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Das Schloss am See: Mittsommerherzen (German Edition)

Das Schloss am See: Mittsommerherzen (German Edition)

Titel: Das Schloss am See: Mittsommerherzen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pia Engström
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des
Alsterblick
reparieren sollte. „Sind Sie wahnsinnig? Ich brauche lediglich ein Dach – ich will nicht gleich ein neues Hotel bauen!“
    Die Nachrichten waren gelinde ausgedrückt katastrophal. Immer wenn er gerade glaubte, es könne nicht mehr schlimmer werden, kam stets von irgendwo eine neue Hiobsbotschaft. Nun waren es also die Dachdecker, die mit ihrer Arbeit erst dann beginnen wollten, wenn er mindestens die Hälfte der veranschlagten Reparatursumme im Voraus gezahlt hatte.
    Das war natürlich üblich, schon allein deshalb, weil für die Instandsetzung des Daches große Mengen an Material beschafft werden mussten. Die Handwerker waren nervös, denn sie fürchteten, am Ende selbst auf den Kosten sitzen zu bleiben. Es kam nicht gerade selten vor, dass ihre Aufraggeber während der laufenden Arbeiten pleitegingen – und wenn sie die notwendigen Baustoffe dann aus eigener Tasche gezahlt hatten, standen sie dumm da.
    An Verständnis mangelte es Hannes also nicht, aber an den nötigen Rücklagen, um diese Forderung zu erfüllen. Nichts, aber auch wirklich gar nichts lief so, wie er es sich vorgestellt hatte. Sein Plan war gewesen, nach Schweden zu fahren, Beringholm Slott gewinnbringend zu verkaufen und mit dem Geld wieder nach Hamburg zurückzukehren. Das alles möglichst innerhalb einer Woche. Doch es sah nicht so aus, als ob daraus noch etwas werden würde.
    Statt Gespräche mit Kaufinteressenten zu führen, saß er hier, verschwendete seine Zeit und hatte bisher nichts erreicht, als ausgerechnet der Frau schöne Augen zu machen, die er eigentlich so schnell wie möglich vertreiben sollte.
    Wie er es auch drehte und wendete – Lisbet stand ihm im Weg. Er musste eine Möglichkeit finden, sie mitsamt ihrer Tiere loszuwerden, und zwar so schnell wie möglich. Ansonsten konnte er auch gleich nach Deutschland fahren und vor seinem Vater zu Kreuze kriechen. Und so weit würde es nicht kommen, ganz gleich, wie sehr er Lisbet insgeheim auch für ihre Arbeit bewunderte. Wenn er allerdings daran dachte, wie himmlisch es sich angefühlt hatte, als sie in seinen Armen gelegen hatte und …
    Energisch schüttelte Hannes den Kopf, um die Erinnerung zu vertreiben. Es gab wirklich andere Dinge, mit denen er sich zu befassen hatte. Lisbet war nicht die erste Frau, die ihre weiblichen Vorzüge als Waffe einsetzte, um an ihr Ziel zu gelangen, und sie würde mit Sicherheit auch nicht die letzte sein. Er brauchte ja nur an seine Stiefmutter zu denken. Wie sie seinen Vater, den sonst so dominanten und überlegenen Richard Westenberg, mit einem Augenaufschlag um den kleinen Finger wickelte …
    „Nein, Herr Hennig“, sagte er schließlich. „Es tut mir leid, aber eine so hohe Vorausleistung kommt nicht infrage. Meinetwegen zahle ich Ihnen zehn Prozent des Kostenvoranschlags, aber keinen Cent mehr.“ Dass er schon diesen Betrag im Augenblick nur schwer aufbringen konnte, erwähnte er natürlich nicht. „Sie können sich darauf verlassen, dass die Zahlung bis Ende des Monats auf Ihrem Konto eingeht. Schönen Tag noch.“
    Er beendete das Gespräch, ohne Dachdeckermeister Hennig noch einmal zu Wort kommen zu lassen. Dann warf er das Telefon mit einem unterdrückten Fluch aufs Bett. Als er sich umdrehte, fiel sein Blick in den goldgerahmten Spiegel an der Wand.
    „Und nun?“, fragte er sein Spiegelbild. „Noch irgendeine tolle Idee?“
    Da ihm sein Konterfei eine Antwort schuldig blieb, musste er sich wohl oder übel selbst etwas einfallen lassen. Nachdenklich verließ er das Zimmer, das im Obergeschoss lag, und ging die steile Wendeltreppe am Ende des Korridors hinunter. Die meisten Räume des Schlosses waren verwaist. Genutzt wurden eigentlich nur die ebenerdigen Wirtschaftsräume, wie die Küche, in der auch gegessen wurde. Lisbet bewohnte ein winziges Zimmer im ehemaligen Gesindetrakt. Warum sie sich von all den herrlichen Räumen ausgerechnet einen so einfachen Raum ausgesucht hatte, war Hannes ein Rätsel. Aber vielleicht hatte sie es mit vorgeblicher Bescheidenheit geschafft, seiner Großtante Sand in die Augen zu streuen.
    Er hatte die Schwester seiner Großmutter nicht besonders gut gekannt, doch die meisten älteren Frauen schätzten Menschen, die sich für andere engagierten und dabei doch bescheiden und bodenständig blieben. Vermutlich hatte Hilda ihrem Schützling Lisbet all die kleinen Annehmlichkeiten, mit denen sie ohne Zweifel bedacht worden war, förmlich aufdrängen müssen. Das machte sie keinen Deut

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