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Das schottische Vermächtnis: Roman (German Edition)

Das schottische Vermächtnis: Roman (German Edition)

Titel: Das schottische Vermächtnis: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanna Kearsley
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dem Kessel in die Pfanne und spülte sie. Wann hatte das letzte Mal ein Mann für mich gekocht und hinterher abgewaschen? Ich konnte mich nicht erinnern.
    »Wo steckt Angus? Wie geht’s seiner Pfote?«
    »Gut, aber ein Spaziergang zu den Bullers wäre im Moment noch zu viel für ihn. Ich hab ihn bei meinem Vater gelassen, den liebt er, weil der ihn immer mit Würstchen verwöhnt.« Er stellte die Pfanne aufs Trockenbrett.
    Als er die Bullers erwähnte, hörte ich zu kauen auf. Verdammt , dachte ich. Ich hatte meinen Traum nicht notiert, und später würden sich sicher nur noch Teile rekonstruieren lassen.
    Graham betrachtete die Pläne von Slains, die auf dem Tisch ausgebreitet lagen. »Wo haben Sie die denn her?«
    »Von Dr. Weir. Er hat sie mir geliehen.«
    »Von Douglas Weir? Woher kennen Sie den denn?«
    »Ihr Vater hat uns zusammengebracht.«
    »Oh, aye.« Er lächelte. »Dad hat Verbindungen, stimmt. Wenn Sie ihm genug Zeit geben, organisiert er für Sie Treffen mit dem halben Ort. Was halten Sie von Dr. Weir?«
    »Ich mag ihn und seine Frau. Bei einem Whisky hat er mir eine ganze Menge über die Geschichte von Slains und die Earls of Erroll erzählt.«
    »Aye, viel gibt’s nicht, was er darüber nicht wüsste.«
    »Das Gleiche hat er von Ihnen behauptet.«
    »Ach.« Er hob interessiert die Augenbrauen und ließ die Finger über den Plan von Slains gleiten, bevor er fragte: »Wen sollen Sie noch treffen?«
    Ich zählte ihm die Namen auf und erwähnte auch die Besichtigungstour mit dem Klempner. »Aber Ihr Bruder hat mir angeboten, die zu übernehmen.«
    »Kennen Sie seinen Fahrstil?«
    »Ja. Deshalb werde ich mich wohl für den Klempner entscheiden.«
    Graham grinste. »Ich fahre Sie gern am Wochenende herum, wenn Sie wollen.«
    »Und Ihr Fahrstil ist gemäßigter?«
    »Aye, natürlich. Ich chauffiere sonntags immer alte Damen zur Kirche. Sie brauchen keine Angst zu haben.«
    Graham konnte ich vertrauen, das spürte ich.
    Das war ein neues, angenehmes Gefühl für mich, das sich draußen fortsetzte.
    Wir gingen den hinteren Weg den Ward Hill hinunter und fanden uns bei den knorrigen Bäumen und dem Bach wieder, wo ich zwei Tage zuvor mit Jane gewesen war. Heute blieb an meinen Schuhsohlen kein Schlamm haften, als wir die Brücke überquerten und hinauf zu den Klippen wanderten.
    Vor uns erhob sich die Ruine von Slains mit ihrem hohen, viereckigen Turm, und ich hätte Lust gehabt, ein paar Minuten zu verweilen, doch an diesem Morgen war die Atmosphäre anders als beim ersten Mal, weil sich ein ziemlich laut lachendes Paar darin aufhielt. Graham folgte mir wortlos, als ich Slains den Rücken kehrte.
    Der Teil des Pfades, der sich dahinter erstreckte, kam mir beunruhigend vertraut vor. Déjà-vu-Erlebnisse hatte ich wie die meisten schon einmal gehabt, dieses ausgedehnte Gefühl, bereits hier gewesen zu sein, jedoch war etwas Neues. Wenn ich nach rechts sähe, dachte ich, wäre da …
    »Dunbuy«, sagte Graham, der wenige Schritte hinter mir stehen geblieben war. »Das heißt …«
    »Gelber Felsen«, führte ich den Satz für ihn zu Ende.
    »Aye. Gelb wird er durch den Kot der nistenden Seevögel. Im Frühjahr machen sie einen ohrenbetäubenden Lärm.«
    Zu dieser Jahreszeit saßen nur ein paar mürrisch dreinblickende Möwen herum, die uns keine Beachtung schenkten. Aber in meiner Phantasie konnte ich die Vögel hören und sehen, von denen Graham sprach. Ich erinnerte mich an sie … Hier fühlte ich mich so zu Hause wie in meiner Heimatstadt.
    Ohne dass Graham etwas gesagt hätte, spürte ich, dass wir uns den Bullers of Buchan näherten. Auf den ersten Blick war außer einer Gruppe von Cottages am Rand eines gefährlichen Abgrunds sowie einem steilen Pfad davor nichts Bemerkenswertes zu erkennen. Bevor wir den Fuß darauf setzten, wusste ich, was mich am oberen Ende erwartete: ein runder Schacht wie der eines riesigen Brunnens, den die See aus dem Fels gewaschen hatte, mit einer Art Brücke, die den Eingang dazu überspannte, und gegen den die Wellen mit solcher Wucht schlugen, dass das Wasser unter mir zu brodeln schien.
    Graham, der, die Hände in den Taschen, neben mir stand, war Teil dessen, woran ich mich erinnerte. Allmählich begann ich mich zu fragen, ob man sich so fühlte, wenn man den Verstand verlor.
    Wie aus weiter Ferne hörte ich Graham die Geschichte der Bullers erzählen, dass der Name vermutlich von dem französischen Wort für »Kessel« – bouilloire – kam, vielleicht auch vom

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