ungunsten – dann nahmen sie Reißaus, ohne auch nur ein einziges Mal zurückzublicken.
    Dies war einer der Gründe, warum sie an einer Beziehung kein gesteigertes Interesse hatte.
    Den zweiten Grund sah sie jeden Morgen und Abend im Spiegel, wenn sie sich umkleidete, denn ihr Unfall vor sechs Jahren war nicht ohne Folgen geblieben. Durch das Feuer, das im Inneren des Wagens ausgebrochen war, hatten ihre Beine schwerste Verbrennungen davongetragen. Und die vernarbte Haut würde sie ihr Leben lang daran erinnern.
    Lisbet schüttelte den Kopf, um die düsteren Gedanken beiseitezuwischen. „Wie ich schon sagte“, entgegnete sie scheinbar unverbindlich und steckte die Partitur in eine Mappe. Hannes sollte auf keinen Fall bemerken, was für eine umwerfende Wirkung er auf sie hatte. „Ich schreibe das hier ausschließlich zu meinem eigenen Vergnügen.“
    Sie stand auf, legte den Gitarrenkoffer offen auf den Tisch und versuchte etwas umständlich, das Instrument darin zu verstauen, ohne Hannes zu nahezukommen.
    „Warten Sie, ich helfe Ihnen.“
    Hannes war bei ihr, ehe sie ihn davon abhalten konnte. Er stand so dicht hinter ihr, dass sie seine Körperwärme spüren und den männlich-markanten Duft seines Aftershaves riechen konnte.
    Plötzlich fühlte sie sich ganz schwach, und ohne seine Hilfe wäre ihr die Gitarre vermutlich einfach aus den Händen geglitten. Doch er fasste beherzt zu und half ihr, das Instrument in den Koffer zu legen und den Deckel zu schließen. Dabei streifte er mit den Fingern ihre Hand, und ein Kribbeln durchlief ihren Körper. Hastig rückte sie von ihm ab.
    „Danke, ich …“ Sie packte den Griff des Koffers. „Es ist schon spät,
god natt
.“
    Mit diesen Worten drehte sie sich um und flüchtete ins Haus. Einmal mehr lief sie vor Hannes Westenberg davon – es schien allmählich zu einer schlechten Gewohnheit zu werden.
    „W
ie viel
wollen Sie als Anzahlung?“, stieß Hannes fassungslos hervor. Er telefonierte gerade mit dem Handwerker, der das Dach

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