Das schoenste Geschenk
schon einmal geliebt und mit Schmerz und Leere fertig werden müssen. Sie war bereit, den Schmerz noch einmal zu ertragen, nicht aber die Leere. Eigentlich war alles ganz einfach. Sie wollte Victor Banning für sich gewinnen. Jetzt kam es nur darauf an, sein Begehren in Liebe umzuwandeln. Lächelnd setzte Sharon ihre Tasse ab. Sie hatte ihre Pläne noch immer erfolgreich verwirklicht.
Als die Lichtkegel zweier Scheinwerfer aus dem Dunkel auftauchten, stand Sharon überrascht auf und ging zur Hintertür, um nachzusehen, wer der unvermutete Besucher war.
Angestrengt spähte sie nach draußen. Dann erkannte sie das Auto. Erfreut riss sie die Haustür auf und beobachtete lachend, wie ihre Freundin Donna mit gesenktem Kopf, den tiefen Pfützen ausweichend, aufs Haus zurannte.
»Hallo!« Lachend trat Sharon zurück, als Donna an ihr vorbei ins Haus stürmte. »Du bist doch nicht etwa nass geworden?«
»Sehr komisch«, erwiderte Donna nachsichtig, während sie ihren Regenmantel auszog und sich ihrer nassen Schuhe entledigte. »Ich habe mir gedacht, dass du dich hier verkriechst. Hier.« Sie reichte Sharon eine Dose Kaffee.
Neugierig betrachtete Sharon die Dose. »Soll das ein Willkommensgeschenk sein oder eine versteckte Andeutung, dass du eine Tasse Kaffee willst?«
»Weder noch.« Donna fuhr sich mit allen zehn Fingern durch das nasse Haar. »Du hast den Kaffee neulich bei mir gekauft und im Laden stehen lassen.«
»Wirklich?« Sharon dachte einen Moment nach und lachte dann. »Oh ja, das stimmt. Vielen Dank. Wer arbeitet denn im Laden, während du deine Kunden belieferst?« Beide gingen in die Küche.
»Dave.« Seufzend ließ sich Donna auf einem Stuhl nieder. »Seine Schwester passt auf Benji auf.« Sie blickte aus dem Fenster. »Dieser Regen hört ja überhaupt nicht mehr auf.« Fröstelnd betrachtete sie Sharons nackte Füße. »Frierst du nicht?«
»Ich wollte eigentlich ein Feuer im Kamin machen. Aber dann war es mir zu viel Arbeit.«
»Du wirst dir die Grippe holen.«
»Der Kakao ist noch warm«, sagte Sharon, während sie einen zweiten Becher vom Regal nahm. »Möchtest du eine Tasse?«
»Ja, bitte.«
Wieder strich Donna sich nervös durchs Haar. Sie schien ihre Hände überhaupt nicht stillhalten zu können. Plötzlich lächelte sie Sharon strahlend an. »Ich muss es dir erzählen. Ich kann es einfach nicht für mich behalten.«
Neugierig blickte Sharon über die Schultern. »Was musst du mir erzählen?«
»Ich erwarte mein zweites Kind.«
»Oh Donna, das ist ja wunderbar!« Sekundenlang spürte Sharon so etwas wie Neid. Doch schnell verdrängte sie dieses Gefühl. Liebevoll umarmte sie die Freundin. »Wann?«
»In sieben Monaten.« Lachend wischte sich Donna die Regentropfen aus dem Gesicht. »Ich bin genauso aufgeregt wie beim ersten Mal. Und Dave auch, obwohl er sich sehr gelassen gibt. Er hat es heute Nachmittag jedem mitgeteilt, der in den Laden kam.«
Wieder umarmte Sharon sie herzlich. »Weißt du überhaupt, was für ein Glück du hast?«
»Ja«, meinte Donna lächelnd. »Ich habe mir den ganzen Tag Namen überlegt. Was hältst du von Charlotte oder Samuel?«
»Sehr ausgefallen.«
Sharon ging zum Herd. Nachdem sie ihnen Kakao eingegossen hatte, kam sie mit den beiden Tassen an den Tisch zurück. »Trinken wir auf die kleine Charlotte oder den kleinen Samuel. Wie viele Kinder willst du eigentlich haben?«
»Immer jeweils nur eins.« Donna tätschelte stolz ihren Bauch.
Sharon musste über diese Geste herzlich lachen. »Daves Schwester passt also auf Benji auf?«, fragte sie. »Geht sie denn nicht mehr zur Schule?«
»Nein, sie hat diesen Sommer ihr Abitur gemacht und sucht sich gerade einen neuen Job. Eigentlich wollte sie schon das College besuchen, aber das Geld reicht nicht, und außerdem arbeitet sie im Moment noch ganztags. Sie wird zunächst höchstens zweimal in der Woche einen Abendkurs besuchen können. Auf diese Art und Weise wird sie eine ganze Weile für ihr Studium brauchen.«
»Hm.«
Nachdenklich blickte Sharon in ihre Tasse. »Wenn ich mich recht erinnere, war Pat ein intelligentes Mädchen.«
»Sehr intelligent und ungewöhnlich hübsch.«
Sharon nickte. »Sag ihr, sie soll einmal bei mir vorbeikommen.«
»Bei dir?«
»Wenn mein Laden erst läuft, brauche ich eine Halbtagshilfe.« Abwesend schaute sie zum Fenster hinaus. »Ich kann im Moment noch nicht viel für sie tun. Aber wenn sie nach einem Monat noch Interesse hat, könnten wir uns vielleicht
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