Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Schloss der tausend Sünden

Das Schloss der tausend Sünden

Titel: Das Schloss der tausend Sünden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Portia Da Costa
Vom Netzwerk:
Prinz, verbannt für ein unaussprechliches Verbrechen der Leidenschaft und für den Rest seiner Tage zur Einsamkeit verurteilt. Sie wusste, dass dies ein unglaublich glamouröses Bildwar, das ihn für Frauen überaus anziehend machte – besonders für phantasievolle Frauen wie sie, die romantische Geschichten und Gruselerzählungen mochte.
    Als sie ihr Ziel erreichten, musste sie lachen. André warf ihr einen amüsierten Blick zu, so als wüsste er auch diesmal, was in ihrem Kopf vor sich ging.
    «Okay, ich geb’s zu», sagte sie, als André ihren Stuhl vorrückte und so lange mit dem eigenen Hinsetzen wartete, bis sie es sich auf ihrem Platz bequem gemacht hatte. «Sie und dieser Ort   … ich gestehe es mir nur ungern ein, aber irgendwie übt das alles hier eine große Faszination auf mich aus. Ich habe ein ganz normales Leben, einen ganz normalen Job, und meistens lerne ich nur ganz normale Leute kennen. Verglichen damit könnte das Ganze hier auch aus einem Roman stammen. Ein ausländischer Adliger. Ein altes, aber hinreißendes Haus. Antiquitäten. Großartige Bilder.» Belinda machte eine Pause, denn sie hatte bemerkt, dass sie schwärmerisch abschweifte. Das gefiel ihr nicht. «Ich komme mir hier wirklich ein bisschen im Nachteil vor.»
    Der Graf lachte – ein fröhliches, tiefes Lachen, das auch den letzten Widerhall seiner Traurigkeit auszulöschen schien. «Ich bin es, der benachteiligt ist», entgegnete er und legte eine Hand auf seine Brust. «Ich bin Ihrer Schönheit, Ihrer Leidenschaft und Ihrer Zugänglichkeit ausgeliefert.» Er zögerte, so als würde er über irgendeinen heiklen Punkt nachdenken. Fast schien es, als wollte er ihr etwas offenbaren. Etwas, von dem Belinda spürte, dass es überaus wichtig war. «Sie haben so vieles, was ich begehre, Belinda. So vieles, was ich brauche. Ich bin Ihr Diener, glauben Sie mir.» André beugte ein wenig den Kopf. «Und ich würde alles tun, um Sie hier bei mir zu halten. Alles.»
    Der Mann verlieh seinen Sätzen ein derartiges Gewicht,dass es Belinda ganz merkwürdig zumute wurde. Das Wort «alles», obwohl er es nur leise ausgesprochen hatte, schien durch den Raum zu schwirren und sie zu umfangen. So war es eine Erleichterung, als Oren eintrat und auf einem großen Silbertablett den ersten Gang hereintrug.
    Das Essen war leicht und köstlich, doch die raffinierte Küche fiel Belinda gar nicht weiter auf. Es war, als hätte André sie mit einem Zauber in Bann geschlagen. Sie konnte eigentlich nichts weiter tun, als ihn zu beobachten, seiner Stimme zu lauschen und jede seiner Fragen zu beantworten. Es gelang dem Grafen, absolut nichts weiter von sich preiszugeben und sie gleichzeitig mühelos auszuhorchen. Sie sprachen über ihre Vergangenheit, ihre momentanen Gedanken, ihre Hoffnungen und Träume für die Zukunft. Fast jeder Bereich ihres Lebens wurde bei perfektem Essen und schwerem Wein besprochen – bis hin zu einigen der intimsten Details, die sie bisher noch vor niemandem ausgebreitet hatte. Und als sie fertig waren, konnte Belinda kaum glauben, was sie da offenbart hatte.
    «Hat er mich hypnotisiert?», fragte sie sich, während sie die winzige Tasse in ihren Händen betrachtete und das göttliche Aroma des Kaffees in sich aufnahm. So auf jeden Fall schien es. Sie hatte geredet und geredet, und André hatte zugehört – geheimnisumwoben, wie gehabt.
    Hinzu kam, dass er das exzellente Essen fast gar nicht angerührt hatte. Nur ein paar Happen hier und dort, die er anscheinend nur um ihretwillen zu sich nahm. Als der starke, aber köstliche Kaffee etwas Ordnung in ihre verwirrten Gedanken gebracht hatte, kam Belinda mit einem Mal die außergewöhnlichste Idee überhaupt: Er ist kein Mensch, dachte sie und sah zu, wie André seinen Teller wegschob und die Serviette zusammenfaltete.
    Plötzlich schienen alle Bücher, die sie je gelesen, und alleFilme und wahnwitzigen Fernsehsendungen, die sie je gesehen hatte, eine Schlussfolgerung nahezulegen: Graf André von Kastel war entweder ein Vampir, ein Geist oder ein sonst irgendwie Untoter, der merkwürdige Kräfte besaß und keine normale Nahrung zu sich nahm.
    Alles schien darauf hinzudeuten – er schlief am Tage, aß kaum etwas, und sie war ziemlich sicher, dass er den Wein von heute Nachmittag mit irgendeinem Zauber belegt hatte. Hinzu kam die Tatsache, dass er in völliger Abgeschiedenheit allein lebte. Er hatte nur drei stumme Bedienstete und wohnte in einem Haus, das mit merkwürdigen Gegenständen

Weitere Kostenlose Bücher