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Das Schloss der tausend Sünden

Das Schloss der tausend Sünden

Titel: Das Schloss der tausend Sünden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Portia Da Costa
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– von André entblößt und untersucht. Den nackten Hintern auf der Terrasse in die Nachtluft gestreckt. Enttäuscht, dass er ihr nicht den Po versohlte. Sie, mit erhobenem Hintern kniend, während eine unbekannte Figur bedrohlich hinter ihr stand. Belinda spürte, wie ihre Phantasie zu einem realen Bild wurde. Sie war wie eine moderne Alice im Wunderland zwischen die Seiten eines Buches gerutscht, in dem sie eine unterwürfige Frau war, die gleich Schläge bekommen sollte. Das Bild wurde immer deutlicher und detaillierter. Der Schatten hinter ihr hob die Hand und stand kurz davor, ihr fest und mit stechender Härte auf den Hintern zu hauen. Als die Person nach vorne trat, sah Belinda in ein paar wohlbekannte Mandelaugen   …
    Während sie erschrocken aufkeuchte, öffnete Michiko die Tür zur Kapelle und wirbelte dann herum. Das Lächeln der Japanerin war so wissend, dass Belinda sofort die Herkunft ihrs letzten Phantasiebildes erkannte.
    «Eine Lieblingsvorstellung von mir», erklärte Michiko mit sanfter Stimme. «Ich habe sie dir in den Kopf gesetzt, als wir uns zum ersten Mal sahen.» Ihre Augen verengten sich zu zwei winzig schmalen Schlitzen. Belinda folgte der Frau in die Kapelle und beobachtete dabei, wie sich ihr jungenhafter Po hin und her wiegte.
    Die dramatische Wirkung des Innenraums erlaubte es der aufgeregten Frau, ihre Angst für einen Moment zu vergessen.
    Das Dach der Kapelle musste irgendwann vollständig entfernt worden sein, aber Trümmer oder Bauschutt waren beseitigt worden. Man konnte von dem kleinen Gebäudeaus also in den Himmel zum Mond aufschauen, der von kleinen, glitzernden Sternen umgeben war. Belinda kannte sich mit sakraler Architektur nicht sonderlich gut aus, aber sie konnte Kirchenbänke sehen und etwas, das sie für einen Altarraum hielt. Von einem Altar oder einem Kruzifix allerdings war nichts zu sehen. Die Mächte der Natur hatten offenbar keinen Respekt vor dem geweihten Grund, denn im Inneren der Kapelle wuchsen Unkraut und Wildblumen. Sie waren durch die Furchen des schlammähnlichen Bodens gewachsen. Irgendwann musste das Gebäude hier einmal überschwemmt gewesen sein. In dem hellen Mondlicht sah das Ganze jedenfalls wunderschön aus.
    «Wurde hier   …»
    Michiko brachte Belinda zum Schweigen, indem sie ihr eine Hand auf den Mund legte. Nein!, sprach ihre geistige Stimme streng. Denk das jetzt nicht. Das ist unsere Nacht! Und darauf allein wollen wir uns konzentrieren! Sie wischte mit der Hand über Belindas Mund, steckte dann zwei ihrer Finger hinein und berührte die Zunge der Freundin. In einem Reflex, der so alt wie das Leben selbst ist, begann Belinda daran zu saugen.
    «Oh ja, meine Kleine», murmelte die Japanerin und führte einen dritten Finger ein, sodass Belindas Mund etwas gedehnt wurde. «Mein kleines Mädchen. Mein versautes kleines Mädchen. Was hast du seit deiner Ankunft hier nur alles getrieben, du böses Kind?»
    Eigentlich hätten diese Worte putzig und irgendwie albern klingen müssen – wie die von einem pseudoviktorianischen Kindermädchen in einem mittelmäßigen, schlecht geschriebenen Theaterstück. Doch bei Michiko schwang wahrhaftige Autorität darin mit. Belinda fiel ein, wie Michiko von ihrem Beruf in der realen Welt erzählt hatte. Sie war Schauspielerin, die Hauptfigur einer weltberühmtenjapanischen Theatertruppe. Und nach ihrer spontanen Vorstellung eben zu urteilen, musste sie überaus begabt sein.
    «Tut mir leid», stammelte Belinda, nachdem Michiko die Finger aus ihrem Mund gezogen hatte. Ihre Entgegnung kam ganz automatisch, und sie empfand tatsächlich so etwas wie Reue. Die untergebene Rolle hatte völlig von ihr Besitz ergriffen. Genau wie Michiko ohne jede Mühe das Zepter der Dominanz schwang.
    Belinda ließ den Kopf hängen und war nicht mal mehr in der Lage, ihrer japanischen Meisterin in die Augen zu blicken.
    «Was tut dir leid?» Belindas Kinn wurde von einer starken Hand umfasst, die ihr Gesicht anhob. «Sieh mich an, Kleine. Trifft dich etwa keine Schuld?» Belinda hob gehorsam den Kopf und blickte in glitzernde Ebenholzaugen. «Solltest du etwa nicht bestraft werden?»
    Ein Teil von Belindas Geist blieb der Realität verhaftet und erkannte die Absurdität der entstehenden Dynamik. Schließlich hatte sie wirklich nichts falsch gemacht. Ganz im Gegenteil! Sie war doch nur so lüstern gewesen, um André zu helfen.
    Aber etwas anderes in ihr erkannte das Ritual, die Theatralik und das Rollenspiel an. All diese Dinge

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