Das Schloss der tausend Sünden
Masturbation nur immer so fragwürdig, wenn man sie geplant vollzog?
Neulich Abend hat es dich schließlich auch nicht gestört, oder?, schalt sie sich selbst und öffnete das Buch auf der Seite mit Andrés Bild. Als sie daran dachte, wie sie sich vor kurzem außerhalb des Pavillons gestreichelt hatte, lösten sich ihre Bedenken sofort in Luft auf.
André sah auf dem alten Foto überaus attraktiv aus. Sein langes, hinten zusammengebundenes Haar schien ein wenig ungewöhnlich für das Datum am Rand des Fotos – 1899 –, aber seine gestreiften Hosen, die mit steifem Brustfutter unterlegte Weste und der hohe, gestärkte Kragen machten ihn zu einem modischen Gentleman jener Zeit. Und seine hochgerollten Hemdsärmel deuteten darauf hin, dass er es ernst meinte. Die Haltung seines Arms kam in ihrer Eleganz einem Gedicht gleich – ein erhabener Bogen der Bereitschaft. Belinda konnte förmlich hören, wie der Lederriemen durch die Luft sauste.
Als sie das Mädchen auf dem Bild näher betrachtete,überfiel sie auf einmal ein seltsames Schwindelgefühl. Sie rieb sich die Augen. Doch selbst als sie danach noch einmal genau hinschaute, konnte sie nicht glauben, was sie da sah.
Kleidung und Pose waren dieselben wie eben – die Rüschen, die Spitze, der freiliegende Po, der angespannte, flehende Körper. Doch das lange dunkle Haar und das leicht lateinamerikanische Gesicht waren verschwunden und durch eine kurze, für die Zeit untypische Elfenfrisur und Gesichtszüge ersetzt worden, die ihr unglaublich bekannt vorkamen.
Wie? Wie um alles in der Welt …? Belinda drehte sich auf den Rücken und spürte, wie ihr dabei das Buch aus den Händen glitt. Die Seiten raschelten und schlossen sich und verbargen so jenes Bild, das eigentlich nicht existieren konnte.
Als Belinda plötzlich das absolut unlogische Gefühl beschlich, in die Tiefe zu stürzen, wurde ihr klar, dass es mehr als nur ein Bild war.
***
Sie wurde von einem Klopfen an der Tür geweckt.
Hatte sie geträumt? Sie fühlte sich sehr eigentümlich. Einen Moment lang wusste sie nicht mal, wo sie war. Doch dann fiel es ihr wieder ein. Sie war in Graf Andrés Haus, dem Heim ihres attraktiven Wohltäters, für den sie alles tun würde, denn er war freundlich – und sie betete ihn einfach an.
Belinda schaute hinab auf ihre in Stiefeln steckenden Füße, die bestrumpften Waden und den Saum des feinsten, rüschigsten Petticoats, den sie je gesehen hatte. So etwas Hübsches hätte sie sich selbst nie leisten können, doch der Graf hatte sie mit einem regelrechten Berg teurer Unterwäscheversorgt: Unterhemdchen, Mieder, Korsetts, Petticoats, Höschen – jedes erdenkliche ausgefallene Kinkerlitzchen aus Spitze, bestickten Stoffen und Bändchen und Schnüren. Seine einzige Bedingung war, dass sie die Sachen auch trug, um darin gesehen zu werden. Und zwar auf seinen speziellen Privatpartys.
Belinda schauderte es ein wenig, wenn sie an den bevorstehenden Abend dachte.
«Nur ein oder zwei Freunde, die vielleicht ihre Freude an dir haben könnten», hatte er gesagt und ihr Gesicht gestreichelt, während sie auf seinem Schoß saß. «Du bist ein Juwel, mein Liebling. Weißt du, wie sehr ich es genieße, dich vorzuzeigen?» Mit diesen Worten war seine Hand nach unten gewandert. «Ich fühle mich wie ein König, wenn ich den Neid in ihren Augen sehe.» Seine forschende Hand kam zu ihren Brüsten, die er durch den dünnen Stoff ihres Hemdchens drückte. Dann ging es über die festen, unnachgiebigen Stangen ihres Korsetts weiter nach unten zu dem Höschen, das sie darunter trug. «Ich sehe es nur zu gern, wie sie dich begehren. Deine herrlichen Brüste, deinen perlfarbenen Po, deine wunderbare Möse … Ich liebe ihre Eifersucht und wie sie sich wünschen, an meiner Stelle zu sein, damit sie dich Tag und Nacht benutzen könnten.»
Und doch gewährte Graf André seinen Freunden einige Freiheiten. Sicher tat er das nur, um ihre Eifersucht noch zu schüren, aber er erlaubte ihnen allemal, sie zu berühren, auf intime Weise mit ihr zu spielen und ihren Hintern so zu züchtigen, dass sie Schmerz und Scham empfand. Sie sollten Gefallen an ihr finden, um sie später nur noch mehr zu begehren.
Heute Abend hatte André sein Haus für einige seiner besten Freunde geöffnet. Sie würden guten Wein trinkenund die Unterhaltung bei gutem Essen genießen. Eine erotische Unterhaltung, bei der sie die Hauptdarstellerin war.
«Herein», rief Belinda und reagierte endlich auf das
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