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Das Schloss der tausend Sünden

Das Schloss der tausend Sünden

Titel: Das Schloss der tausend Sünden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Portia Da Costa
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meine, für ein normales Lebensalter ist das schon schlimm genug. Aber es muss ein totaler Albtraum sein, wenn man so lange lebt wie er.»
    «Man mag kaum drüber nachdenken», sagte Jonathan mit sehr gefühlvoller Stimme. Belinda warf ihm einen scharfen Blick zu, doch er betrachtete nur versunken ihre ineinander verschlungenen Hände.
    Ein paar Minuten herrschte Stille zwischen ihnen, bis sie schließlich wieder das Wort ergriff. «Ich glaube, er will etwas von mir.»
    «Na klar will er was von dir», konterte Jonathan mit trockenem Grinsen. «Er will weiter mit dir Sex haben, damit er weiter gut drauf und fit ist.» Erneut drückte er ihre Hand.
    «Ja. Aber ich bin überzeugt, dass da noch mehr ist.»
    «Was meinst du?»
    «Ich glaube, die Tatsache, dass ich seiner Verlobten so ähnlich sehe, spielt eine große Rolle.» Sie starrte auf das Haus, als könnte die immer dunkler werdende graue Fassade ihr eine Antwort geben. Doch es kam keine. «Ich habe nur den Eindruck, er hat Angst, mir zu erzählen, warum.»
    «Meinst du, dass es sich vielleicht um etwas Gefährliches handeln könnte?»
    «Keine Ahnung. Aber irgendwie habe ich so ein Gefühl.»
    Jonathan schüttelte den Kopf und zog die Stirn in Falten. «Dann sollten wir besser hier abhauen. Und zwar so schnell es geht.»
    «Das geht nicht. Paula ist doch jetzt auf dem Weg hierher. Wir müssen auf sie warten, » sagte Belinda und wusste, dass das nur ein vorgeschobener Grund war.
    «Wir könnten versuchen, sie unterwegs zu erreichen», schlug Jonathan vor. Er sah zu ihr auf und warf ihr einen langen, prüfenden Blick von der Seite zu. «Du willst hierbleiben, nicht wahr?»
    «Ja», gab sie zu. «Ich will herausfinden, was André von mir will. Und wenn es nicht zu schrecklich ist, möchte ich ihm gerne helfen. Er tut mir eben leid», schloss sie und wusste, dass das ebenfalls eine oberflächliche Ausrede war.
    «Hör zu», begann Jonathan in ernstem Ton, «wir haben doch schon darüber gesprochen. Es macht mir nichts aus, wenn du ihm helfen willst, weil du ihn magst oder dich zu ihm hingezogen fühlst.» Er zögerte und wurde dann so rot, wie Belinda es noch nie zuvor bei ihm gesehen hatte. «Ich   … äh   … ich kann verstehen, dass du   … na ja   …» Er stockte erneut, so als würde er etwas so Eigenartiges sagen wollen, dass er es kaum über die Lippen brachte. «Hör zu, jetzt denk bloß nicht, dass ich hier einen auf schwul mache, aber   … na ja, ich finde ihn irgendwie auch recht attraktiv.» Dieser letzte Satz kam so schnell hervorgeschossen, dass Jonathan fast atemlos klang. «Ich habe ihn ja nur ein paar Minuten gesehen. Es war echt merkwürdig, aber ich empfand da etwas, was ich so noch nie erlebt habe. Oh Gott, ich weiß auch nicht, was es war.»
    Belinda legte den Arm um ihren verwirrten Freund. «Keine Sorge, ich weiß schon ungefähr, was du meinst. Ichwar schließlich auch mit Feltris und Elisa zugange – schon vergessen? Das ist genau dasselbe. Und deshalb denkst du jetzt doch auch nicht schlechter von mir, oder?»
    Jonathan schüttelte den Kopf. Sein Lächeln kehrte langsam zurück.
    «Okay. Dann ist doch alles in bester Ordnung.» Sie nahm seine Hand und half ihrem Freund auf. «Und jetzt komm. Lass uns zum Haus zurückgehen und sehen, wer das auf dem Motorrad war.»
     
    «Mylord! Wie schön, Euch zu sehen!»
    Michiko betrat das dunkle Turmzimmer – eine imposante Erscheinung in ihren hautengen Lederhosen. Obwohl Michiko einen glänzenden Helm mit einem wilden, feuerspeienden Drachen auf dem Kopf trug, erkannte André sie sofort. Ihre elektrisierende Aura war so stark, dass er sie fast schmecken konnte.
    Und doch durchfuhr ihn ein gewisser Schock, als sie ihren Helm abnahm und ihn beiseitelegte.
    «Michiko! Euer Haar!», rief er. Der Graf war immer noch nackt, als er sich aus seinem zerwühlten Bett erhob. Er wusste wohl, dass er wach war, doch einen Moment lang hatte er das Gefühl, noch zu träumen.
    Als er seine Freundin, die Zauberin, vor dreißig Jahren das letzte Mal gesehen hatte, reichte ihr schimmerndes glattes Haar noch bis zu den Hüften. Nun war von dieser Pracht nichts mehr zu sehen. Stattdessen war ihr Haar kurz geschnitten, mit einem üppigen, keilförmig fallenden Pony, hinten kurz, ebenso an den Seiten und alles gefärbt in einem hellorange leuchtenden Gelbton.
    «Meine Landsleute machen gerade eine experimentelle Phase durch», erklärte sie unbekümmert und fuhr mit den Fingern durch ihre grellgefärbte Pracht.

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