Das schoenste Geschenk
ist mir doch gerade erst begegnet.«
Donna gab sich ehrlich Mühe, dieser Logik zu folgen. Sie schloss die Augen und versuchte, sich auf die Worte der Freundin zu konzentrieren. »Ich bin verwirrt«, gestand sie schließlich.
»Ich habe gesagt, ich werde ihn heiraten«, erklärte Sharon, während sie sich wieder an den Tisch setzte. »Aber das weiß er noch nicht. Erst muss er sich in mich verlieben.«
Donna schob das Wasserglas beiseite. Streng schaute sie Sharon an. »Du bist überanstrengt, Sharon«, bemerkte sie.
»Ich habe eingehend darüber nachgedacht«, fuhr Sharon fort, die Donnas Bemerkung ignorierte. »Hätte ich mich wohl auf den ersten Blick in ihn verliebt, wenn er nicht der richtige Mann für mich wäre? Er muss der Richtige sein, und deshalb wird er sich früher oder später auch in mich verlieben.«
»Und wie willst du das erreichen?«, erkundigte sich Donna.
»Oh, ich kann ihn natürlich nicht dazu bringen«, erklärte Sharon höchst vernünftig. Ihre Stimme klang heiter und zuversichtlich. »Er muss sich ebenso in mich verlieben, wie ich mich in ihn verliebt habe … wenn der richtige Zeitpunkt für ihn gekommen ist.«
»Du hattest schon immer die verrücktesten Ideen, Sharon Abbott. Aber das ist der Gipfel.« Donna verschränkte die Arme vor der Brust. »Da hast du dir also in den Kopf gesetzt, einen Mann zu heiraten, den du kaum eine Woche kennst und der noch gar nichts von seinem Glück weiß. Und in der Zwischenzeit willst du geduldig hier sitzen und darauf warten, dass er irgendwann auf die gleiche verrückte Idee kommt wie du.«
Sharon dachte einen Moment über diese Zusammenfassung ihrer Situation nach. »Ja«, sagte sie schließlich und nickte zustimmend. »So könnte man es ausdrücken.«
»Das ist die lächerlichste Geschichte, die mir je zu Ohren gekommen ist«, erklärte Donna. Plötzlich fing sie an zu lachen. »Und wie ich dich kenne, wirst du dein Ziel wahrscheinlich auch erreichen.«
»Ich rechne fest damit.«
Donna beugte sich vor und nahm Sharons Hände. »Warum liebst du ihn, Sharon?«
»Ich weiß es nicht«, antwortete Sharon aufrichtig. »Das ist ein weiterer Grund, weshalb ich sicher bin, dass er der richtige Mann ist. Ich weiß nichts von ihm, außer dass ich gern mit ihm zusammen bin. Er wird mich verletzen und mir viel Kummer bereiten.«
»Aber warum …?«
»Doch er wird mich auch zum Lachen bringen«, unterbrach Sharon sie. »Und mich wütend machen.« Sie lächelte, aber ihre Augen blickten ernst. »Ich glaube nicht, dass er mir jemals das Gefühl der Unzulänglichkeit vermittelt. Wenn ich mit ihm zusammen bin, weiß ich einfach, dass es zwischen uns stimmt. Und das genügt mir.«
Donna nickte. Dann drückte sie herzlich Sharons Hände. »Du bist die liebenswerteste Person, die ich kenne, Sharon, und die vertrauensvollste. Das sind wunderbare Charakterzüge. Aber sie sind auch gefährlich. Wenn ich nur mehr über ihn wüsste«, fügte sie leise hinzu.
»Er hat Geheimnisse«, sagte Sharon nachdenklich. »Aber bis er bereit ist, sie mir anzuvertrauen, soll er sie für sich behalten.«
»Sharon, bitte sei vorsichtig«, sagte Donna eindringlich.
Sharon lächelte zuversichtlich. »Aber natürlich, Donna. Mach dir keine Sorgen. Vielleicht bin ich vertrauensseliger als die meisten Menschen, aber ich kann mich auch wehren. Er ist kein einfacher Mensch, Donna, aber ein guter Mensch. Das weiß ich mit Sicherheit.«
»Gott sei Dank«, sagte Donna aufatmend. Im Stillen nahm sie sich vor, ein wachsames Auge auf diesen Victor Banning zu haben.
Lange nachdem Donna gegangen war, saß Sharon noch in ihrer Küche. Noch immer trommelte der Regen gegen die Fensterscheibe. Sie konnte sich nur zu gut vorstellen, wie ihre Worte in Donnas Ohren geklungen hatten. Trotzdem war sie erleichtert, sich mit der Freundin ausgesprochen zu haben.
Langsam stand sie vom Küchentisch auf, knipste das Licht aus und ging durch das dunkle Haus. Sie kannte jede Ecke, jede knarrende Diele. Es war ihr lieb und vertraut. Wenn sie doch auch Victor so gut kennen würde. Aber sie wusste nichts von ihm. Er war ihr fremd, und er beunruhigte sie. Trotzdem liebte sie ihn.
Wäre es eine stille, zärtliche Liebe gewesen, hätte Sharon ihre Gefühle viel leichter akzeptieren können. Aber an dem Sturm, der in ihr tobte, war nichts still und beschaulich.
Trotz ihrer Energie und ihrer Abenteuerlust war Sharon ein Naturkind, das in einer ruhigen, friedlichen Umgebung aufgewachsen war, wo die höchsten
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