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Das Schneemädchen (German Edition)

Das Schneemädchen (German Edition)

Titel: Das Schneemädchen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eowyn Ivey
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gehen, und vielleicht fangen wir ja einen Vielfraß.»
    «Das wäre doch prima, oder?»
    Aber der Junge flitzte bereits voraus.
    «Jay?», rief Jack. «Meinst du, wir könnten noch ein paar Fische mehr fangen, damit es auch bestimmt für alle reicht?»
    «Klar, Opapa. Wir fangen noch ein paar mehr.»
    Der Junge verschwand wie der Blitz um die nächste Biegung und hielt auf Jacks und Mabels Blockhaus zu.
    «Bleiben noch ich und du, mein Alter», sagte Jack und tätschelte dem Hund die Schnauze. «Wirst mit meinem Tempo schon zurechtkommen.»
    Es war bereits herbstlich kühl und der Pfad übersät mit gelben Birkenblättern. Über den Bergen zogen sich Wolken zusammen.
    «Riecht nach Schnee», sagte Jack; der Hund reckte die Nase in die Luft und schien der gleichen Meinung zu sein.
    Jack ging an seinem Blockhaus vorbei durchs Gestrüpp und kam gerade rechtzeitig zum Fluss, um mit anzusehen, wie Mabel eine Äsche einholte, die im flachen Wasser zappelnd spritzte. Der Junge hüpfte neben ihr in heller Aufregung auf einem Felsblock herum.
    «Omama hat den allergrößten gefangen! Schau, Opapa, schau.» Er sprang aufs Ufer hinunter, befreite den Fisch vom Haken und hielt ihn hoch.
    Mabel lächelte Jack zu. Die Angelrute hielt sie noch in der Hand. Ihr Haar war mittlerweile völlig weiß, Augen und Mund umgaben zarte Falten, doch ihr Blick hatte etwas Jugendfrisches.
    Sie war an vielen Nachmittagen mit dem Jungen draußen, brachte ihm bei, Fische zu fangen, Vögeln zu lauschen und nach Elchen Ausschau zu halten. Wie ungezwungen sie mit dem Kind sprach. Mitunter erzählte sie ihm von seiner Mutter: dass er ihre blauen Augen habe und dass sie aus den Bergen und dem Schnee gekommen sei und alle Tiere und Pflanzen ihr so vertraut gewesen seien wie ihre eigenen Hände. Und an manchen Tagen öffnete sie das Medaillon, das sie am Hals trug, zeigte dem Jungen die blonde Locke darin und schilderte ihm das wunderschöne Schwanenfederkleid, das seine Mutter am Tag ihrer Hochzeit getragen hatte.
    «Klein Jack hätte den dicken Fisch hier auch fangen können», sagte Mabel und küsste das Kind auf den Scheitel. «Er hat ihn nur entwischen lassen.»
    Klein Jack. So nannte sie ihn. Fast einen Monat nachdem Faina fortgegangen war, hatte das Baby immer noch keinen Namen. Da kam Garrett und bat um Erlaubnis: Ist es recht, wenn ich den Jungen nach dir nenne? Schließlich ist er ja dein Enkel.
    «Jack? Hast du gehört? Ich glaube, mit deinen Ohren geht es im Alter bergab», neckte Mabel ihn und gab ihm die Fädelschnur. «Oder hast du dich taub gestellt, weil du den Fisch nicht ausnehmen willst?»
    «Scheint mir reichlich ungerecht», sagte Jack und zwinkerte dem Jungen zu. «Keinen Fisch fangen dürfen, aber ihn ausnehmen müssen?»
    «Darf ich dir helfen, Opapa? Bitte?»
    Mabel ließ die beiden am Bach zurück und ging hinauf zum Blockhaus, um das Feuer zu schüren. Jack stützte sich bei jedem mühsamen Schritt zum Wasserrand schwer auf seinen Stock. Der Junge reihte die Fische in dem herbstgelben Gras auf. Jack zog sein Klappmesser aus der Hosentasche und wollte, den Stock umfasst, langsam in die Hocke gehen, da spürte er die kleine Hand des Jungen an seinem Arm.
    «Warte, Opapa», sagte er, und auch wenn er viel zu klein war, um ihm behilflich sein zu können, ließ seine Berührung den Schmerz in Jacks alten Knochen zusammenschrumpfen und beinahe verfliegen.
    Er hielt die Äsche, die der Junge ihm gab, in der offenen Hand und schlitzte ihr den silbrigen Bauch auf. Dann zeigte er dem Jungen, wie er einen Finger im Unterkiefer einhaken und die feucht glitzernden Innereien herauslösen musste. Die Gedärmstränge, die sie in das klare fließende Wasser warfen, lockten im Nu hungrige junge Lachse an. Jack griff erneut in den Fisch hinein und schabte mit dem Daumennagel über das Rückgrat, um die Nieren gleich einem schmalen Blutpfropf davon zu lösen. Das Blut wusch er im Bachwasser ab, bis seine Hände vor Kälte schmerzten.
    Der Junge hockte wartend neben ihm.
    «Zuletzt die Schuppen», sagte Jack und zeigte dem Jungen, wie er die Messerklinge gegen die Wuchsrichtung führen sollte. Als Jack den Fisch im Bach sauber spülte, verteilten sich die kleinen schillernden Schuppen wie durchscheinende Pailletten im Wasser und wurden von der Strömung an die Felsen getragen.
    «Die sehen eigentlich ganz hübsch aus, nicht, Opapa?» Dem Jungen klebte eine einzelne Schuppe an der Fingerspitze.
    «Ja, das kann man wohl so sagen.»

    George und

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