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Das schottische Vermächtnis: Roman (German Edition)

Das schottische Vermächtnis: Roman (German Edition)

Titel: Das schottische Vermächtnis: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanna Kearsley
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kennengelernt und stand in regem schriftlichen Kontakt mit ihm. »Wie geht’s ihm?«
    »Gut. Offenbar hat seine Frau gesundheitliche Probleme, aber Ross jammert nicht so leicht. Jedenfalls hab ich ihn letzte Woche angerufen, um ihm mitzuteilen, dass ich mich wieder mit unserem Stammbaum beschäftige, und um ihn über die Patersons zu informieren. Er ist zwar letztlich nicht mit ihnen verwandt, findet das alles aber trotzdem interessant. Ich hab ihm erzählt, dass ich den Auszug aus dem Taufregister mit dem Eintrag für Sophia Paterson aus der LDS-Bibliothek bestellen will. Da hat er gesagt, er hätte im Moment ein bisschen Zeit und könnte sich persönlich drum kümmern, schließlich sei er vor Ort.«
    »Nett von ihm.«
    »Allerdings. Ich hab grad mit ihm telefoniert. Sophia Paterson«, las er vor, »getauft am 13. Juni 1689, Tochter von James Paterson und Mary Moore. Auch die Namen der beiden Großväter hab ich: Andrew Paterson und William Moore. Das ist mir in einem solchen Register noch nie untergekommen.« Seiner Stimme war anzuhören, dass er strahlte. »Über James’ und Marys Hochzeit hat Ross noch nichts herausgefunden, aber er bleibt am Ball, und jetzt, wo wir die ganzen Namen haben, wird die Suche deutlich einfacher.«
    »Großartig«, sagte ich. »Wirklich toll. Aber …«
    »Aber was?«
    »Könntest du ihn bitten nachzusehen, ob irgendwo etwas über den Tod von Anna Paterson steht?«
    »Von wem?«
    »Sophias Schwester. Sie ist im Testament ihres Vaters erwähnt.«
    »Ach ja, Anna. Wir wissen nicht, wann sie gestorben ist.«
    Ich biss mir auf die Lippe. »Versuch’s mal mit dem Sommer 1706.«
    Langes Schweigen. »Carrie?«
    »Ja?«
    »Warum sagst du mir nicht endlich, woher du das alles hast?«
    »Ich hab da so Ahnungen.«
    »Bis jetzt hast du mit denen genau richtiggelegen. Entwickelst du etwa hellseherische Fähigkeiten?«
    »Daddy, das ist absurd.«
    »Na schön, ich frage Ross, ob er sich damit befassen kann. Du weißt nicht zufällig, wo sie begraben ist?« Das klang fast ein bisschen sarkastisch.
    »Nein. Vielleicht außerhalb von Kirkcudbright, irgendwo auf dem Land.«
    »Gut. Und Carrie? Wenn du damit wieder ins Schwarze triffst, müssen wir uns ausführlicher über deine Ahnungen unterhalten.«
    Die Woche verging wie im Flug, weil ich nun so richtig im Schreibfluss war. Ich arbeitete, bis ich nicht mehr konnte, schlief bis mittags, stand auf und setzte mich wieder an den Tisch. Ein richtiges Essen bereitete ich mir nur selten zu; meist begnügte ich mich mit Müsli oder Spaghetti aus der Dose, die ich nebenher verzehren konnte. In der Spüle stapelten sich Kaffeetassen und Löffel, und am Ende der Woche machte ich mir nicht einmal mehr die Mühe, eine saubere Bluse anzuziehen, sondern schlüpfte einfach in die vom Vortag.
    Wie in einem Wachtraum bewegte ich mich inmitten meiner Figuren in Slains, und die Geschichte um die Liebe von John Moray und Sophia bekam immer mehr Gewicht. Wie viel davon der Erinnerung und wie viel meiner eigenen Sehnsucht nach Graham entsprang, wusste ich nicht.
    Noch waren Sophia und Moray kein richtiges Paar; in Gegenwart der anderen verrieten sie ihre Gefühle füreinander nicht. Außerhalb von Slains jedoch unternahmen sie lange Spaziergänge, auf denen sie sich ausführlich unterhielten.
    Da ich ungern Szenen wiederholte, ließ ich sie nicht mehr an den Strand zurückkehren, obwohl ich spürte, dass sie dorthin gehörten. Vor meinem geistigen Auge sah ich sie so klar an einer bestimmten Stelle, dass ich, als ich eines Morgens ungewöhnlich früh, nämlich um neun statt um zwölf, aufwachte, kurzerhand meine Jacke vom Haken nahm und mich auf die Suche danach machte.
    Ich war seit Tagen nicht mehr draußen gewesen. Meine Augen gewöhnten sich nur langsam an die Helligkeit, und trotz meines dicken Pullovers fror ich. Oberhalb des Strands gab es nach wie vor Dünen, aber nicht mehr an den gleichen Stellen wie dreihundert Jahre zuvor. Der Sand war verweht und von den Wellen an andere Orte getragen worden, doch weiter im Landesinnern befanden sich Hügel, die mir vertraut vorkamen.
    Ich ließ gerade den Blick schweifen, als etwas Braun-Weißes an mir vorbeiflitzte, etwas Gelbes vom Sand aufhob, mit schlammigen Pfoten und wedelndem Schwanz auf mich zurannte und sich gegen meine Beine drückte.
    »Hallo, Angus.« Ich kraulte ihn hinter den Ohren, nahm ihm den Tennisball aus dem Maul und schleuderte ihn, so weit ich konnte. Als er losrannte, hörte ich hinter mir Grahams

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