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Das schönste Wort der Welt

Das schönste Wort der Welt

Titel: Das schönste Wort der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Mazzantini
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auf enge Sitze und auf Stewardessen, die einen
ignorieren. Ich habe Lust, meine Beine auszustrecken. Wir machen keine
Vergnügungsfahrt. Es ist wie eine Kur. Wie wenn man krank ist und sich, sofern
man es sich leisten kann, eine Klinik aussucht, ein Einzelzimmer, eine
Krankenschwester, die wie ein Zimmermädchen aus einem Hotel aussieht, und einen
Vorhang, den man zuziehen kann, um die Welt fernzuhalten. Ich hatte mit einem
leeren Flugzeug gerechnet. Wer will schon einen Krieg überfliegen? Aber es sind
durchaus Leute an Bord. Männer, die Etablissements mit trübem Licht besuchen
wollen, mit butterweißen Mädchen, die gerade erst begonnen haben, sich dreckig
zu machen. Der Ausverkauf steckt noch in den Anfängen, es ist verlockend, als
Erster da zu sein und die Reinheit wegzuraffen. Männer, die dann mit ein paar
Büchsen Kaviar und ein paar Ikonen nach Hause kommen. Außerdem Russen, die nach
Hause fliegen. Wie die beiden neben uns mit ihrem schwarzen, steifen Übernachtungsköfferchen,
das sie nicht im Gepäckfach, sondern unterm Sitz verstaut haben, von ihren
Füßen bewacht, von schwarz glänzenden Schuhen. Italienische Schuhe für zwei
Geschäftsmänner aus der ehemaligen Sowjetunion. Was sie wohl verkaufen wollten?
Teile ihres Landes, das auf dem Weg der Demobilisierung ist … Pipelines,
Wohnblocks, Bergwerke, Atomsprengköpfe. Für einen Augenblick stelle ich mir
vor, in den Köfferchen würden sich Kugelschreiber, die töten können, und
Blausäureampullen befinden, wie in den amerikanischen Filmen mit den Spionen,
die aus der Kälte kamen. Doch der Kalte Krieg ist genauso weggeschmolzen wie
alles andere, und diese beiden werden höchstens ein paar Stückchen Parmesan mit
nach Hause bringen.
    Der Vorhang, der uns
von der Economy-Class trennt, ist zugezogen. Die Russen haben viele Gläser Sekt
getrunken, ohne dass sich ihr Gesichtsausdruck oder ihr Tonfall verändert
hätte.
    Die Stewardess, die
uns bedient, hat ein feistes Gesicht und eine kurze Nase, ihr für das toupierte
Haar zu kleines Käppi droht herunterzufallen. Es sieht aus wie ein Schiffchen
auf den Wellen. Anmutig streckt sie ihren dicken Arm und gießt uns mit einigem
Charme etwas zu trinken ein, ohne einen Tropfen zu verschütten.
    » More, please .«
    Auf diesen Moment
habe ich sehnsüchtig gewartet, und jetzt weiß ich nicht mehr, warum. Ich habe
alles getan, um dieses Flugzeug nehmen zu können, doch wenn ein Verrückter oder
ein Entführer jetzt die Tür aufmachte, würde ich wieder aussteigen, hinaus ins
Mehlweiß der Wolken, in die kalte Höhe.
    Es ist ein
plötzlicher Entschluss gewesen, ich war es, die die Tickets besorgt hat, und
ich habe nachgesehen, ob die Pässe noch gültig waren. Wir werden uns das mal
ansehen, werden verstehen, was kostet uns das schon?
    Es war
eine Herzensangelegenheit , sagte die Frau in dem Artikel, den ich beim Friseur gelesen habe. Ich habe einer Frau geholfen, wie ich selbst
eine bin, ich war keine Brutmaschine, ich war eine Leihmutter. Ich trinke Sekt. More, please . Weich im Kopf vom Trinken und von
der Höhe quäle ich mich ein wenig selbst. Wenn es eine Herzensangelegenheit
ist, warum fahren wir dann in ein armes, orientierungsloses Land? Die Römer
weiter vorn reden laut, was unterscheidet diese Hurensöhne eigentlich von mir?
Auch ich bin auf der Suche nach einer Frau, nach einem Bauch.
    »Hör mal …«
    Diego nimmt einen
Ohrstöpsel heraus und steckt ihn mir ins Ohr. Musik von R.E.M. Wir hören zusammen ein Stückchen Losing My Religion .
    … That’s
me in the corner … that’s me in the spotlight …
    »Mach dir keine
Sorgen.«
    Später schläft er.
Ich betrachte seine Hand. Was ist eine Hand? Wer hat uns so zugeschnitten?
    Eine Frau steht auf,
öffnet ein Gepäckfach und zieht eine Tasche heraus. Sie fällt beinahe auf mich,
weil es ein paar kleine Turbulenzen gibt.
    »Entschuldigung.«
    Sie hat ein sympathisches
Gesicht. Ihr Mann schläft auch. Ein Schädel mit wenigen grauen Haaren, der
offene Mund auf dem Kissen, das man uns vor dem Start gegeben hat.
    Sie sitzt hinter mir,
nach einer Weile tippt sie mir auf die Schulter.
    »Haben Sie Angst vor
dem Fliegen?«
    »Nein, ich habe Angst
vor dem Land.«
    »Wie bitte?«
    Was, zum Teufel, rede
ich da? Ich weiß es nicht. Das muss der Sekt sein.
    »Ich habe Angst vor
der Landung«, verbessere ich mich.
    Die Frau gehört zu
der Sorte, die gern redet.
    »Mir macht die
Landung nichts aus, weil man schon die Häuser sieht.«
    In der Reihe neben
uns

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