Das schoenste Geschenk
Gelächter hervor.
»Keine Ursache.« Die meisten Frauen würden mit einem Wutanfall auf ein unfreiwilliges Bad im Schlamm reagieren, dachte er. Doch Sharon lachte genauso vergnügt über sich selber, wie sie vorhin über ihn gelacht hatte. Da konnte auch er nicht länger ernst bleiben. Sein amüsiertes Lächeln kam völlig unerwartet für Sharon. »Freche Göre«, sagte er lachend.
»Oh nein, ich bin nicht frech, wirklich nicht. Ich habe nur diese schreckliche Angewohnheit, immer im falschen Moment zu lachen. Und es tut mir ehrlich leid.« Die letzten Worte gingen schon wieder in einer Lachsalve unter.
»Das sehe ich.«
»Sie haben doch kaum etwas abbekommen.« Mit diesen Worten nahm sie eine Handvoll Matsch und schmierte sie über seine Wange. »Jetzt sehen Sie schon viel besser aus«, kicherte sie.
»Dann will ich Sie auch etwas verschönern«, gab Victor zurück und wischte seine matschigen Hände an ihrem Gesicht ab. Bei dem Versuch, ihm auszuweichen, verlor Sharon die Balance und lag der Länge nach im Dreck. Vergnügt stimmte sie in Victors Gelächter ein. »Jetzt sehen Sie wirklich gut aus«, meinte er. Im selben Moment sah er den Matschklumpen, den sie in der Hand hielt. »Oh nein, das werden Sie nicht tun!«
Mit einem kühnen Sprung wollte er vorwärtshechten. Doch Sharon machte eine kleine Drehung, versperrte ihm den Weg, und schon landete er halb auf der Brust, halb auf der Seite erneut im Schlamm. Er richtete sich auf und blickte sie finster an.
»Stadtjunge«, sagte sie spöttisch. »Wahrscheinlich haben Sie noch nie in Ihrem Leben einen Schlammkampf ausgetragen.« Sharon war viel zu befriedigt über ihr Manöver, um zu bemerken, was auf sie zukam.
Blitzschnell rollte sich Victor herum, packte sie bei den Schultern, drehte sie auf den Bauch und hielt mit einer Hand ihren Kopf fest. Mit weit aufgerissenen Augen starrte Sharon in den Schlamm wenige Zentimeter vor ihrer Nase.
»Oh Victor, das können Sie doch nicht tun!« Auch jetzt kicherte sie noch haltlos vor sich hin, während sie seinem Griff zu entkommen versuchte.
»Nein?« Er drückte ihr Gesicht ein Stückchen tiefer.
»Victor!« Obwohl sie glitschig wie ein Aal war, hielt er sie eisern fest. Als sich die Entfernung zwischen ihrer Nase und dem Schlamm stetig verringerte, schloss Sharon die Augen und hielt den Atem an.
»Geben Sie auf?«, fragte er.
Vorsichtig öffnete Sharon ein Auge. Hin- und hergerissen zwischen dem Wunsch, ihn zu besiegen und der Angst, mit der Nase im Schlamm zu landen, zögerte sie einen Moment. Sie zweifelte nicht daran, dass er es tun würde. »Ich gebe auf«, erklärte sie widerstrebend.
Sofort drehte Victor sie herum, sodass Sharon auf seinem Schoß zu liegen kam. »Stadtjunge, was?«
»Sie hätten nicht gewonnen, wenn ich nicht dermaßen aus der Übung gewesen wäre«, verteidigte Sharon sich. »Das war nichts als Anfängerglück.«
Sie lächelte ihn spöttisch an. Auf ihrem Gesicht sah er die Schlammspuren seiner Finger, die zierlichen Hände, die sich gegen seine Brust stemmten, waren matschverschmiert. Sein Griff in ihrem Nacken ließ nach und wurde ganz allmählich zu einer sanften Liebkosung. Mit der anderen Hand streichelte er abwesend ihren Oberschenkel, während er seinen Blick auf ihren Mund heftete. Langsam, ohne sich dessen so richtig bewusst zu sein, zog er sie an sich.
Sharon entging die Veränderung, die in ihm vorging, nicht. Plötzlich hatte sie Angst. Konnte sie sich überhaupt gegen ihn wehren, jetzt, wo sie wusste, dass sie ihn liebte? Es ging alles viel zu schnell. Vor lauter Herzklopfen konnte sie kaum atmen. Hastig machte sie sich von ihm los und sprang auf.
»Ich wette, dass ich vor Ihnen am Bach bin!«, rief sie und lief davon.
Während er ihr nachschaute, versuchte Victor, sich ihre plötzliche Flucht zu erklären. Und komischerweise konnte er auch sein eigenes Verhalten nicht mehr deuten. Nie hätte er geglaubt, einem Ringkampf im Schlamm etwas abgewinnen zu können oder eine Frau wie Sharon Abbott anziehend oder begehrenswert zu finden. Nachdenklich stand er auf und ging ums Haus, um sie zu suchen.
Sharon hatte ihre Stiefel ausgezogen und stand bis zu den Knien im schäumenden Wasser. »Es ist eiskalt!«, rief sie, während sie langsam bis zur Taille hineinwatete. »Wenn es ein bisschen wärmer wäre, könnten wir zu Molly’s Hole hinunterlaufen und ein wenig schwimmen.«
»Molly’s Hole?« Victor saß im Gras und zog sich die Stiefel aus. Dabei ließ er Sharon nicht aus
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