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Das Schloss der tausend Sünden

Das Schloss der tausend Sünden

Titel: Das Schloss der tausend Sünden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Portia Da Costa
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gerade nennen», sagte er lächelnd. «Aber es gibt vielleicht doch ein oder zwei Dinge, die ich Ihnen zeigen könnte. Allerdings erst nach dem Essen.» Er sah zu Oren hinüber, der auf Weisungen zu warten schien. «Jetzt sollten wir erst mal ein Glas Champagner trinken.»
    Diesmal stand die Flasche merkwürdigerweise in einem Eiskühler, den Belinda bislang gar nicht bemerkt hatte. Oren entkorkte den edlen Tropfen gewohnt elegant und füllte ihre beiden Gläser, ohne auch nur einen Hauch zu verschütten.
    André nahm die beiden Kristallflöten, reichte eine davon Belinda und entließ seinen Diener mit einem leichten Nicken. «Diesmal leider nicht aus meinem Heimatland», klärte er sie auf, als sie anstießen. «Dennoch überaus köstlich. Auf Ihre Gesundheit, Belinda», murmelte er. «Und auf Ihr Glück.»
    «Was ist mit einem langen Leben?», fragte sie, als sie sich gemeinsam setzten. Ein Schluck reichte, und sie fühlte sich benommen. «Gehört das normalerweise nicht zu einem Trinkspruch dazu?»
    Der Graf schaute zur Seite und stellte sein Glas dann zu den Füßen ab. Als er sich ihr wieder zuwandte, stand ihm eine ganze Reihe unterschiedlicher Gefühle ins Gesicht geschrieben. Seine kultivierten Züge zeigten Spuren von Ironie, Nachdenklichkeit und Humor. Hinzu kam die leichte, aber offensichtlich allgegenwärtige Melancholie.
    «Möchten Sie das denn wirklich?», fragte er mit tiefer, forschender Stimme.
    «Was? Ein langes Leben?», konterte sie, ganz überrascht von dem plötzlichen Feuer in seiner Frage. «Na ja, schon, denke ich. Will das nicht jeder haben?»
    Der Graf schwieg einen Moment, sodass Belinda schon glaubte, ihn irgendwie verloren zu haben. Irgendwie oder irgendwo. Er saß direkt neben ihr – attraktiv, charismatisch und begehrenswert   –, doch es fühlte sich an, als würde sie ihn über einen riesigen Abgrund hinweg betrachten. Durch eine Kluft aus Zeit und Raum, die sich unmöglich überbrücken ließ.
    Belinda hatte Angst. Trotz allem, was hier auf der Couch vor sich gegangen war, kannte sie diesen Mann doch überhaupt nicht. Und sie bekam zudem das Gefühl, ihre gegenwärtigen Befürchtungen würden sich als harmlos entpuppen, wenn sie die ganze Tiefe seines Wesens ausgelotet hätte.
    «Es gibt Menschen, für die ist ein langes Leben ein Fluch», sagte er mit ruhiger Stimme. Dann griff er nach seinem Weinglas und stürzte dessen Inhalt in einem langen Zug hinunter. «Noch mehr Champagner?», erkundigte er sich und sprang dabei so schnell auf die Füße, dass Belinda fast erschrak.
    Belinda schaute auf ihr Glas. Sie hatte noch so gut wie keinen Tropfen davon getrunken. Also nahm sie einen schnellen Schluck und hielt ihrem Gastgeber das Glas zum Auffüllen hin. «Ja, bitte», sagte sie und lächelte, so breit sie konnte, um die plötzlich düstere Atmosphäre ein wenig aufzulockern.
    «Entschuldigen Sie», begann sie, als André mit der Flasche zurückkehrte, «ich glaube, ich habe etwas gesagt, das sie aufgeregt hat. Aber ich bin mir nicht sicher, was es war.»
    «Ich bin derjenige, der um Verzeihung bitten sollte», erwiderte er mit wiederkehrendem Lächeln und offenem Blick. «Ich bin ein schrecklicher Gastgeber. Ich lasse es zu, dass meine Sorgen in den unpassendsten Momenten stören.»
    «Wenn Sie reden wollen, ist das völlig okay», hörte Belinda sich mit einem Mal sagen. «Ich weiß, ich bin eine Fremde   …» Ihre Wangen wurden von einem dunklen Rot überzogen. Vorhin hatte sie sich keineswegs wie eine Fremde benommen – als sie ihm erlaubte, ja ihn sogar ermutigte, sie zu berühren. «Aber manchmal ist es leichter, einem Fremden von seinen Sorgen zu erzählen als einem Freund oder einer Geliebten.»
    André starrte sie, ohne zu blinzeln, mehrere Sekunden an. Belinda hatte das Gefühl, als würde er jeden Aspekt ihres Daseins genauestens unter die Lupe nehmen. Ihre Gedanken, ihre Erinnerungen, ihre Hoffnungen und ihre Sehnsüchte. «Sie sind eine sehr liebenswerte und sensible Frau, Belinda», sagte er sanft. «Vielleicht werde ich mich Ihnen wirklich anvertrauen – irgendwann.» Er lächelte erneut. Seine Augen leuchteten fröhlich und voller Versprechen. «Aber erst mal sollten wir unser Abendmahl genießen.» Er trank sein Glas leer, stand auf und streckte ihr wie der höfische Edelmann, der er höchstwahrscheinlich einst war, eine helfende Hand entgegen.
    Vielleicht ein Prinz im Exil, dachte Belinda, während sie André in das Speisezimmer begleitete. Ein zügelloser

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