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Das Schmetterlingsmädchen - Roman

Das Schmetterlingsmädchen - Roman

Titel: Das Schmetterlingsmädchen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Moriarty
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einem anderen geweckt hatte. Würde sie mit diesen Erinnerungen schlimmer dran sein als vorher? Sie wusste es nicht. Das würde sie erst herausfinden, wenn sie wieder zu Hause war.
    Louise bestand darauf, zum Abendessen in den Imbiss auf der anderen Straßenseite zu gehen, damit sie Floyd Smithers die gute Neuigkeit mitteilen und ein letztes Mal an ihrer Aussprache feilen konnte. Cora war einverstanden, zum Teil, weil Louise eine kleine Feier verdiente, zum Teil, weil ihr nicht nach Streiten zumute war, aber hauptsächlich, weil ihr nicht nach Reden zumute war, schon gar nicht mit Louise, und sie nahm an, dass Floyd Smithers eine gute Ablenkung sein würde. Damit hatte sie recht. Cora stocherte eine gute halbe Stunde in ihrem gegrillten Käsesandwich herum, während Louise einen Eisbecher aß und gelegentlich über Floyds letzte verzweifelte Versuche, Eindruck auf sie zu machen, lächelte. Er gab sein Bestes. Die anderen Gäste erhielten nur einen Bruchteil seiner Aufmerksamkeit, aber Louise bekam jedes Mal, wenn sie darum bat, eine frische Portion Schlagsahne auf ihr Eis. Er schenkte ihr auch eine extra Maraschino-Kirsche, an der sie mit dem kleinen Stängel zwischen den Lippen lutschte wie an einem Lolli, bis ihre Lippen tiefrot waren, als hätte sie Lippenstift aufgetragen. Auch jetzt griff Cora nicht ein. Bald würde Louise Ruth St. Denis’ Problem sein, und vielleicht konnte sie dem Mädchen ein paar Manieren beibringen. Cora sah dem Ende dieser Aufgabe entgegen und gab die Verantwortung nur zu gern weiter.
    Erst als Floyd anfing, mit Louise zu tuscheln, so leise, dass Cora nichts verstehen konnte, räusperte sie sich und verkündete, dass sie gehen müssten.
    »Warum? Warum müssen wir schon gehen?« Louise biss die Kirsche vom Stängel ab und kaute sie wie einen Kaugummi. »Wenn Sie gehen wollen, meinetwegen. Ich komme gleich nach.«
    »Du kommst jetzt mit mir«, sagte Cora. Der Schmerz in ihrer Brust schlug sich in ihrer Stimme nieder und ließ sie scharf und spröde klingen. »Weil es jetzt reicht, Louise. Es reicht.« Sie stand auf und wartete, und ihr Gesichtsausdruck schien einiges zu verraten, denn Louise wischte sich ohne weitere Einwände ihren Mund mit der Serviette ab und wünschte Floyd Gute Nacht.
    Als Cora später im Bett lag und versuchte, die letzten Seiten von Zeit der Unschuld zu lesen, fragte Louise sie, weswegen sie so schlecht gelaunt war.
    »Sie machen schon den ganzen Abend ein verkniffenes Gesicht.« Sie stand in ihrem Nachthemd, das aus blassrosa Seide und ärmellos war und kaum bis zu den Knien reichte, neben dem Bett. Es sah wie ein Kleidungsstück für eine junge Braut aus, und Cora konnte sich nicht vorstellen, wie oder warum Louise es bekommen hatte. Sie las weiter oder versuchte es zumindest, aber sie konnte fühlen, wie das Mädchen dastand und sie beobachtete. Für jemanden, der selbst so oft die Nase in ein Buch steckte, schien Louise nichts dabei zu finden, andere beim Lesen zu stören.
    »Was ist los? Sollte ich mich fürchten? Sie sehen aus, als würden Sie am liebsten jemanden erschlagen.«
    »Es geht mir gut.« Cora blickte auf und zwang sich zu einem Lächeln. Aber ihr Kiefer tat weh, und sie wusste, dass sie die Zähne zusammenbiss. Aber sie war nicht böse. Nein. Sie war bloß traurig, tief enttäuscht und ausgelaugt von diesem elenden Tag.
    »Mutter sagt, dass man Falten bekommt, wenn man so ein Gesicht macht. Nicht nur davon, meine ich. Aber sagen Sie nicht, ich hätte Sie nicht gewarnt.« Sie schlüpfte in ihre hochhackigen Schuhe, klapperte über den Fußboden zum Badezimmer und schloss die Tür. Cora vertiefte sich wieder in ihr Buch. Falls Louise sehen wollte, wie ihr Nachthemd zu hohen Absätzen passte, auch gut, vorausgesetzt, sie blieb im Badezimmer. Cora hatte keine Lust auf eine Auseinandersetzung. Sie wollte einfach in Ruhe gelassen werden und ungestört ihr Buch zu Ende lesen. Aber selbst das Buch bedrückte sie. Louise hatte recht, der Held war gar kein Held – nicht einmal jetzt, da er alt und seine Ehefrau, die er nicht geliebt hatte, seit Langem tot war, brachte er den Mut auf, sich zu seiner wahren, nun ebenfalls alten Liebe zu bekennen. Cora las mit zusammengekniffenen Augen weiter. Ein schreckliches Ende für ein Buch. Trotzdem verschlang sie jedes Wort, obwohl ihr Kiefer wehtat und ihre Augen tränten. Als sie den letzten Satz gelesen hatte, klappte sie das Buch zu, verschränkte die Arme und starrte an die erbsengrüne Wand. Ein fürchterliches

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