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Das Schmetterlingsmädchen - Roman

Das Schmetterlingsmädchen - Roman

Titel: Das Schmetterlingsmädchen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Moriarty
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übertriebenen Gähnen die Arme und fing an über Blossom Time zu reden und dass sie hoffte, dass es so gut war, wie die Kritiker behaupteten. Cora lehnte am Herd und hörte ihr mit freundlichem Interesse zu. Es hatte keinen Sinn, die Postkarte oder das, was Louise über Alan geschrieben hatte, zur Sprache zu bringen, weder jetzt noch irgendwann. Und obwohl der Schmerz immer noch da war wie eine schwere Last in ihrem Inneren, tat sie, als wäre alles in bester Ordnung, und natürlich glaubte Louise ihr. Das Mädchen mochte gekünsteltem Lächeln abgeschworen haben, aber Cora wusste, wie notwendig es sein konnte, und ihr Lächeln war gut einstudiert und überzeugend.

11
    Mr. Alan Carlisle aus Wichita und Miss Cora Kaufmann aus McPherson wurden gestern von Pastor John Harson der First Presbyterian Church von Wichita unter einem Baldachin aus weißen Rosen und Nelken vor dem Bootshaus im Riverside Park getraut. Auf die Zeremonie folgte ein festlicher Empfang im Eaton Hotel, wo sich über hundert Gäste an üppigen Portionen Roastbeef mit
    Süßkartoffelkroketten, Käseplatten, Obst und Gemüse und einer mehrschichtigen Hochzeitstorte laben durften. Ein kleines Orchester begleitete das glückliche Paar bei einem anmutigen Walzer, und bald gesellten sich Freunde und Verwandte zu ihnen auf die Tanzfläche.
    Die Braut war bildhübsch in ihrem weißen Batistkleid mit hohem Spitzenkragen und einem Einsatz aus durchbrochener Spitze und Biesen. Ihr Haar trug sie in einem hohen, mit echten Orangenblüten – ein Geschenk von Miss Harriet Carlisle, ihre neue Schwägerin und Brautjungfer – geschmückten Chignon. Der hochgewachsene, elegante Bräutigam trug konventionelles Schwarz, seine gestreifte Krawatte auf Ascot-Art gebunden und mit einer silbernen Nadel befestigt.
    Mr. Carlisle, ein erfolgreicher Anwalt, ist in Wichita bekannt und beliebt, und wann und wen er heiraten würde, war lange Zeit Anlass zu Spekulationen unter den unvermählten Damen unserer Stadt. Es ist nicht zu übersehen, wie hingerissen er von seiner jungen Braut ist, die erst vor Kurzem durch einen tragischen Unfall zur Waise wurde und eine sehr liebenswerte junge Dame zu sein scheint. Die frischgebackene Mrs. Carlisle hat in ihrer neuen Heimat schon etliche Freunde gefunden.
    The Wichita Eagle,
    Society News, 7. Juni 1903
    Cora war dem Reporter insgeheim noch lange Zeit dankbar, dass er den Tiefpunkt ihrer Hochzeitsfeier unerwähnt ließ, und zwar als Raymond Walker, ein Farmersjunge, der Strafverteidiger geworden war und manchmal mit Alan Karten spielte, aber nicht einmal zu ihrer Verlobungsfeier gekommen war, versuchte, den ersten Toast auf dem Empfang auszusprechen, anscheinend ohne daran zu denken oder sich darum zu kümmern, dass er betrunken war. Raymond Walker war kleiner als Cora, aber breitschultrig, und er hatte flammend rotes Haar und eine tiefe, theatralische Stimme, die es ihm leicht machte, Aufmerksamkeit zu erregen. Als er aufstand und über Freundschaft und Liebe zu sprechen begann, wandten sich sogar die stark beschäftigten Kellner nach ihm um.
    »Alan!«, dröhnte er und erhob sein Glas Limonade. »Was für ein guter, anständiger Mensch du doch bist!«
    Diese Aussage wurde mit begeistertem Applaus aufgenommen, einige andere Gäste erhoben ebenfalls ihre Gläser und riefen »Hört! Hört!«, und Cora lachte und nickte zustimmend. Aber dann stellte Raymond Walker, der immer noch stand, seine Limonade auf den Tisch, zog nonchalant einen silbernen Flachmann aus der Innentasche seines Jacketts und nahm einen langen, hörbaren Schluck. Cora spähte zu Alan, der neben ihr saß, Raymond Walker fassungslos anstarrte und fast unmerklich den Kopf schüttelte.
    »Manche Menschen heiraten aus Liebe«, fuhr Raymond fort und ließ seinen glasigen Blick über die Tafel wandern. »Aber du, Alan, hast uns allen gezeigt, dass wahrer Anstand und wahre Barmherzigkeit daheim beginnt.«
    Alan stand auf. Aber seine zwei Onkel und ein Cousin gingen bereits mit grimmigen Mienen auf Raymond zu. Jemand fragte laut, ob man ihm den Flachmann wegnehmen sollte, aber jemand anders sagte: »Nein, schafft ihn einfach raus!« Raymond Walker schüttelte die Männer ab und sagte, er würde allein hinausfinden. Mit eingezogenen Schultern torkelte er unter den missbilligenden Blicken aller hinaus, aber Cora konnte nur benommen auf ihren Teller starren. Eine Orangenblüte fiel aus ihrem Haar und landete auf ihrem Roastbeef.
    Er war betrunken, sagte sie sich. Und er irrte sich.

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