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Das Schneemädchen (German Edition)

Das Schneemädchen (German Edition)

Titel: Das Schneemädchen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eowyn Ivey
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Studien der Erlenzapfen und der erfrorenen Gräser. Auch in Deinen Briefen fängst Du Augenblicke aus dieser Wildnis ein, die Euch zur Heimat geworden ist. Du hattest stets eine Gabe, Dich anschaulich auszudrücken, und wann sonst in Deinem Leben hast Du wohl je solch wundersame Anblicke genossen und in Worte gefasst? Wir wünschten uns einzig, dass Du öfter schriebest. Ich glaube wahrhaftig, ich werde alles aufbewahren, was Du uns schickst, und eines Tages solltest Du Deine Zeichnungen und Beobachtungen in einem Buch veröffentlichen. Es ist ihnen etwas Phantastisches und zugleich Wildes zu eigen.
Dein Interesse an dem Märchen von dem kleinen Schneemädchen hat mir wieder ins Gedächtnis gerufen, wie Du als Kind im Wald nahe unserem Haus Jagd auf Elfen gemacht hast. Wenn ich mich recht erinnere, hast Du des Öfteren in den großen Eichen genächtigt, und wenn Mutter Dich am anderen Morgen fand, schworst Du, Feen gesehen zu haben, die wie Schmetterlinge dahinflogen und gleich Leuchtkäfern die Nacht erhellten. Ich entsinne mich mit einer gewissen Beschämung, dass wir anderen Dich wegen Deiner Gespensterseherei neckten, doch nun jagen meine eigenen Enkelkinder ähnlichen Phantasiegestalten nach, und ich rede es ihnen nicht aus. Mit den Jahren habe ich gelernt, dass das Leben selbst häufig phantastischer und schrecklicher ist als die Geschichten, an die wir als Kinder glaubten, und dass womöglich nichts Schlimmes daran ist, zwischen Bäumen nach Zauberdingen zu suchen.
In Liebe, Deine Schwester
Ada

Kapitel 34
    Esther kam in das Blockhaus geflattert wie ein munter schnatterndes Huhn und hätte um ein Haar Mabel umgerannt, die ihr die Tür aufhalten wollte. In der einen Hand trug sie einen gusseisernen Topf unter einem Geschirrtuch, mit der anderen umarmte sie Mabel und gab ihr dann einen Kuss auf die Wange.
    «So, so, anders kommt man also nicht zu einem Essen mit euch zweien?», sagte sie, schob sich an Mabel vorbei und stellte den Topf auf den Herd. «George hat die Nachspeise dabei. Das heißt, falls er sie nicht auf dem Weg aufgefuttert hat. Hühnersuppe und Klöße müssten eigentlich für uns alle reichen. Luchs und Klöße, sollte ich wohl besser sagen, aber das klingt einfach nicht so gut. Schätze, wir könnten es ‹Kätzchensuppe mit Klößen› nennen.» Esther lachte und warf ihren Mantel achtlos über die Rückenlehne eines Stuhls.
    «Luchs? Du hast einen Luchs gekocht?»
    «Ach, jetzt mach nicht so ein Gesicht. Hast du schon mal einen gegessen? Mit Abstand das beste, leckerste Fleisch, das dein Gaumen je zu kosten kriegen wird. Garrett hat ihn lebend in einer Schlinge gefangen, ihn sauber erledigt und das Fleisch mit nach Hause gebracht. Offenbar haben wir bei seiner Erziehung doch nicht alles falsch gemacht.»
    «Ist er auch mitgekommen?»
    «Nein. Sonst wäre unter Garantie nicht genug Essen für uns alle da. Der Junge verdrückt ein halbes Rind und verlangt dann noch einen Nachschlag. Aber er ist die nächsten paar Tage unterwegs, auf Siwash an seiner langen Fallenstrecke.»
    «Siwash?»
    «Kampieren nach Indianerart. Unter freiem Himmel. Keinerlei Annehmlichkeiten. Hartes Leben mit leichtem Gepäck.»
    «Oh.»
    «Hast du einen Löffel da, mit dem ich das mal umrühren kann?»
    Bevor Mabel ihr zur Hand gehen konnte, hatte Esther schon einen gefunden und übernahm wieder einmal das Regiment im Haus, wie Mabel belustigt beobachtete. Binnen Minuten hatte sie sich eine von Mabels Schürzen umgebunden, eine Kostprobe vom Luchs genommen, den Tisch gedeckt und den Ofen mit einem weiteren Holzscheit gefüttert, obwohl Mabel eben erst nachgelegt hatte.
    «Ich will haarklein wissen, was du so alles getrieben hast. Aber erst musst du ein Schlückchen von dem hier probieren.» Esther zog eine kleine Glasflasche aus der Gesäßtasche ihrer Männerarbeitshose und stellte sie auf den Tisch. «Unser guter Moosbeerentropfen. Einfach himmlisch. Schnell, hol uns Gläser, damit wir ihn wegputzen können, bevor die Männer kommen.»
    Mabel rührte sich nicht, denn Esther war bereits halb beim Küchenschrank. Sie kam mit zwei Marmeladengläsern zurück und füllte sie zur Hälfte mit der dunkelroten Flüssigkeit. Sie schmeckte süß und säuerlich zugleich, rann sämig und wärmend durch Mabels Kehle.
    «Das ist köstlich.»
    «Sag ich doch. Hier, nimm noch einen Schluck. Das ist meine letzte Flasche, und ich werde den Teufel tun und George was davon abgeben. Er hat das letzte bisschen von meinem guten Blaubeertropfen

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