Das schoenste Maedchen der Welt
Frau.
Doch lange sollte die Strafe nicht währen. Peter schritt durch einige Straßenzeilen, immer um sein Haus herum, kam zufällig an dem Gemüsemarkt vorbei, und da er immer an Suppengrün dachte, blieb er vor einem Stand stehen und sagte:
„Ich möchte meiner Frau gern Suppengrün mitbringen.“
„Bitte sehr, Herr Doktor“, sagte die Gemüsefrau freundlich, „für wieviel soll es denn sein?“
„Für achtzig Pfennige.“
Der Händlerin blieb der Mund offenstehen.
„Für wieviel?“ fragte sie nochmals.
„Für achtzig Pfennige.“
Da warf die Alte noch einen langen, verwunderten Blick auf den Käufer, wischte sich die Hände an der Schürze und lief ohne ein Wort zu sagen davon. Peter sah ihr verdutzt nach. Da er nicht wußte, wie er sich verhalten sollte und doch unmöglich den offenen Stand mit Eiern, Obst und Gemüse allein und ohne Aufsicht lassen konnte, blieb er stehen und wartete. Er wartete zehn Minuten, er wartete zwanzig Minuten, da erschien endlich, aufgeregt und abgehetzt, die Alte wieder. Auf beiden Armen, daß sie es kaum tragen konnte, trug sie einen Riesenberg Grünzeug.
„Lieber Mann“, sagte sie erschöpft, „mehr habe ich auf dem ganzen Markt an Suppengrün nicht auftreiben können. Das hier ist für dreißig Pfennige.“
Ein feiner Mann
Es war kurz vor sieben Uhr.
Da trat Otto durch die Türe.
„Tag, Hugo!“
„Nanu?“ sagte Hugo.
„Wieso nanu?“
„Ich denke, du bist böse mit mir, Otto?“
„Alles vergeben und vergessen!“
„Und ich fürchtete —“
„— daß ich mich rächen würde?“
„Ja, Otto.“
Otto sah aus wie ein Biedermann.
„Aber, Hugo!“ sagte er, „sehe ich aus wie einer, der sich rächen will? Im Gegenteil, ich komme, dir eine Freude zu machen. Ich habe für heute abend zwei Karten für die Oper. Ganz dicht vorn, prima Plätze. Willst du mitkommen? Ich lade dich ein.“
Hugo nahm die Einladung erfreut an.
„Wann beginnt die Oper?“ fragte er.
„Halb acht.“
„Halb acht?“ Hugo sah auf die Uhr. „Jetzt ist es sieben — da werde ich noch schnell heimgehen und meiner Frau sagen, daß ich mit dir in die Oper gehe.“
„Das wird zu spät, lieber Freund!“
„Meine Frau wartet und sorgt sich sonst!“
„Einmal ist keinmal, Hugo — wir kommen sonst nicht zurecht.“
„Wenn du denkst —“
Otto dachte es.
„Die Oper ist halb zwölf zu Ende, du erzählst dann deiner Frau einfach, du bist mit mir in der Oper gewesen. Das wird sie entschuldigen — also komm, Hugo.“
Und Hugo kam mit. Sie saßen in der Oper, vorn in der ersten Reihe, und Hugo schämte sich ein wenig, denn er hatte kürzlich Otto einen tollen Streich gespielt, über den sich Otto fürchterlich geärgert hatte. Otto hatte drei Wochen nicht mit ihm gesprochen, kaum seinen Gruß erwidert. Und heute kam er von selbst, brachte sogar Theaterkarten mit! Die feurigen Kohlen brannten auf Hugos Haupt, und er beschloß, Otto in der Pause etwas Nettes zu sagen.
In der Pause aber war Otto verschwunden. Hugo suchte ihn überall, im Treppenhaus, im Rauchsalon, am Bierbüfett und bei den Schinkenbrötchen, Otto war nirgends zu finden. Wo war denn Otto?
Otto war überhaupt nicht im Theater. Er war schnell in eine Autotaxe gesprungen und in Hugos Wohnung gefahren. Dort öffnete ihm Hugos Frau.
„Guten Tag, Otto!“ sagte sie überrascht.
„Wo ist Hugo?“
„Mein Mann?“
„Ja. Ich möchte ihn gern sprechen.“
„Mein Mann ist noch nicht heimgekommen.“
„Was? Jetzt um zehn Uhr nachts noch nicht heimgekommen? Hat er keine Nachricht gegeben?“
„Nein“, sagte die Frau verärgert, „ich warte schon seit sieben.“
„Das finde ich reichlich sonderbar! Na denn — gute Nacht!“
Und dann fuhr Otto wieder in die Oper zurück und setzte sich mit einem freundlichen Lächeln neben Hugo, just in dem Augenblick, als sich der Vorhang zum dritten Akt hob.
Als Hugo gegen Mitternacht heimkam, fragte die Frau:
„Wo kommst du denn so spät her?“
„Ich war mit Otto in der Oper.“
„Mit wem?“
„Mit Otto! Er hat mich im Geschäft abgeholt und hat mich in die Oper eingeladen. Wir waren den ganzen Abend zusammen.“
Was dann geschah — der Chronist verschweigt es. Das erste Wort, das seine Frau wieder mit ihm sprach, hörte Hugo erst nach vier Wochen. Otto hat er nie wieder gesehen.
Der Angler an der Leim
„Nun packen Sie alles zusammen, was Sie da haben“, sagte Paul Bunke , „den dicken Hecht da hinten, den achtpfündigen Karpfen, den fetten
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