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Das Schloss am See: Mittsommerherzen (German Edition)

Das Schloss am See: Mittsommerherzen (German Edition)

Titel: Das Schloss am See: Mittsommerherzen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pia Engström
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unterdrückte ein Aufstöhnen. Das hatte ihr gerade noch gefehlt. Was war bloß mit ihr los, dass Hannes es immer wieder schaffte, sie die Kontrolle über sich selbst, über ihren eigenen Körper und ihre eigenen Gefühle verlieren zu lassen?
    Und das, obwohl sie genau wusste, dass zwischen ihnen beiden niemals etwas sein konnte!
    Sie war nicht mehr dieselbe Frau wie vor ihrem Unfall. Der betrunkene Autofahrer, der ihren Wagen von der Straße abgedrängt hatte, hatte ihr sehr viel mehr genommen als nur ihre Gesangskarriere.
    Die Erinnerung an Rubens Blick, an das blanke Entsetzen in seinem Gesicht, tat noch immer weh.
    Seit jenem Tag hatte sie keine Note mehr gesungen – es war, als hätte Ruben die Musik aus ihrem Kopf und aus ihrem Herzen vertrieben. Erst seit kurzer Zeit war sie in der Lage, wieder an Songs zu arbeiten. Die alten Wunden hatten angefangen zu heilen – wollte sie wirklich riskieren, sie wieder aufzureißen?
    Nein, unmöglich!
    Im Grunde ihres Herzens wusste sie, dass sie niemals wieder eine Beziehung mit einem Mann eingehen könnte. Auch für Hannes durfte sie keine Ausnahme machen – nicht einmal für eine einzige Nacht, sosehr sie sich auch danach sehnte. Sie würde es nicht ertragen, die Abscheu in seinen Augen zu sehen, wenn er die vernarbte Haut an ihren Beinen sah …
    Hastig schüttelte sie den Gedanken ab. „Ich muss gehen“, murmelte sie und wandte sich ab, doch er griff nach ihrem Arm und hielt sie zurück.
    Fragend schaute sie ihn an. Er schien etwas sagen zu wollen, doch dann schüttelte er den Kopf und ließ sie los. „Sieh zu, dass du deinen Notar erreichst“, knurrte er. „Ich will endlich diesen verdammten Vertrag sehen!“
    Lisbet schluckte hart, drehte sich um und ging davon.
    Aleksandra stand im Schatten des Torgangs und spähte vorsichtig nach draußen. Als sie Lisbet kommen sah, zog sie sich rasch zurück. So schnell es ihr schlimmes Bein erlaubte, eilte sie zu Charlotte zurück und gab vor, die ganze Zeit bei der gutmütigen Stute gewartet zu haben.
    Mit ihren Gedanken war sie jedoch ganz woanders.
    Nur mühsam gelang es ihr, ein sehnsüchtiges Seufzen zu unterdrücken, wenn sie an Hannes Westenberg dachte. Dass sie erst fünfzehn und er bestimmt schon über dreißig war, störte sie nicht im Geringsten. Er sah so gut aus mit seinem hellblonden Haar und den leuchtend blauen Augen. Und er war so stark und bestimmt auch sehr mutig, dass ihr Herz jedes Mal Purzelbäume schlug, wenn sie ihn sah.
    Doch er schien nur Augen für Lisbet zu haben – und das behagte Aleksandra ganz und gar nicht. Vorhin, als sie die beiden erwischt hatte, wie sie sich küssten, war ihr vor lauter Eifersucht ganz schlecht geworden.
    Es war so unfair!
    Lisbet hatte einfach alles, was man sich nur wünschen konnte: Sie war schön und anmutig, mit ihrem langen schwarzen Haar und den blaugrünen Augen. Was Aleksandra stattdessen sah, wenn sie in den Spiegel blickte, gefiel ihr gar nicht. Alles an ihr wirkte blass und farblos – uninteressant. Kein Wunder, dass Hannes sie nicht einmal bemerkte – nicht solange Lisbet in seiner Nähe war.
    Diese Erkenntnis machte alles nur noch schlimmer. Seit fünf Jahren kam sie beinahe jeden Tag her, um sich um Charlotte und die anderen Tiere zu kümmern. Lisbet war in der Zeit zu einer guten Freundin für sie geworden.
    Doch alles, was Aleksandra jetzt empfinden konnte, als sie Lisbet den Burghof betreten sah, war Eifersucht.
    Brennende, quälende Eifersucht.

6. KAPITEL
    „A ch Hilda, wie soll ich das alles nur ohne dich schaffen?“
    Tränen schimmerten in Lisbets Augen, als sie zwei Tage später einen Blumenstrauß auf das Grab niederlegte. Es waren gelbe Rosen aus dem kleinen Schlossgarten, um den sich Hilda immer so liebevoll gekümmert hatte.
    Obwohl Hilda erst seit drei Wochen fort war, fing die Natur bereits an, den ihr abgetrotzten Raum zurückzuerobern. Schon jetzt wucherten Löwenzahn und Gipskraut auf den sorgsam angelegten Rabatten, und auf den Steinplatten des Gehwegs bildete sich Moos.
    Hilda fehlte einfach – nicht nur im Garten, sondern überall. Sie war immer da gewesen, wenn Lisbet jemanden zum Reden gebraucht hatte.
    Verstohlen wischte Lisbet sich über die Augen.
Ach Hilda, ich verdanke dir so viel. Umso weniger kann ich verstehen, warum du
ihm
Beringholm Slott vererbt hast. Weshalb hast du das getan? Und was soll ich jetzt tun?
    Sie erhielt keine Antwort. Still und friedlich lag der kleine Friedhof von Tålby da. Hildas Grab befand sich

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