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Das schoenste Maedchen der Welt

Das schoenste Maedchen der Welt

Titel: Das schoenste Maedchen der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Hanns Roesler
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ist, kann man es verkaufen und sich ein neues anschaffen. Kann man das mit einer Frau?“
    Ich sah meine Frau an und bat sie stumm um Verzeihung.
    Wir setzten uns zu Tisch.
    „Nehmen Sie Eier?“ fragte meine Frau.
    „Sind sie frisch?“
    „Ganz frisch.“
    „Hühner legen aber in dieser Jahreszeit keine Eier, gnädige Frau! Das sollten Sie eigentlich als gute Hausfrau wissen! Haben Sie zufällig hausgemachten Heringssalat da?“
    „Leider nein.“
    Mein Schulfreund nickte befriedigt, als hätte er die Antwort erwartet. Er schlug mit der Hand auf den Tisch.
    „Hier wie überall! Nirgends kriegt man Heringssalat. Weil das ein wenig mehr Arbeit macht und sich die Damen die lackierten Fingerchen schmutzig machen könnten! Als ob es keine Seife auf der Welt gäbe! Na, macht nichts. Essen wir halt, was da ist und der Hausfrau keine Mühe gemacht hat.“
    Er häufte sich seinen Teller voll.
    Kauend knurrte er:
    „Siehst eigentlich nicht gut aus, alter Junge! So eingefallen im Gesicht, so viel Falten um die Augen, die Haare lassen auch nach. Du bist viel mehr gealtert als ich. Kommt alles von der blöden Heiraterei !“
    Meine Frau erhob sich.
    „Die Herren entschuldigen bitte —“
    „Aber — „
    Schon war sie aus dem Zimmer.
    „Was soll denn das heißen?“ fuhr mein Schulfreund auf.
    „Sie wird in der Küche etwas richten müssen.“
    „Eine wirkliche Dame erhebt sich nicht vom Tisch.“
    „Entschuldige sie bitte“, sagte ich.
    Er sah zur Tür.
    „Darf ich dir etwas sagen?“ begann er. „Bitte.“
    „Deine Frau gefällt mir nicht.“

    Als ich wenige Wochen später zehn Mark Geldstrafe wegen einer Ohrfeige zahlen mußte, die ich — wie sich das Gericht ausdrückte — ohne jede Veranlassung einem alten Schulfreund verabreicht hatte, schenkte ich weitere zehn Mark einem Bettler auf der Straße. Ich fand, zehn Mark nur wäre zu billig gewesen für ein wirkliches Vergnügen und für die Erfüllung eines großen Bedürfnisses.

Ratschläge

    Ich saß in der Eisenbahn und hatte Schnupfen.
    „Hatschi! Hatschi!“ machte ich in einem fort.
    Es klang wie Posaunenstöße.
    Ich konnte nichts dafür. Es kam aus mir.
    Die Mitreisenden schauten zunächst beleidigt. Es geht nicht an, in einem öffentlichen Verkehrsmittel so laut zu niesen, ja, wenn ich mir einen Sonderzug bestellt hätte! Aber so? Unter allen Leuten, die für ihren Platz genau so viel bezahlt hatten wie ich? Wo kämen wir denn hin, wenn jeder so laut seiner Leidenschaft frönen möchte? Diese Gedanken sah man den Umsitzenden deutlich am Gesicht an. Ich fühlte mich von dieser Feindschaft förmlich eingekreist. Mein Glück war nur, daß keiner keinen kannte und jeder jedem mißtraute. Sonst wäre man über mich hergefallen und hätte mich bestimmt zerfleischt. Nun, mir waren diese frommen Wünsche ziemlich gleichgültig, ich war mit meinem Schnupfen so beschäftigt, daß mir zu anderen Dingen keine Zeit blieb. Ich mußte niesen und ich nieste.
    Als ich aber eine Viertelstunde ununterbrochen so fortgeniest hatte, begann die Feindseligkeit gegen mich in eine allgemeine Heiterkeit umzuschlagen. Es kam daher, daß ein Herr, der mir gegenübersaß, mir mehr empört als freundlich „Prost!“ zurief, so, als wollte er damit sagen: „Nun ist es aber genug! Schluß damit!“ Ich tat ihm nicht den Gefallen und nieste weiter. Er wiederholte sein energisches, kurzes, sachliches „Prost!“, ich winkte verzweifelt ab, und jetzt begannen plötzlich alle, mir nach jedem Hatschi ein fröhliches Prost zuzurufen. Einmal ich und einmal sie. Es wurde ein herrlicher Chor und ich war der Vorsänger. Einer der Mitreisenden wollte sich besonders hervortun.
    Er klopfte mir vergnügt auf das Knie und sagte:
    „Wenn Sie bis zehn wieder niesen, kriegen Sie eine Mark!“
    „Das Mittel nützt nur beim Schluckauf!“ stöhnte ich.
    Er wiederholte die Worte nicht. Ich hatte wieder dreimal geniest.
    Jetzt aber hatte jeder ein Mittel an der Hand.
    „So etwas kenne ich!“ rief P., „da hilft nur eines
    — sofort ins Bett gehen!“
    „Mein Bett steht in München und wir sind im Egerland!“
    „Das beste ist Kognak!“ riet T., „Sliwowitz hilft auch, aber Kognak ist besser. Haben Sie Kognak bei sich?“
    „Nein!“ stöhnte ich.
    Die alte Dame neben mir holte ein Bonbon aus ihrem Pompadour.
    „Lutschen Sie das Bonbon“, sagte sie, „der Schnupfen ist wie weggeblasen!“
    Sie steckte mir ein Bonbon in den Mund.
    Jedoch es blieb nicht.
    Beim nächsten Niesen flog es

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