Das schmutzige Spiel Kommissar
beiden Herren auf die Tür zuging, trat McCormick ein. Der Landpolizist salutierte stramm und meldete: „Ich habe den Wagen gefunden, Sir!"
Kurz vor dem Mittagessen fuhren die Beamten zurück. Sie hatten nicht nur den Toten mitgenommen, sondern auch einen Probefaden aus dem Bezugsstoff des violetten Sofas und die gesprengte Tür. John hatte sofort den Dorfschreiner damit beauftragt, eine neue Tür einzusetzen. Dort, wo der Tote im Gang gelegen hatte, waren die Konturen seiner Position mit Kreide nachgezeichnet worden.
Die Gräfin und Clarissa saßen im kleinen Salon. Sie waren blaß und abgespannt und jede hing ihren eigenen Gedanken nach. Es schienen keine sehr angenehmen Gedanken zu sein, denn die Mienen der Damen drückten tiefste Besorgnis aus.
„Da man den Wagen des Toten gefunden hat", sagte die Gräfin nach langem Schweigen, „ wird man auch sehr rasch wissen, wer es ist."
Clarissa schwieg, und die Gräfin fuhr drängend fort: „Willst du mir nicht endlich sagen, woher du ihn kennst?"
„Ich habe gelegentlich Geld von ihm geliehen."
„Clarissa!"
„Siehst du . . . jetzt machst du schon wieder ein entsetztes Gesicht. Es ist wirklich nicht leicht, dir die Wahrheit zu sagen."
„Ich will versuchen, ganz ruhig und vernünftig zu bleiben", versprach die Gräfin. „Also . . . was ist das für ein Mann?"
„Er heißt Raynes . . . John Raynes."
„Warum hast du das der Polizei verschwiegen?"
„Willst du mich verhören oder die Wahrheit wissen?"
„Natürlich will ich die Wahrheit wissen."
„Raynes verkehrte in einigen Lokalen, die ich kenne. Natürlich wußte er, wer ich bin. Er war es, der mir seine Dienste ziemlich dreist anbot. Ich wies ihn das erstemal entsprechend zurecht, aber als ich einmal knapp bei Kasse war, pumpte ich ihn an."
„Clarissa!"
„Liebe Mama, es hat gar keinen Zweck, wenn du jetzt die Dinge dramatisierst. Er ist ein Geldverleiher . . . ein Wucherer, wenn du so willst. Ich wußte von meinen Künstlerfreunden, daß er davon lebt, Geld gegen entsprechende Sicherheiten und Zinsen zu verleihen."
„Was für eine Sicherheit konntest du ihm geben?"
„Meinen Namen."
„Er hat doch sicher Quittungen verlangt, nicht wahr? Man wird die Wechsel mit deiner Unterschrift in seiner Wohnung finden!"
Clarissa wurde blaß. „Um Himmels willen. Daran habe ich gar nicht gedacht..."
„Was soll jetzt geschehen?"
Clarissa erhob sich. „Ich werde die Quittungen holen."
„Du hattest also noch Schulden bei ihm?"
„Nein . . . aber es war seine Angewohnheit, die Wechsel und Quittungen vor meinen Augen zu entwerten. Ich habe nie bemerkt, daß er sie zerstörte oder wegwarf."
„Warum hast du sie nicht zurückgefordert?"
„Ich konnte doch nicht wissen, daß die Papiere einmal so wichtig werden könnten!"
„Wie, um alles in der Welt, willst du in den Besitz der Unterlagen kommen?"
„Ich muß in seine Wohnung eindringen."
„Hast du denn einen Schlüssel?"
„Nein. Aber er hat eine ältere Stütze, der ich erklären werde, auf ihn warten zu wollen."
„Und dann?"
„Quäle mich doch nicht mit deinen Fragen. Ich will die Quittungen holen, das ist alles."
„Ich bin dagegen. Es wird am besten sein, du fährst sofort zur Polizei und legst ein umfassendes Geständnis ab. Nur so kannst du dich vor weiteren ernsten Verwicklungen schützen. Man wird begreifen, daß du dich geschämt hast, deine Geschäftsverbindungen mit einem Wucherer preiszugeben."
„Es ist zu spät", erklärte Clarissa.
„Liebling..."
Aber die Tochter war schon zur Tür geeilt und öffnete sie.
„Ich rufe dich aus London an", versprach sie.
Sie warf die Tür von außen ins Schloß und eilte in ihr Zimmer. Dort klingelte sie nach John. Da es ursprünglich ihre Absicht gewesen war, schon am frühen Morgen zu reisen, war der Koffer bereits gepackt.
„Bringen Sie das Gepäck in den Wagen, John", bat sie. „Ich fahre sofort nach London zurück."
„Soll das heißen, daß das gnädige Fräulein nicht am Mittagessen teilzunehmen wünscht?"
„Mir ist der Appetit vergangen, John."
Der Butler trug den Koffer nach unten und schloß die Garage auf, die sich in einem früheren Stallgebäude befand. Clarissa ging nochmals zur Mutter, um sich zu verabschieden. Mit einer Handbewegung wischte sie alle Versuche der Gräfin beiseite, eine Aenderung ihres Vorsatzes zu erreichen.
„Ich kann nicht mehr zurück", erklärte Clarissa und schaute der Mutter beinahe feindlich in die Augen. „Und du doch auch nicht . . .
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