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Das Schloß der blauen Vögel

Das Schloß der blauen Vögel

Titel: Das Schloß der blauen Vögel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Operation zu einer feierlichen Handlung.«
    Jetzt saß Sassner oben im Turm, fütterte die Krähen und sprach mit ihnen. Ilse Trapps hatte die Kartons ausgeladen, die nun sinnlose Tiefkühltruhe gefüllt, fünfzig lange Kirchenkerzen auf die Theke gelegt und kletterte jetzt die enge Leiter hinauf, die der einzige Zugang zum Turmzimmer war. Sassner sah fragend zur Falltür, als diese sich hob und Ilses roter Haarschopf in der Öffnung erschien.
    »Ich habe die neuen Zeitungen mitgebracht«, sagte sie.
    »Zeig her.« Sassner nahm die Zeitungen entgegen und überflog mit hochgezogenen Brauen die Schlagzeilen der ersten Seite.
    Schrecklich verstümmelte Frau an der Autobahn gefunden.
    Eine Bestie in Menschengestalt ist unter uns.
    Großeinsatz der Polizei.
    Sassner sah über das Blatt zu Ilse Trapps. Sie war in das winzige Zimmer gekommen und legte vier Kerzen auf die Fensterbank.
    »Hast du das gelesen?« fragte er ruhig.
    »Ja.«
    »Diese Morde sind schrecklich. Jeden Tag, immer, wenn man eine Zeitung aufschlägt: Mord! Man sollte keine Gnade kennen mit diesen Mördern! Hast du das gelesen, man hat sie verstümmelt!« Sassner legte die Zeitungen weg, als ekelten sie ihn an. »Auch das ist ein wichtiger Punkt, warum man die Gehirne der Menschen auswaschen muß: Sie kleben vom Unrat!« Er schloß das Turmfenster und schlug mit zwei Kerzen auf die Fensterbank, als seien es Klöppel, die eine Trommel bearbeiteten. »Was machen unsere neuen Patienten, Schwester Teufelchen?«
    »Ich weiß es nicht. Ich bin gerade vom Einkaufen gekommen.«
    »Sie werden Hunger haben. Gehen wir.« Sassner stieg die Leiter hinunter und half Ilse Trapps galant die Sprossen herab. Im Flur zog er sie an sich, küßte sie leidenschaftlich und streifte ihr die Bluse von den Schultern. »Dich hat der Satan aus einem Stück seines Herzens gemacht«, sagte er keuchend. »Verdammt, ich spüre die Hölle in deinem Kuß.«
    Er zog sie mit sich in das nächste Zimmer, warf sie in der fahlen Dunkelheit, die die vorgelegten Klappläden verursachten, auf das Bett und fiel über sie her wie ein ausgehungertes, blutberauschtes Tier. In seiner vulkanischen Liebe schmolz alles dahin, was in Ilse Trapps' kleinem Gehirn noch vorhanden war: Angst, Reue, Bedenken und letzter, instinktmäßiger Widerstand.
    Gegen Mittag machte Sassner Visite. Ilse Trapps begleitete ihn. Sie trug ihre Arbeitskleidung … die kleine Spitzenschürze auf dem nackten Leib, ein Häubchen auf den hochgesteckten roten Haaren.
    Sassner war in der vergangenen Nacht, nachdem er Magda Hendle in ihrem Wagen zum Rastplatz gefahren hatte, sehr fleißig gewesen. Bis zur vierten Morgenstunde war er ununterbrochen mit Ilse unterwegs und sammelte ein, was sich ihm anbot.
    Auf einem Rastplatz bei Bühl im Schwarzwald holte er den Autohändler Markus Peltzer aus dem Wagen. Es gelang ohne Schwierigkeiten durch Ilse Trapps, die mit wiegenden Hüften im Licht der abgeblendeten Scheinwerfer herankam. Ihr Haar leuchtete wie Feuer, das Minikleid, kurz bis zum halben Schenkel, versprach noch mehr. Markus Peltzer, mit fünfundfünfzig Jahren immer auf der Flucht vor dem Altwerden, sprang aus seinem Wagen und benahm sich wie ein balzender Auerhahn.
    »Ich wollte nur um Feuer bitten für meine Zigarette«, sagte Ilse Trapps in gurrendem Ton. »Haben Sie Feuer?«
    »Soviel, daß ich gleich aufleuchte!« rief Markus Peltzer fröhlich.
    Er merkte nicht, daß Sassner von hinten an ihn heranschlich, er hörte nichts als das perlende Lachen Ilse Trapps' und dazwischen das Rauschen der Bäume im nächtlichen Wind. Als er in die Tasche griff, um sein Feuerzeug zu holen, sprühte um ihn herum plötzlich ein Funkenregen auf, die Erde drehte sich, und noch im Fallen dachte er: Mich hat jemand auf den Kopf geschlagen. Ich werde überfallen! Hilfe! Ich habe sechstausend Mark bei mir …
    Als er aufwachte, lag er nackt in einem weiß bezogenen Bett, an Beinen und Armen gefesselt. Er schrie gellend, zerrte an den Schnüren, aber niemand hörte ihn. Dann fiel er in einen Zustand starrer Angst, hörte sein Herz rasend klopfen und wartete darauf, einen Herzschlag zu bekommen.
    In der gleichen Nacht verschwand vom Rastplatz bei Kenzingen nördlich Freiburg das Liebespaar Julius Hombatz und Agathe Vierholz. Sie hatten in Hombatz' Auto gesessen und sich ziemlich ungeniert benommen, als jemand – nur ein Schatten war zu erkennen – die Tür aufriß und einen stark mit Äther getränkten großen Lappen in den Wagen warf. Bevor Hombatz

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