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Das schoenste Geschenk

Das schoenste Geschenk

Titel: Das schoenste Geschenk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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Vergnügungen in einem Waldspaziergang oder einer Fahrt auf dem Traktor des Bauern bestanden.
    Sich so plötzlich in einen Fremden zu verlieben mochte romantisch klingen. Aber wenn es einem wirklich passierte, dann war es ganz einfach beängstigend.
    Wieso bildete sie sich eigentlich ein, dass Victor eines Tages ihre Liebe mit Gegenliebe belohnen würde? Woher nahm sie diese Zuversicht? Sharon ging in ihr Zimmer, knipste das Licht an und stellte sich vor den Spiegel. War sie schön? Verführerisch? Aufmerksam betrachtete sie ihr Gesicht. Sie sah die lustigen Sommersprossen, die großen dunklen Augen und die blonden Locken. Sie sah nicht die faszinierende Vitalität, die samtene Haut und den überraschend sinnlichen Mund.
    Ist das ein Gesicht, das einen Mann in Verzückung versetzen kann? fragte sie sich. Der Gedanke belustigte sie dermaßen, dass sie ihrem Spiegelbild amüsiert zulachte. Nein, sie besaß nicht das Aussehen einer Verführerin. Aber sie wollte auch keinen Mann, dem ein schönes Gesicht wichtiger war als die Persönlichkeit, die sich dahinter verbarg. Was sie zu geben vermochte war wertvoller als eine tolle Figur oder ein ebenmäßiges Gesicht: sich selbst und ihre Liebe.
    Noch einmal lächelte sie ihrem Spiegelbild zu. Dann zog sie sich aus, um ins Bett zu gehen. Sie hatte in der Liebe schon immer das größte Abenteuer gesehen.

6. K APITEL
    Schwaches Sonnenlicht drang durch die dicke Wolkendecke. Der Bach neben Sharons Haus war von den heftigen Regenfällen angeschwollen, sodass aus dem sonst friedlich plätschernden Rinnsal ein Wasserfall geworden war, der zischend und schäumend an Sharons Haus vorbeistürzte.
    Für Sharon hatte der Morgen mit einer unangenehmen Überraschung begonnen. Am Tag zuvor hatte sie ihr Auto aus der engen Einfahrt ihres Hauses gefahren, damit der Lastwagen, der das Holz lieferte, bis an die Veranda heranfahren konnte. Sie hatte ihren Wagen auf einem kleinen ehemaligen Gemüsebeet abgestellt und über ihrer Arbeit dann völlig vergessen, ihn an seinem Platz zu parken. Jetzt war er tief im Matsch eingesunken und widersetzte sich all ihren Bemühungen, ihn wieder flottzumachen.
    Sharon versuchte es behutsam, mit ganz wenig Gas, im ersten und im Rückwärtsgang, sie versuchte es mit Vollgas. Das Auto rührte sich nicht vom Fleck.
    Wütend stieg sie aus, wobei sie knöcheltief im Matsch versank. Zornig starrte sie die Reifen an. Schließlich versetzte sie dem Hinterreifen einen heftigen Fußtritt.
    »Das nützt ganz bestimmt nichts«, bemerkte Victor, der schon eine geraume Weile ihre vergeblichen Bemühungen mit einer Mischung aus Belustigung und milder Verzweiflung beobachtete. Er freute sich, sie wiederzusehen.
    Unzählige Male hatte er in den letzten Tagen an sie gedacht, obwohl er sich dagegen gewehrt hatte.
    Die Hände in die Hüften gestemmt, drehte sich Sharon ungeduldig zu ihm um. Das Missgeschick mit dem Auto war schlimm genug. Das Letzte, was sie jetzt gebrauchen konnte, war ein ungebetener Zuschauer. »Warum haben Sie mir nicht gesagt, dass Sie hier sind?«, fragte sie gereizt.
    »Sie waren beschäftigt«, erklärte er mit einem vielsagenden Blick auf ihr Auto.
    Sie schaute ihn kühl an. »Jetzt erzählen Sie mir wohl gleich, dass Sie eine bessere Idee haben.«
    »Sicher, einige sogar«, stimmte er zu, während er über den Rasen auf sie zukam.
    Ihre Stiefel waren matschverschmiert, und die Jeans, die sie über die Waden hochgerollt hatte, sahen kaum besser aus. Sharons Gesichtsausdruck verhieß nichts Gutes.
    Ein vorsichtiger Mann hätte sich davor gehütet, einen Kommentar zur Lage abzugeben.
    »Wer hat das Auto denn in diesem Dreckloch abgestellt?«, wollte Victor wissen.
    »Ich habe es in diesem Dreckloch abgestellt.« Erneut versetzte sie dem Reifen einen Fußtritt. »Und es war kein Dreckloch, als ich gestern hier parkte.«
    Er hob die Brauen. »Ist Ihnen entgangen, dass es die ganze Nacht geregnet hat?«
    »Oh, lassen Sie mich in Ruhe!« Heftig stieß Sharon ihn zur Seite und stieg wieder ins Auto.
    Sie ließ den Motor an, legte den ersten Gang ein und trat das Gaspedal durch. Der Matsch spritzte hoch auf. Und ihr Auto versank noch tiefer im Dreck.
    Sekundenlang hieb Sharon hilflos auf das Lenkrad ein. Am liebsten hätte sie Victor erklärt, dass sie auf seine Hilfe verzichten konnte. Nichts machte sie wütender als ein schadenfroher, überlegener Mensch – besonders in so einer Situation. Sie holte tief Luft und stieg wieder aus, um Victors amüsiertem

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