Das schottische Vermächtnis: Roman (German Edition)
die mir dann auf den Kopf gefallen ist, und seitdem erinnere ich mich an nichts mehr.«
»Ich kenne ihn nicht«, sagte der Kapitän des französischen Schiffs, »aber der Uniform nach zu urteilen, ist er Offizier bei den irischen Brigaden des Königs. Von ihnen befinden sich mehrere auf der Salisbury .«
»Meine Landsleute dürften auch nicht allzu begeistert sein, sie hier zu sehen«, bemerkte Lord Griffin.
»Stimmt«, pflichtete ihm Captain Gordon bei und bat um eine weitere Tragbahre. »Den Mann nehme ich lieber auch mit.«
»Aber«, erwiderte der Kapitän des französischen Schiffs, »wird es nicht zu viel Aufmerksamkeit erregen, wenn Sie zwei Verwundete mit dem kleinen Boot zu Ihrem Schiff bringen?«
»Darf ich Sie daran erinnern, Sir«, erklärte Gordon kühl, »dass dieses ›kleine Boot‹ meinem Befehl untersteht, wie übrigens auch Ihr Schiff? Folglich bitte ich Sie, meine Anweisungen nicht infrage zu stellen.«
Daraufhin wurden die beiden Verwundeten in das Boot und zur Leopard gebracht. Auf seine Männer konnte sich Gordon verlassen; sie würden nichts von dem Krankentransport verraten.
Als die Decke über dem immer noch bewusstlosen Soldaten auf der einen Tragbahre zu verrutschen begann, steckte Gordon sie unter dem unverletzten Arm des Mannes fest.
»Sie kennen ihn«, stellte Lord Griffin fest, der ihn dabei beobachtete.
»Ja.«
»Er spricht mit schottischem Akzent und verteidigt den König wohl nicht zum ersten Mal.«
»In der Tat. Auf ihn ist eine hohe Belohnung ausgesetzt.«
Lord Griffin nickte. »Ah. Gott sei Dank haben Sie Ihren Freund vor den Engländern entdeckt.«
Gordon betrachtete noch einmal Morays Gesicht. »Ich glaube nicht, dass er mich als Freund erachten würde.«
»Aber Sie bewundern ihn.«
Gordon überlegte einen Moment. »Er steht jemandem sehr nahe, der mir sehr wichtig ist. Das bindet uns aneinander, egal, ob uns das passt.«
Kurze Zeit später erreichten sie die Leopard , wo der Schiffsarzt Gordon versicherte, dass Moray nicht ernsthaft verletzt sei. »Ein scharfer Gegenstand ist in seine Schulter eingedrungen, kein Schwert, sondern eher ein spitzes Stück Holz. Das hat die heftige Blutung verursacht. Die Wunde wird genauso gut verheilen wie die an seiner Seite.«
Lord Griffin, der das Angebot des Arztes, ihm eine Hängematte zur Verfügung zu stellen, ausgeschlagen hatte und auf einem Stuhl an der Wand saß, bemerkte: »Offenbar war das nicht der erste Versuch, dem Jungen ans Leben zu gehen.«
Er hatte wie Gordon die Narben gesehen, die Morays Brust und Arme von früheren Schlachten zierten. Um seinen Hals hing ein Lederband mit einem kleinen schwarzen Stein.
Lord Griffin hielt ihn für einen Talisman. »Soldaten sind höllisch abergläubisch.«
»Während ich ihn verbinde«, sagte der Arzt, »wird er kurze Zeit ohne ihn auskommen müssen.« Als er den Stein und das Lederband von Morays Hals entfernen wollte, schloss sich dessen Hand um sein Gelenk.
»Lassen Sie das«, sagte Moray mit rauer Stimme und öffnete halb die Augen.
»Sie sind verletzt, Sir«, teilte der Arzt ihm mit. »Ich muss die Wunde verbinden, und dabei behindert mich der Stein.«
Es dauerte ein paar Sekunden, bis Moray den Griff um das Handgelenk des Arztes lockerte und den Stein an dem Band vorsichtig selbst abnahm. Den Blick auf den Arzt gerichtet, stellte er fest: »Sie klingen wie ein Engländer.«
»Ja, Sir.«
Nur Gordon fiel auf, dass Morays linke Hand zu seiner Hüfte wanderte, als befände sich sein Schwert noch dort. »Auf welchem Schiff bin ich?«
»Keine Sorge, mein Junge«, mischte sich Lord Griffin ein. »Wir sind an Bord der Leopard , in Sicherheit, bei Freunden.«
Als Moray sich erstaunt Lord Griffin zuwandte, entdeckte er Gordon, der zwischen ihnen stand, und sah ihn herausfordernd an. »Bei Freunden«, wiederholte er spöttisch.
»Aye«, bestätigte Gordon. »Jedenfalls vorerst. Aber lange kann ich Sie hier nicht verborgen halten.« Seine nächsten Worte waren an den Arzt gerichtet. »Glauben Sie, er wird sich bis Einbruch der Nacht so weit erholt haben, dass er von Bord gehen kann?«
»Wohin wollen Sie mich bringen?«, fragte Moray argwöhnisch.
»Ich möchte die heutigen Siegesfeiern nutzen, um Sie beide an Bord des Fischerboots zu schmuggeln, das Sie nach Frankreich befördern wird«, antwortete Gordon.
»Und was ist mit den Leuten, die uns heute Morgen auf der Tragbahre gesehen haben?«, erkundigte sich Lord Griffin. »Werden die glauben, dass wir uns in Luft
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