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Das schoenste Maedchen der Welt

Das schoenste Maedchen der Welt

Titel: Das schoenste Maedchen der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Hanns Roesler
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Aal, die Riesenforelle und die drei Lachse —“
    Der Fischhändler Döbel schüttelte den Kopf:
    „Sie geben wohl daheim ein Festessen?“
    „Wo werde ich!“
    „Wozu brauchen Sie denn dann die Fische?“
    „Zum Angeln, lieber Döbel, zum Angeln!“
    „Das verstehe ich nicht.“
    Paul Bunke lachte:
    „Sie werden es sofort verstehen. Hier habe ich zwanzig Schachteln Fischköder. Es sind gewöhnliche Semmelbrösel, mit Schweizerkäse gemischt. Wenn ich das daraufschreibe , kauft es kein Mensch auch nur für zehn Pfennige. Darum habe ich ihn Bunkes verbesserten Geheimköder ,Anglerneid’ genannt. Jetzt kostet die Schachtel drei Mark.“
    „Für drei Mark kauft keiner den Köder!“
    „Was das Auge sieht, glaubt das Herz!“ schmunzelte Paul Bunke . „Jetzt setze ich mich nämlich mit den Fischen, die ich bei Ihnen gekauft habe, ans Ufer und angle. Fische locken Leute. Und allen erzähle ich, daß ich die großen Fische mit dem Geheimköder fing. Sie werden sehen, wie die Leute das Zeug kaufen! — Was hin ich für die Fische schuldig?“
    Der Fischhändler sagte:
    „Zweiundzwanzig Mark, Herr Bunke .“

    *

    Paul Bunke saß an der Leim und angelte. Es war ein gutes Fischwasser mit schnellen, welligen Strömungen und ruhigeren, tieferen Tümpeln. Neben sich hatte Paul Bunke den dicken Hecht ausgebreitet, den achtpfündigen Karpfen, den fetten Aal, die Riesenforelle und die Lachse. Viele Leute hatten sich eingefunden, Angler auf der Heimkehr von der fröhlichen Wasserweid standen hinter Bunke und schauten neiderfüllt auf die gute Beute.
    Einer von ihnen trat zu Bunke und fragte:
    „Was machen Sie da?“
    „Ich angle.“
    „Mit Erfolg?“
    „Wie Sie sehen!“
    „Das haben Sie alles hier herausgeangelt?“
    „Freilich. Freilich.“
    Der Fremde drehte sich zu den Zurückstehenden.
    „Das hat er alles hier herausgezogen! Was sagt ihr dazu?“
    „Unglaublich!“
    Paul Bunke sah seine Stunde kommen.
    „Das macht nur mein Köder“, begann er vorsichtig.
    „Womit ködern Sie?“
    „Mit Bunkes verbessertem Geheimköder ,Anglerneid’.“
    „Und damit haben Sie den mächtigen Hecht hier herausgezogen?“
    „Den Hecht und den Karpfen, den Aal und die Lachse!“
    „In welcher Zeit?“
    „In knapp zwei Stunden“, log Bunke . „ Auf ,Anglerneid’ beißt jeder Fisch. An Fischen hast du niemals Mangel — hast Bunkes Köder du am Angel! Leider aber ist das Zeug sündteuer. Drei Mark kostet eine kleine Schachtel. Aber es lohnt sich. Drei Mark der Köder und für dreißig Mark Fische! Wenn ich Ihnen als Weidgenosse gefällig sein darf — ich habe noch ein paar Schachteln da, ich lasse sie Ihnen gern ab.“

    Der Fremde schien anzubeißen.
    Aber er vergewisserte sich zuvor nochmals:
    „Diese Fische haben Sie hier alle herausgezogen?“
    „Gewiß. Ich sagte es Ihnen doch vor Zeugen!“
    Jetzt war der Fremde entschlossen.
    „Also gut — dann nehme ich sie.“
    „Eine Schachtel? — Zwei Schachteln? Drei Schachteln?“
    „Was für Schachteln?“
    „ Bunkes verbesserten Geheimköder ,Anglerneid’ !“
    Der Fremde fuhr auf:
    „Was geht mich Ihr Köder an? Die Fische nehme ich!“
    „Ich verkaufe doch keine Fische!“ rief Bunke empört.
    Der Fremde lachte:
    „Wer spricht vom Verkaufen? Ich nehme die Fische ohne Bezahlung. Denn nachdem Sie mir wiederholt vor Zeugen erklärt haben, daß Sie sie hier herausgeangelt haben, gehören sie mir.“
    „Ihnen?“
    „Ja. Ich bin nämlich der alleinige Pächter dieses Fischwassers.“

Ein angenehmer Zeitgenosse

    Ein alter Schulfreund hatte sich bei uns zu Besuch angesagt. Wir hatten uns seit unserer Schulzeit nicht mehr gesehen, und dies war jetzt ungefähr zwanzig Jahre her. Meine Frau freute sich, einen Menschen kennenzulernen, mit dem ich meine Kindheit geteilt hatte. Sie holte das Beste aus Küche und Keller, schmückte den Tisch mit Kerzen und Blumen — da läutete es. Es war mein Schulfreund.
    Ich führte ihn ins Zimmer.
    „Darf ich dich meiner Frau vorstellen?“ sagte ich.
    „Angenehm!“ sagte er, ohne sie anzusehen.
    Ich fragte:
    „Und du? Du bist noch nicht verheiratet?“
    „Das hätte mir noch gefehlt! Ich halte mir dafür ein Auto.“
    „Ein Auto ersetzt doch noch lange keine Frau?“
    Er machte eine wegwischende Handbewegung, als ob meine dumme Frage keiner Beantwortung wert sei. Dennoch sagte er:
    „Sprich doch keinen Unsinn! Ein Auto ist billiger und macht viel mehr Freude als eine Ehefrau. Und wenn das Auto alt und schäbig geworden

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