Das Schloss am See: Mittsommerherzen (German Edition)

beruhigen.
    „Was ist denn los, Liebes?“ Lisbet schloss sie in ihre Arme und strich ihr beruhigend übers Haar. „Du kannst mit mir über alles reden, das weißt du doch. Hast du Kummer wegen eines Jungen? Ist es das?“
    „Ja“, stieß Aleksandra unter Schluchzern aus. „Und nein! Ach Lisbet, es ist so schrecklich! Ich habe etwas Schlimmes getan, das du mir bestimmt niemals verzeihen wirst! Ich …“ Sie rang nach Luft. „Ich … ich ….“
    „Nun setz dich erst einmal hin.“ Lisbet führte sie zum Küchentisch. „Und jetzt atme mal tief durch und beruhige dich. So schlimm wird es schon nicht sein.“
    „Doch“, entgegnete das Mädchen, jetzt schon ein wenig ruhiger. „Es ist schlimm und gemein und schäbig, Lisbet. Ich schäme mich so!“ Sie atmete tief durch. „Da war dieser Mann – Kristof Steen …“ Sie fing an zu erzählen, zuerst langsam und stockend, dann immer schneller. Lisbet konnte kaum glauben, was sie da hörte, und es machte sie schrecklich wütend – nicht auf Aleksandra, sondern auf Kristof Steen. Dieser Schuft hatte das Gefühlschaos eines fünfzehnjährigen Mädchens ausgenutzt, um es zu seinem Handlanger zu machen. Er hatte Aleks dazu gebracht, die Unterlagen in Hannes’ Zimmer zu verstecken. Gleichzeitig hatte er in Hannes’ Namen die Immobilienagentur beauftragt, einen Käufer für Beringholm Slott zu finden.
    Das Ziel war klar: Er wollte Misstrauen und Zwietracht zwischen Lisbet und Hannes sähen – und das war ihm ja auch gelungen. Welche Mittel er dabei anwandte, war ihm offenbar egal gewesen. Wie tief konnte ein Mensch eigentlich sinken?
    „Es tut mir so leid, Lisbet“, flüsterte Aleks mit gesenktem Blick. „Wirst du dich jetzt mit Hannes vertragen? Ich glaube, er hat dich wirklich sehr gern. Jedenfalls sah er ziemlich erschrocken aus, als er hörte, dass du Lars heiraten willst.“
    „Ich … Lars heiraten? Aber wie kommst du denn darauf?“
    „Na, weil Lars das Hannes gegenüber behauptet hat. Ich war vorhin auf Beringholm Slott, da haben die beiden gerade miteinander gesprochen und …“
    Lisbets Herz machte einen Sprung. „Hannes ist hier?“
    Als das Mädchen nickte, gab es für Lisbet kein Halten mehr – obwohl sie keine Ahnung hatte, was sie zu Hannes sagen sollte, wenn sie ihm gegenüberstand. Würde er sie überhaupt sehen wollen? Seit fast einer Woche hatte sie all seine Anrufe ignoriert und jede seiner E-Mails sofort gelöscht. Sie hatte ihn wie einen Verräter behandelt, dabei war sie es doch, die ihn im Stich gelassen hatte bei dem wichtigen Gespräch mit seinem Vater.
    Würde sie Beringholm Slott nun endgültig verlieren? Wie könnte sie es Hannes verübeln, wenn er sich nun nicht mehr für sie einsetzen wollte?
    Das Herz klopfte ihr bis zum Hals, als sie die Zufahrt zum Schloss hinauffuhr. Im ersten Moment befürchtete sie, zu spät gekommen zu sein, doch dann entdeckte sie den fremden Wagen, der auf dem Schlosshof parkte.
    Sie stellte ihr Auto gleich daneben ab und stieg aus. „Hannes?“
    Wie merkwürdig still es hier war ohne die Tiergeräusche und das fröhliche Lachen der Kinder.
    „Hannes, wo bist du? Bitte, ich muss mit dir reden!“
    „Reden? Worüber denn? Ich glaube, zwischen uns ist bereits alles gesagt.“ Er stand an der Tür zur Küche, die Arme vor der Brust verschränkt. Dann stieß er sich vom Türrahmen ab und kam langsam die Treppe herunter. „Wenn du gekommen bist, um mich zu deiner Hochzeitsfeier einzuladen, dann kann ich dir jetzt schon sagen, dass ich nicht kommen werde.“
    „Lars hat gelogen“, sagte sie leise. „Er und seine Großmutter haben mir geholfen, als ich sie brauchte, und dafür bin ich ihm dankbar. Aber ich liebe ihn nicht, und ich habe ihn nie geliebt – und deshalb werde ich ihn auch nicht heiraten.“
    Hannes runzelte die Stirn. „Ist das wirklich wahr?“
    „Natürlich ist es wahr!“ Lisbet trat ihm gegenüber. „Und weißt du, warum ich niemals mehr für Lars empfinden kann als Freundschaft? Deinetwegen.“
    „Was?“
    Lisbet schüttelte den Kopf. „
För Guds skull
, ist das denn wirklich so schwer zu begreifen? Ich kann Lars nicht lieben und auch sonst keinen anderen Mann, weil mein Herz bereits dir gehört, Hannes Westenberg! Ich wollte es mir nicht eingestehen, aber ich habe dich vom ersten Augenblick an geliebt. Du bist mir wichtiger als alles andere auf der Welt!“
    „Wichtiger als Beringholm Slott?“
    „Das Schloss ist doch nur ein Gebäude. Ich hänge vor allem wegen der