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Das schottische Vermächtnis: Roman (German Edition)

Das schottische Vermächtnis: Roman (German Edition)

Titel: Das schottische Vermächtnis: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanna Kearsley
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den Garten sehen. Dann führte der Pfad wieder abwärts und brachte sie zu einem Wäldchen, das alle Geräusche außer dem ihrer Schritte, dem Gurren der Tauben und dem Plätschern des Bächleins schluckte.
    Als sie die Fußbrücke darüber erreichten, fragte Moray Sophia unvermittelt: »Liebst du mich?«
    Sie blieb stehen. »John.«
    »Es ist eine ganz einfache Frage: Liebst du mich?«
    »Das weißt du.«
    »Wenn ich dein Herz bereits habe, solltest du mir auch noch deine Hand geben.«
    Sie glaubte, nicht richtig gehört zu haben.
    »Sophia.« Er strich ihr eine Haarsträhne hinters Ohr, wie, um ihr Gesicht besser sehen zu können. »Ich frage dich, ob du mich heiraten willst.«
    Als sie in seine grauen Augen blickte, konnte sie nur noch wortlos nicken.
    »Dann komm mit.«
    »Was, jetzt? John, du weißt, dass das nicht geht. Der Bischof wird nie sein Einverständnis geben …«
    »Der Bischof sei verflucht!«, erwiderte er. »Er hat uns nichts vorzuschreiben.«
    »Und wer soll uns trauen, wenn nicht der Bischof?«
    »Mein Bruder Robert könnte dir als Jurist sagen, dass eine Eheschließung per Handschlag genauso bindend ist wie eine in der Kirche.«
    Eine solche Zeremonie hatte sie einmal als kleines Mädchen miterlebt. Obwohl inzwischen nicht mehr allzu angesehen, wurde das Ritual immer noch praktiziert. Die Tradition stammte aus einer Zeit, in der es, insbesondere in abgelegenen Gebieten, nicht genug Geistliche gab.
    »Sophia, kommst du mit?«
    »Wohin?«
    »Am besten macht man so etwas über dem Wasser.«
    Er blieb auf der Mitte der Brücke stehen und drehte ihr Gesicht zu sich, bevor er ihre Hände ergriff.
    »Ich nehme dich zu meiner angetrauten Ehefrau«, erklärte er mit so leiser Stimme, dass er durch das plätschernde Wasser fast übertönt wurde. »Und jetzt sag mir, dass du mich als Ehemann haben willst.«
    »Ist das alles?«
    »Ja.«
    Sie sah ihm in die Augen. »Ich nehme dich zu meinem angetrauten Ehemann.« Und weil sie das Gefühl hatte, dass die Zeremonie damit nicht abgeschlossen war, beschwor sie noch Gott den Vater, den Sohn und den Heiligen Geist …
    »Ich dachte, du glaubst nicht an Gott.«
    »Dann kann es ja auch nicht schaden, wenn ich um seinen Segen bitte.«
    »Stimmt«, pflichtete er ihr bei und drückte ihre Hand.
    »Sind wir jetzt wirklich verheiratet?«
    »Aye«, antwortete er, »das sind wir.« Sie hörte den Stolz in seiner Stimme. »Das kannst du der Countess sagen, wenn sie dich einem anderen zur Frau geben möchte.« Er besiegelte ihren Bund mit einem langen Kuss. »Alles andere muss warten, weil wir sonst zu spät zum Essen kommen.«
    So also ging das, dachte Sophia: Eine Berührung der Hände, ein paar Worte über dem Wasser und ein Kuss, und plötzlich war alles anders.
    Beim Essen saßen Moray und Sophia einander wie immer gegenüber, und sie taten so, als hätte sich nichts geändert, auch wenn Sophia seinen Blick mied, um sich nicht zu verraten.
    Kirsty, die als Einzige etwas merkte, fing sie nach dem Essen auf dem Flur ab und fragte: »Habt ihr euch gestritten?«
    »Was?«
    »Du und Mr. Moray. Ihr wart sehr schweigsam beim Essen. Hat er dich irgendwie aus der Fassung gebracht?«
    »Nein, nein«, versicherte sie ihr.
    Als Sophia rot wurde, bohrte Kirsty nach: »Erzähl mir bloß nicht, dass alles ganz normal ist.«
    Am liebsten hätte sie ihr Glück mit Kirsty geteilt, aber die Angst davor, Moray in Gefahr zu bringen, ließ sie schweigen. »Ich hab Kopfweh«, erklärte sie mit einem gequälten Lächeln.
    »Kein Wunder bei den ganzen Spaziergängen, die du bei jedem Wetter machst. Wenn das so weitergeht, kriegst du noch eine Erkältung«, rügte Kirsty sie. »Den Tod holen sollte man sich für keinen Mann.«
    »Woher weißt du von meinen Spaziergängen mit Mr. Moray?«, fragte Sophia argwöhnisch.
    »Von Rory. Der sieht alles, sagt aber keinem was außer mir.«
    »Und was hat Rory dir erzählt?«
    »Dass du heute Abend mit Mr. Moray unten auf der Brücke warst und Händchen gehalten hast. Deswegen dachte ich ja auch, ihr hättet euch gestritten …« Plötzlich sah sie Sophia mit großen Augen an.
    »Kirsty«, flehte Sophia, »versprich mir, dass du niemandem was davon verrätst. Hörst du? Niemandem.«
    »Du hast ihn geheiratet!«, flüsterte Kirsty, halb entsetzt, halb begeistert. »Per Handschlag, stimmt’s?«
    »Kirsty, bitte.«
    »Ich sage keinem was, auch nicht Rory. Aber Sophia«, fügte sie, immer noch flüsternd, hinzu, »was machst du jetzt?«
    Das wusste

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