Das schmutzige Spiel Kommissar
heißen, daß Sie sich mit dem Geld zufrieden geben und keine weiteren Ansprüche stellen?"
„Sie kennen meine Forderungen", erklärte Lait ruhig. „Es ist nach wie vor meine Absicht, Ihre Tochter zu heiraten."
„Sie wissen, wie ich darüber denke."
„Nun ... lassen Sie uns das Thema zurückstellen. Erst will ich das Geld haben."
„Erst das Geld!" sagte die Gräfin erregt. „Erst dies und erst das. Das ist die Methode aller Erpresser! Wenn ich Ihren Wunsch erfüllen sollte, werden sich weitere Forderungen anschließen... bis ich völlig mittellos bin, nicht wahr?"
„Mitleid stand noch nie auf meinem Programm", meinte Lait gelassen. „Waren Sie schon auf der Bank?"
„Nein."
„Warum nicht?"
Die Gräfin zögerte. Dann gab sie sich einen Ruck. „Ich hielt es für unnötig", bekannte sie. „Ich bin auch jetzt noch der gleichen Ansicht. Ein Mann, der erpreßt, schreckt auch vor keiner Lüge zurück. Sie töteten nicht aus einem bedauerlichen Versehen heraus, wie ich, sondern Raynes wurde das Opfer Ihrer kalkulierten Skrupellosigkeit!"
„Aber, aber!" mokierte sich Lait. „Wie können Sie nur so etwas behaupten? Warum
hätte ich ihn töten sollen? Warum? Es gibt keinen plausiblen Grund dafür."
„Doch, es gibt einen Grund", sagte die Gräfin und holte tief Luft. „Aus den Zeitungen habe ich erfahren, daß Raynes von seinem verstorbenen Vater ein riesiges Vermögen geerbt hat... und daß dieses Vermögen auf mysteriöse Weise verschwunden ist. Die Journalisten vermuten, daß er es verspielt hat. Ich weiß es besser! Sie haben es ihm genommen. Sie haben ihn erpreßt! Raynes ist einer der vier Menschen, die Ihren Reichtum begründen halfen!"
Lait lächelte spöttisch, aber hinter dieser Maske der unerschütterlichen Selbstsicherheit war er stark beunruhigt. Das kommt davon, dachte er wütend. Warum mußte ich so viel über meine Arbeitsmethoden ausplaudern? Die Gräfin ist nicht dumm. Sie kann zwei und zwei sehr wohl addieren und ist auf der richtigen Fährte.
„Ich gebe zu", sagte er, „daß Ihre Theorie einiges für sich hat. Sie erscheint logisch . . . vor allem im Licht der Dinge, die ich Ihnen im Schloß erklärte. Aber Raynes gehörte nie zu meinen Opfern."
„Wissen Sie eigentlich, daß man den Knopf Ihres Trenchcoats gefunden hat? Er befindet sich bei der Polizei."
Lait grinste. Er spürte, daß die Frau einen Fehler begangen hatte. Die Bemerkung machte klar, daß Lady Clarkstone den Beamten gegenüber verschwiegen hatte, woher der Knopf stammte. „Der Knopf hat keine Bedeutung."
„Es hing ein Faden des Sofabezuges daran."
„Na und? Wo lag der Knopf?"
„Unweit des Toten. Man scheint anzunehmen, daß sich zunächst ein loser Faden an dem Knopf verfing; später wurden Knopf und Faden bei dem Kampf abgerissen." „Es gab keinen Kampf!"
Lait hätte sich am liebsten die Zunge abgebissen. Wie konnte ihm nur diese Unvorsichtigkeit entschlüpfen? Jetzt bekam die Gräfin Oberwasser.
„Nun haben Sie sich verraten!“ triumphierte sie.
„Quatsch", sagte er nervös. „Ich zitiere nur das, was die Zeitungen schreiben. Raynes wurde meuchlings ermordet... das beweist, daß es keinen Kampf gegeben hat."
Die wilde Hoffnung der Gräfin sank jäh in sich zusammen. Lait atmete innerlich auf. Er nahm sich vor, in Zukunft wachsamer zu sein.
„Kommen wir zum Geschäft", sagte er und zog ein drohendes Gesicht. „Wann werde ich das Geld bekommen?"
Während er die Antwort erwartete, gingen ihm ein paar merkwürdige Gedanken durch den Kopf. Lady Clarkstone! Ein schöner Name und eine noch schönere Frau, dachte er. Sie ist nicht mehr jung, gewiß, aber ihre Züge sind von jener zeitlosen, klassischen Schönheit, die sich bis ins hohe Alter hinein nicht verändert. Die Haut wird gelber werden und die zarten feinen Fältchen werden sich vertiefen . . . aber der Gesichtsschnitt wird bleiben und ihre Figur wird auch noch in zehn Jahren untadelig sein.
Er fragte sich plötzlich, warum er nicht um die Gräfin warb und die Tochter zum Teufel schickte. Clarissa war jung und erregend schön. Doch im Grunde genommen war ihm ihre Jugend fremd. Er wollte Clarissa wahrscheinlich nur deshalb mit allen ihm zu Gebote stehenden Mitteln erobern, weil er etwas von ihrer Jugend und ihrem Wesen auf sich zu übertragen hoffte.
Er gestand sich ziemlich kläglich ein, daß er Kirby gegenüber geprahlt hatte. Er hatte behauptet, daß für ihn der Himmel die Grenze sei. . . daß er für seine Phantasie und seinen Willen
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