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Das Schloss der tausend Sünden

Das Schloss der tausend Sünden

Titel: Das Schloss der tausend Sünden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Portia Da Costa
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weitaus länger im Bett geblieben, als die Gräfin es geplant hatte. Mittlerweile wurde es höchste Zeit für Isidora aufzubrechen.
    Und doch nahm sich die geheimnisvolle Frau noch einen Moment, das Gesicht ihres Opfers näher zu betrachten.
    Paula Beckett war recht hübsch, befand Isidora und berührte mit der Hand die Gesichtszüge, die jetzt die ihren waren. Das Mädchen war weder umwerfend sexy noch richtig schön, doch für einen begrenzten Zeitraum würde ihr Gesicht ausreichen. Das Beste an Paulas Erscheinung war die Tatsache, dass sie Isidora im Grunde ziemlich ähnlich sah und auch nicht schwer zu imitieren war.
    Isidora drehte ihren Kopf erst zur einen, dann zu anderen Seite. Sie wusste genau, dass sie sich durch ihre raffinierte Zauberkunst eine mentale Maske zugelegt hatte, die jeden anderen ohne besondere Gaben leicht täuschenwürde. Unter anderem auch André von Kastel, der den Schwindel erst bemerken würde, wenn es für eine Flucht zu spät wäre.
    Als Isidora den Schwung ihres neuen, unbekannten Mundes betrachtete, lächelte sie überaus zufrieden.
    «Ich werde dich kriegen, André von Kastel», flüsterte sie und probierte dabei gleich ihre angenommene Stimme aus. «Und diesmal werde ich beenden, was ich damals begonnen habe. Diesmal wird dir keine Chance zur Flucht bleiben. Und deine rothaarige, verweichlichte Schlampe werde ich auch ein für alle Mal vernichten.» Sie lachte mit Paula Becketts Stimme – unspektakulär, aber akzeptabel.
    «Noch bevor der Tag sich seinem Ende neigt, wirst du für alle Zeit mir gehören, André.»
     
    Es war bereits Nachmittag, als Belinda und Jonathan aus dem Bett stiegen. Und selbst jetzt wurden sie immer noch von einer seltsamen Lethargie geplagt.
    Zunächst war Belinda noch sehr nervös. Sie hatte das Gefühl, irgendetwas tun oder irgendwelche Vorbereitungen treffen zu müssen. Vielleicht sollte sie sich auch einfach nur auf die Suche nach Michiko machen, um noch mehr über sie zu erfahren. Doch es dauerte nicht lange, bis dieses Gefühl von einer gewissen Trägheit verdrängt wurde. Nachdem Jonathan auf sein Zimmer gegangen war, stand sie lange unter der herrlich heißen Dusche und zog dann langsam die Kleidung an, die man ihr hingelegt hatte. Es handelte sich wieder um ein mit Volants besetztes Hängerkleid mit Petticoat im edwardianischen Stil.
    Als sie das Zimmer verließ, war Belinda hin- und hergerissen, was sie als Nächstes tun sollte. Sie könnte in die Bibliothek gehen und sich Hintergrundinformationen über das bevorstehende Ritual anlesen. Sie könnte sich aberauch auf die Terrasse setzen und die Sonne genießen. Belinda wusste, dass jeder vernünftige Mensch sich für die Bibliothek und eine entsprechende Vorbereitung entscheiden würde. Doch irgendwie wollte es ihr nicht recht gelingen, sich damit anzufreunden. Ihr Kopf war auf angenehme Weise leicht, und sie wollte einfach nur faul herumliegen.
    Mit dieser Entscheidung musste irgendjemand gerechnet haben – wenn er sie nicht sogar beeinflusst hatte. Neben dem Tischchen, an dem sie gestern unter einem Sonnenschirm gefrühstückt hatte, standen auf der Terrasse jetzt auch zwei überraschend moderne Liegestühle. Auf einem der Möbel saß Jonathan und konzentrierte sich ganz auf eine Kohlezeichnung. Seine Finger waren schwarz, und er trug nichts als ein Paar Shorts.
    «Und?», begann sie, ließ sich auf der anderen Liege nieder und schob ihren Rock so weit hoch, dass ihre Beine etwas von der Sonne abbekamen. «Ist schon irgendwas passiert? Hast du Michiko gesehen? Oder die stummen Bediensteten?»
    «Oren war vor ein oder zwei Minuten kurz hier», erwiderte Jonathan, legte seinen Zeichenblock beiseite und wischte die schmutzigen Finger an seiner Hose ab. «Ich glaube, er wollte wissen, ob mir nach einem kühlen Drink zumute ist. Aber ich bin nicht ganz sicher.» Er zuckte mit den Schultern und legte eine Hand über die Augen, um sie vor der Sonne zu schützen. «Aber was er mich auch gefragt hat, ich habe ja gesagt. Und zwar am besten einen Doppelten.»
    «Großartig», sagte Belinda und sah bereits ein großes, beschlagenes Cocktailglas vor sich stehen. Sie hatte Durst. «Aber was ist mit den anderen?»
    «Die scheinen beschäftigt zu sein. Abgesehen von André.» Er errötete ein wenig, als er den Namen des Mannesaussprach, mit dem er geschlafen hatte. «Ich beobachte die ganze Zeit schon, wie sie irgendwelche Sachen in das runtergekommene Gebäude dort drüben tragen.» Er zeigte in Richtung der

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