Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Schloss der tausend Sünden

Das Schloss der tausend Sünden

Titel: Das Schloss der tausend Sünden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Portia Da Costa
Vom Netzwerk:
wärmen.
    Durch die Erhitzung des Inhalts fand im Inneren der Flasche eine erstaunliche Verwandlung statt. Was zuvor eine schmutzige, übelriechende Mischung verschiedenster Zutaten gewesen war, veränderte sich langsam und hatte bald ein völlig anderes Aussehen. Das Fläschchen war nun mit einer klaren, glitzernden Flüssigkeit in einem intensiven Lapislazuliblau gefüllt – genau die strahlende Farbe von Andrés Augen.
    «Es ist fertig», sagte er leise zu Michiko, als beide den Inhalt der Flasche betrachteten. André war froh, dass sie die Umwandlung des Tranks erfolgreich vollzogen hatten, spürte aber immer noch ein leichtes Unbehagen. Es handelte sich nicht exakt um dieselbe Mixtur, die Isidora an jenem schicksalhaften Abend vor über zweihundert Jahren in seinen Wein geschüttet hatte, sondern es war nur eine Variante des Zauberelixiers, das ihn verdammt hatte.
    «Es wird nur gelingen, wenn Ihr auch daran glaubt, Mylord», erklärte Michiko mit sanfter Stimme. «Euer Glaube ist die mächtigste aller Zutaten.» Sie legte ihren schlanken Arm um seine Taille, ließ sie unter seinen Morgenmantel wandern und drückte ihn.
    «Hoffentlich habt Ihr recht», antwortete er und starrte dabei immer noch auf die geheimnisvolle Flüssigkeit.
    «Natürlich habe ich recht.» Die Stimme der Japanerin klang sicher, aber auch zärtlich. Ihre Fingerspitzen waren mittlerweile bei seiner Hüfte angelangt. «Und jetzt, Mylord, werde ich Euch lieben.» Michikos Hand umfasste die muskulösen Kurven seines Hinterteils. «Denn das könnte unsere letzte Gelegenheit sein.»
    Das wusste André und musste ob der Endgültigkeit ihrer Worte schlucken. Wie sehr würde er seine alte Freundin vermissen. Ihren Geist, ihre Liebenswürdigkeit und auch die Nähe, die ihr gemeinsames Schicksal zwischen ihnen bewirkt hatte. Der Graf öffnete ihren Kimono, presste ihren nackten Körper gegen den seinen und drückte seine Lippen zu einem langen Kuss auf ihren Mund.
    Ihr Gesicht war feucht von Tränen. Aber woher stammten sie? Von ihr oder von ihm?
     
    Als Belinda erwachte, stand die Sonne bereits hoch am Himmel.
    Nachdem sie sich aus Jonathans Umarmung gelöst hatte, schlüpfte sie leise aus dem Bett und trat nackt ans Fenster. Das Grundstück und der Garten sahen unverändert aus. Doch plötzlich erschien ein Lieferwagen, der die Auffahrt zum Haus hinauffuhr. Dies war der erste Kontakt, den sie zwischen den Bewohnern dieses seltsamen Ortes und der Außenwelt wahrnahm. Doch anstatt sie zu beruhigen, machte dieser Vorgang sie nur noch nervöser.
    Belinda konnte nur an Dinge wie Magie, extreme Langlebigkeit und untote Geister, die in Flaschen eingeschlossen waren, glauben, weil sie völlig von ihrem alltäglichen Leben entfernt war. Doch das Auftauchen von so etwas Profanem wie einem Lieferwagen ließ sie erneut an der Existenz einer übersinnlichen Welt zweifeln. Sie kam sich geradezu lächerlich vor, wenn sie daran dachte, was sie getanhatte – und vielleicht noch tun würde. Lächerlich und auch ein wenig ängstlich.
    Als der Lieferwagen vor dem Haus zum Stehen kam, sah sie Michiko und Oren auch schon die Eingangstreppe hinunterkommen. Der Fahrer öffnete den Laderaum und lud mehrere große weiße Pappkartons ab, die Oren ihm sofort abnahm und ins Haus trug, während Michiko irgendwelche Papiere unterzeichnete. Die ganze Aktion war so unspektakulär, dass Belinda fast zu träumen meinte, als der Lieferwagen wegfuhr. Zumindest so lange, bis Michiko nach oben schaute und ihr zuwinkte.
    Als Belinda zurückwinkte, grinste die Japanerin breit und warf ihr einen Kuss zu.
    «Wem hast du denn da gewinkt?», fragte der langsam wach werdende Jonathan.
    «Michiko. Sie war draußen und hat irgendeine Lieferung angenommen.»
    Jonathan sagte nichts, stieg aber aus dem Bett und ging auf die Anrichte zu, wo ein Tablett mit ihrem Frühstück stand. Belinda hatte es noch gar nicht bemerkt.
    «Sieht lecker aus», sagte er und nahm sich eine der makellos weißen Servietten. «Brioches, Butter, Marmelade.» Er öffnete den Deckel einer Thermoskanne. «Mmmh, frischer Kaffee! Genau das, was ich jetzt brauche!»
    Ein paar Minuten später saß das Pärchen im Schneidersitz auf dem Bett und tat sich an dem Essen gütlich. Ihren Kaffee tranken sie aus großen weißen Bechern, die sie vorsichtig auf dem Bett balancierten.
    «Was machen wohl die anderen gerade so?», fragte Jonathan mit vollem Mund. Belinda sah, dass seine spärliche Brustbehaarung mit Briochekrümeln

Weitere Kostenlose Bücher